TK: Frau Austenat-Wied, wie bewerten Sie die Entwicklungen im Gesundheitswesen Mecklenburg-Vorpommerns im Jahr 2024?

Manon Austenat-Wied: 2024 war ein Jahr voller Herausforderungen, aber auch wichtiger Fortschritte für unser Gesundheitssystem. Die Umsetzung der Krankenhausreform schreitet voran. Die elektronische Patientenakte für alle steht in den Startlöchern und wir arbeiten weiterhin intensiv daran, flächendeckend eine hochwertige Versorgung sicherzustellen.

TK: Gab es besonders große Herausforderungen?

Austenat-Wied: Nach den Jahren der Pandemie erscheinen die heutigen Herausforderungen in ihrer Größe und Intensität gemäßigt. Allerdings spüren wir den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen noch intensiver als vor einigen Jahren. Wir schaffen es in unserem Versorgungssystem noch nicht die neuesten technischen Lösungen einzusetzen, um das bestehende Personal zu entlasten. Dies ist aber eine grundsätzliche Herausforderung. Aus meiner Sicht müssen wir schneller werden, wenn es darum geht, die aktuell verfügbaren Technologien in den Versorgungsalltag zu integrieren. 

TK: Das Jahr ist noch nicht ganz vorbei. Setzen Sie noch einige Akzente in den kommenden Monaten?

Austenat-Wied: Eine der wichtigsten Aufgaben für uns als Krankenversicherung in Mecklenburg-Vorpommern ist es, die Versorgung unserer Kundinnen und Kunden optimal zu gestalten. Das bedeutet, wir müssen die Prozesse, die dafür notwendig sind, im Januar und Februar ebenso engagiert durchführen wie im November oder Dezember. Dies betrifft Themen wie Krankenhausverhandlungen, die Projektarbeit oder die Sicherstellung der ambulanten Versorgung. Hier werden wir nicht nachlassen.

Mit Blick auf die kommenden Wochen liegen mir aber auch viele weitere Themen am Herzen. Wir werden im Rahmen unserer Präventionsprojekte einige Neuerungen und Events auf den Weg bringen. Dabei steht unser Engagement für eine gesundheitsfördernde digitale Bildungswelt weit vorne. Gemeinsam mit der Stadt Rostock und dem Institut für Lernen und Leben e.V. realisieren wir am 19. November den ersten Fachtag zur digitalen Achtsamkeit. Weiterhin sind wir Gesundheitspartner des Selbsthilfetags am 7. November in Rostock. Weiterhin sprechen wir mit jungen Studierenden an der Universität Greifswald über die Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung und werden in einem Expertenkreis mit dem Unabhängigem Centrum für empirische Markt- und Sozialforschung über Verbesserungsmöglichkeiten in der Präventionsarbeit diskutieren. Das Jahr ist also noch keinesfalls zu Ende.

Manon Auste­nat-Wied

Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

TK: Am 22. November entscheidet der Bundesrat, ob für das Gesetz zur Krankenhausreform der Vermittlungsausschuss angerufen wird.

Austenat-Wied: Wir erwarten den 2. Durchgang des Bundesrats gespannt. Allerdings liegt die Entscheidung über das Abstimmungsverhalten an diesem Tag in der Hand der Landesregierung. Daher können wir als Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens die Sitzung nur intensiv verfolgen. Die Teilnehmenden entscheiden an diesem Tag, wie die Krankenhausstruktur in Deutschland zukünftig aussehen wird. Denn selbst wenn der Vermittlungsausschuss angerufen wird, machen die Entwicklungen in der echten Versorgungswelt nicht halt. Klar ist aus meiner Sicht - eine Krankenhausreform ist längst fällig. Die Häuser in unserem Bundesland brauchen Planungssicherheit für die Zukunft. Die Situation der klinikgeschäftsführenden Personen ist gegenwärtig besonders schwierig. Sie wissen schlicht nicht, auf welche Zukunft sie ihre heutigen Handlungen ausrichten sollen. Dieses Stadium muss zügig beendet werden. Und die Politik sollte nicht noch mehr Vertrauen in der Bevölkerung und bei den Akteurinnen und Akteuren der Gesundheitsversorgung verspielen.

Mein Petitum ist daher ganz klar: Wir brauchen eine Reform, die mehr Versorgungsqualität bringt und die Strukturen zukunftssicher aufstellt. Dabei sollten allerdings Webfehler, wie die Finanzierung des Transformationsfonds, dringend behoben werden. Investitionen im Krankenhausbereich sind Aufgabe der Bundesländer.  Es ist unredlich, dass für den Transformationsfonds in die Taschen der Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenversicherungen gegriffen wird. Die Annahme, dass die privaten Krankenversicherungen sich freiwillig an den Kosten der Strukturumwandlung beteiligen, halte ich für Wunschdenken. 

TK: Vielen Dank für das Interview.