Innovationsausblick 2030
Artikel aus Mecklenburg-Vorpommern
Das Jahrzehnt nähert sich seiner Mitte. Wir werfen einen Blick auf die kommenden Jahre und skizzieren Trends, die das Gesundheitswesen erreichen werden.
Das Gesundheitswesen befindet sich im Digitalisierungsprozess. Doch die heute etablierten digitalen Leistungen wie Videosprechstunden und Telekonsile werden nicht die letzten Innovationen sein, die im Rahmen dieses Prozesses die Versorgung erreichen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick voraus und skizzieren, welche drei Neuerungen das Potential haben, die Versorgungslandschaft bis zum Jahr 2030 umzukrempeln.
Bürokratische Aufgaben automatisieren
Die Digitalisierung revolutioniert seit langem die Buchhaltung und Finanzverwaltung in allen Branchen. Dank fortschrittlicher Softwarelösungen können Betriebe ihre Finanzdaten effizient digital verwalten, Rechnungen im Internet erstellen, Zahlungen verfolgen und Ausgaben kontrollieren. Dabei haben ähnliche Anwendungen noch erheblich mehr Potenzial, um auch bei bürokratischen Aufgaben im Gesundheitswesen zu helfen. So arbeitet das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) bereits mit Hochdruck an einem Arztbriefgenerator. Dieser soll die Informationen aus der Patientenakte innerhalb weniger Sekunden zu einem verwertbaren Entlassbrief verarbeiten. Dafür ist geplant, dass eine Künstliche Intelligenz (KI) alle vorliegenden Dokumente auswertet und einen menschlich anmutenden Text erstellt. Der Vorteil dabei ist, dass so auch leicht verständliche Erklärungen für Patientinnen und Patienten in Sekundenschnelle hinzugefügt werden könnten. Wenn die Software wie angestrebt zum Einsatz kommen kann, könnte nach einer Kontrolle durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte der Entlassbrief per Knopfdruck entstehen. Dies würde bürokratische Aufwände im Klinikalltag erheblich reduzieren. Ähnliche Ansätze sind auch für die anderen Sektoren sinnvoll und sollten sich bis zum Ende des Jahrzehnts verbreitet haben. Die vom Fraunhofer-Institut entwickelte Anwendung soll sogar schon bis zum Ende des Jahres 2024 einsatzfähig sein.
Videosprechstunden weiter ausbauen
Online-Videosprechstunden, elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, eRezept und Telekonsile sind nur einige der digitalen Lösungen, die im Gesundheitswesen auf dem Vormarsch sind. Die Sars-CoV-2 Pandemie hat sich als starker Treiber für Videobehandlungen erwiesen. Die Digitalgesetze des Bundesgesetzgebers sollen weitere Änderungen im Bereich der Digitalisierung bringen. Insbesondere Videosprechstunden könnten in Mecklenburg-Vorpommern noch stärker eingesetzt werden. Damit diese von den Ärztinnen und Ärzten ebenso leicht genutzt werden können wie von den Patientinnen und Patienten, ist es richtig die Verantwortung für Umfang und Voraussetzungen zur Videosprechstunde in die Hände der gemeinsamen Selbstverwaltung zu legen. Die Möglichkeit der Videosprechstunde sollte auch im Beriech der Psychotherapie stark ausgeweitet werden. Denn als niedrigschwelliger und kurzfristiger Zugang so psychotherapeutischer Expertise können insbesondere Personen profitieren, die sonst nicht in der Lage sind, ein Gespräch vor Ort zu führen. Bis zum Ende des Jahrzehnts werden Videosprechstunden ein fest etablierter Bestandteil in der medizinischen Versorgung sein.
KI-Einsatz flächendeckend forcieren
Die Künstliche Intelligenz ist einer der wichtigsten Treiber der digitalen Transformation unserer Gesellschaft. Neben der oben geschilderten Unterstützung bei bürokratischen Aufgaben, kann die KI auch in der Versorgung sowie der Gesundheitsforschung helfen. Besonders weit entwickelt ist KI heute bereits in der Auswertung medizinischer Bildaufnahmen. Bei der Bildauswertung von Röntgendaten oder Ultraschallbildern können durch KI-Muster erkannt werden. Diese weisen frühzeitig auf Unregelmäßigkeiten hin. Gleiches gilt für Bildanalysen in der Dermatologie. Auch hier kann eine trainierte KI bei Fotos von Pigmentveränderungen oder bei der Bewertung von Hautveränderungen unterstützen. Eine derartige Anwendung wird beispielsweise von einer Arbeitsgruppe an der Universitätsmedizin Greifswald entwickelt, die aus dem Innovationsfondsprojekt TeleDermatologie entstanden ist. Wenn diese Entwicklungen erfolgreich voranschreiten, wird die KI-unterstützte Befundung zum Ende der Dekade Versorgungsalltag sein.