Im Forum Resilienz stand die Krisenfestigkeit des Gesundheitswesens im Fokus. Gemeinsam betrachteten Christine Klingohr, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Prof. Dr. Lars Kaderali, Direktor des Instituts für Bioinformatik der Universitätsmedizin Greifswald, Dr. Jens Placke, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Uwe Borchmann, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und TK-Landeschefin Manon Austenat-Wied die Versorgungsstrukturen im Land. 

Resilienz als ganzheitliche Aufgabe

Die Diskussion im Forum zeigte, dass im Bereich der resilienten Gesundheitsversorgung verschiedene Themenbereiche miteinander in Beziehung stehen und unterschiedliche Interessen abgewogen werden müssen. Außerdem arbeiteten die Teilnehmenden unter Moderation von Jürgen Zurheide heraus, dass im Gesundheitswesen unterschiedliche Formen der Resilienz benötigt werden. In der Diskussion kristallisierte sich ein passender Vergleich heraus:  Soll eine Stadt krisenfester werden, um sie vor bestimmten Gefahren zu schützen, müssen die Maßnahmen auf die Gefahren abgestimmt werden. Wenn etwa eine Sturmflut droht, können spezifische Maßnahmen wie Wellenbrecher oder Absperrbauwerke ergriffen bzw. errichtet werden. In der gegenwärtigen Situation fehlen viele Informationen, wenn es um die anstehenden Herausforderungen geht. Und gleichzeitig sehen die Akteurinnen und Akteure gemeinschaftlich dennoch genug Herausforderungen, um zu wissen, dass Strukturen angepasst werden müssen.

Jürgen Zurheide fasste es kompakt zusammen: Wenn bestehende Systeme die aktuellen Problemlagen nicht mehr oder nicht gut genug bewältigen können, braucht es Veränderungen. Und wenn wir diese Veränderungen so ausrichten, dass sie unter sich zuspitzenden Gegebenheiten oder weiteren Parallelprozessen weiterhin vital und leistungsfähig sind, dann haben wir das System resilienter gemacht. 

Strukturen bedarfsspezifisch anpassen und stärken bewahren

Der einfachste Weg, um eine starke regionale Versorgung und eine solide Wirtschaftlichkeit miteinander zu kombinieren, sind bedarfsgenaue Angebote. Und wenn wir diese Aspekte miteinander in Beziehung setzen und gute Entscheidungen treffen, werden wir in Gänze ein resilienteres Gesundheitssystem haben. Die Teilnehmenden betonten einheitlich, dass es nichts bringt, Leistungen vorzuhalten, die in größeren Leistungseinheiten in größerer Anzahl und damit qualitativ hochwertiger erbracht werden können. Diesem international unstrittigen wissenschaftlichem Erkenntnisstand dürfen wir uns in Mecklenburg-Vorpommern nicht verschließen. Gerade in der Annahme dieser Tatsache besteht eine große Chance für Mecklenburg-Vorpommern. Wenn wir die Krankenhausplanung stärker als Versorgungsplanung verstehen, auch ambulante Versorgungsangebote stärker bei dieser Betrachtung berücksichtigen, können wir viele der heute bestehenden Probleme lösen. Gleichzeitig müssen wir uns als Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen die Flexibilität bewahren, um Aspekte wie die zum Beispiel die bestmögliche Ausbildung von Fachkräften in den neuen Strukturen zu realisieren. 

Konzentration als Weg zu mehr Resilienz

Auch die Konzentration und Zentralisierung von Leistungsangeboten ist der richtige Weg für M-V. Mit vier Maximalversorgern, davon zwei Universitätskliniken, gibt es extrem leistungsfähige und breit aufgestellte Häuser. Diese können ihre Expertise per Telemedizin in der Fläche verfügbar machen und bei komplexeren Erkrankungen wesentlich routinierter behandeln. Die Grund- und Regelversorgung, sowie die Abdeckung offener ambulanter Versorgungsbedarfe sollte weiterhin die Aufgabe der ländlichen Kliniken sein. Damit bleiben sie, gemeinsam mit den niedergelassenen ambulanten Kollegen, das Rückgrat der regionalen Versorgung. Effekte wie der zunehmend kostspielige Kampf um Fachkräfte und nur ökonomisch orientierte Fallzahlsteigerungen könnten so aber außer Kraft gesetzt werden.