Zur Sache: Finanzierung für "H3 - Health Harbor Hamburg" steht
Interview aus Hamburg
Das Projekt "H3 - Health Harbor Hamburg" treibt die Digitalisierung des Gesundheitswesens voran, indem es die Akteure - Krankenkassen und Leistungserbringer sowie die Leistungserbringer untereinander - sektorenübergreifend vernetzt. Nun steht die Finanzierung, um in einem ersten Schritt die Krankenhäuser mittels digitaler Schnittstellen zu vernetzen.
Im Interview berichtet Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, über die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Projektpartnern, wie die Finanzierung zustande kommt und welche Ziele H3 weiterverfolgt.
TK: Frau Puttfarcken, der Health Harbor Hamburg - H3 als Teil der Hamburger Digitalstrategie ist seit 2019 das Vorzeigeprojekt in Hamburg für sektorenübergreifende Zusammenarbeit für ein digitales Gesundheitssystem. Wie steht es aktuell darum?
Maren Puttfarcken: H3 - Health Harbor Hamburg ist ein ambitioniertes Projekt. Ziel ist es ja, alle Akteure in Hamburg an einen Tisch zu bringen und bedarfsorientiert die digitalen Schnittstellen zwischen Krankenhäusern, niedergelassener Ärzteschaft und Krankenkassen zu schaffen. Das hat auch für die Patientinnen und Patienten einen echten Mehrwert. Denn wenn Gesundheitsdaten im geschützten Rahmen digital zwischen den Akteuren ausgetauscht und zum Beispiel Diagnosen und Befunde direkt in die elektronische Patientenakte eingespeist werden können, erhöht das die Transparenz und verbessert die Behandlungsqualität. Nun ist endlich auch der große Meilenstein, wie und aus welchen Töpfen der Strukturaufbau finanziert wird, geschafft! Insgesamt stehen rund 20 Millionen Euro für 23 Krankenhäuser in Hamburg zur Verfügung. Die Hälfte der Gelder stammt aus dem Krankenhausstrukturfonds II beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), der von den Krankenkassen aus Mitteln des Gesundheitsfonds gespeist wird. Die andere Hälfte steuert das Land Hamburg aus Investitionsmitteln bei.
Der größte Fallstrick war lange die Frage, wie das Projekt finanziert wird. In der kleinen Projektgruppe zu H3 haben wir uns als Techniker Krankenkasse von Anfang an eingebracht, um die bereits bestehenden Finanztöpfe optimal zu nutzen.
TK: 20 Millionen Euro sind ein großer Betrag! Wie sind die Finanzierung und Aufteilung zu Stande gekommen?
Puttfarcken: Der größte Fallstrick war lange die Frage, wie das Projekt finanziert wird. In der kleinen Projektgruppe zu H3 haben wir uns als Techniker Krankenkasse (TK) von Anfang an eingebracht, um die bereits bestehenden Finanztöpfe optimal zu nutzen. Krankenhausstrukturfonds, Krankenhauszukunftsfonds und die Regelversorgung bieten alle Möglichkeiten zur Förderung der digitalen Infrastruktur, allerdings sind die gesetzlichen Fördervoraussetzungen sehr unterschiedlich. Deshalb mussten alle Anträge der Krankenhäuser erst einmal sorgfältig daraufhin geprüft werden, was aus welchem Topf förderfähig ist. Damit wollten wir auch sicherstellen, dass es zu keiner Doppelfinanzierung kommt.
Uns war es auch wichtig, dass wir keine parallelen Strukturen zu bereits bestehender Infrastruktur schaffen, sondern die Lösungen und Projekte, die es bereits gibt, klug in ein Gesamtkonzept integrieren. Hier hat die DAK-Gesundheit ihre IT-Expertise eingebracht. Daher gibt es vier sogenannte Use Cases, die Online-Terminbuchungen, Anbindung an die elektronische Patientenakte (ePA) der Krankenkassen oder das teleradiologische Netzwerk zusammenführen. Wir haben dabei immer die Patientinnen und Patienten im Blick: Welche konkreten Vorhaben würden die Versorgung verbessern? Wenn wir eine Plattform hätten, mit der die Leistungserbringer kommunizieren könnten, könnten sie gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten auf die Versorgungsdaten schauen. Mithilfe der Anbindung an die ePA haben sie selbst den Überblick und sind kompetenter Partner im Arzt-Patienten-Kontakt.
TK: Wenn Sie in die Zukunft blicken - was ist im Projekt H3 als nächstes geplant?
Puttfarcken: Die Umsetzung ist ein laufender Prozess, und alle Beteiligten aus den unterschiedlichen Sektoren ziehen an einem Strang. Das ist sicherlich ein besonders positiver Aspekt. Wenn wir es schaffen, mit H3 auf die Telematik-Infrastruktur aufzusetzen und zusätzliche Funktionen zu schaffen, die sektorenübergreifend gedacht sind, haben wir eine gute Chance, der Digitalisierung im Versorgungsalltag einen großen Schub zu verleihen. Ich habe die Hoffnung, dass viele Versicherte mit dem H3-Projekt sehen: Digitalisierung im Gesundheitswesen schafft wirklich eine Verbesserung in der Versorgung. Der nächste Meilenstein ist der Anschluss des ambulanten Sektors in das H3-Netzwerk. Patientinnen und Patienten sollen am Ende beispielsweise nicht mehr die Röntgenbilder im großen Umschlag zur Fachärztin oder zum Facharzt tragen müssen. Bis dahin ist es vermutlich aber noch ein langer Weg.
Hintergrund
Unter der Schirmherrschaft der Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) arbeitet eine kleine Projektgruppe aus stationären Leistungserbringern und zwei Krankenkassen an der Umsetzung des Projekts "H3 - Health Harbor Hamburg" als Teil der Hamburger Digitalstrategie. Der Initiative haben sich darüber hinaus insgesamt 23 Hamburger Plankrankenhäuser, die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH), die Ärztekammer Hamburg, die Hamburger Krankenhausgesellschaft und die Gesundheitswirtschaft Hamburg angeschlossen. Das Projekt ist aus der sektorenübergreifenden Landeskonferenz Versorgung zum Thema Digitalisierung heraus entstanden und soll die verschiedenen Akteure im Hamburger Gesundheitswesen über die Sektorengrenzen hinweg besser miteinander zu vernetzen.