"Pflege - ein Berufsfeld mit Zukunft"
Artikel aus Berlin/Brandenburg
Die Belastungen nehmen zu, der Nachwuchs fehlt: Was sich aus ihrer Sicht ändern muss, damit die Pflege nicht selbst zum Pflegefall wird, verrät die Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Christine Vogler, in ihrem Gastbeitrag.
Die Berichterstattung über die Pflege ist in den letzten Monaten erheblich gewesen - neben den schwierigen Bedingungen des Berufes wird aber auch zwischen den Zeilen oft transportiert, dass es ein Beruf mit Zukunft ist, mit vielen Facetten, Entwicklungs- und unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten, krisensicher und dass er ein hohes Ansehen in der Bevölkerung besitzt. Und die Ausbildungsvergütung gehört mit zu den höchsten, die in Deutschland gezahlt werden.
Diese Faktoren und die persönliche Überzeugung führen dazu, dass sich junge Menschen und auch berufliche Quereinsteiger:innen immer noch gerne für den Beruf entscheiden. Es gilt dann allerdings nach der Ausbildung dafür zu sorgen, dass die Absolvent:innen auch im Beruf verbleiben. Und das schaffen wir nur über die üblichen Stellschrauben, die auch für andere Berufe gilt - gute Arbeitsbedingungen, angemessene Vergütungsstrukturen und ein souveränes berufliches Selbstverständnis.
Wenn diese Bedingungen nicht angemessen vorhanden sind, suchen sich die Menschen andere Berufe und Arbeitsfelder. Wie wir eben auch in den letzten Jahren immer wieder auch feststellen mussten. Unsichere Schichtpläne, schlechte Bezahlung, wenig Einflussmöglichkeiten im Betrieb - das alles führt dazu, dass Pflegende aus dem Beruf aussteigen.
Beeindruckend ist aber auch immer wieder, dass sogenannte Quereinsteiger:innen in den Pflegeberuf einsteigen - also Menschen, die älter sind und zum Teil bereits andere Berufe erlernt haben beziehungsweise studiert haben. Diese entscheiden sich oft dafür, weil sie einen Beruf suchen, der menschlich nachhaltig ist und zukunftssicher. Es ist quasi ein Ankommen nach langer Suche - und diese Menschen bleiben in der Regel auch im Beruf.
Dazu es gibt in der Pflegeausbildung keine Altersbegrenzung. Die älteste Auszubildende, die ich mal erleben durfte, war 53 Jahre alt bei ihrem Einstieg. Bis zum Renteneintritt sind das nach dem Examen noch gut neun Jahre, die sie der Pflege als Pflegefachperson zur Verfügung steht. Am Ende lohnt sich für die Pflegebedürftigen jeder Tag!
Zur Person
Christine Vogler, Jahrgang 1969, ist gelernte Krankenschwester und Diplompflegepädagogin. Seit 2021 leitet Sie als Geschäftsführerin die BBG - Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe gGmbH der Vivantes und Charité in Berlin und engagiert sich bereits seit 20 Jahren ehrenamtlich für die Pflege und Gesundheitsberufe. Für Ihr Engagement für die Pflegeausbildung wurde Sie 2018 mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet. In diesem Jahr ist sie zur Präsidentin des Deutschen Pflegerates gewählt worden.