Zur Sache: KI-Sprachmodell unterstützt UKE
Interview aus Hamburg
Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen können dabei helfen, große Datensätze präziser und schneller zu analysieren sowie passgenaue Vorhersagen zu treffen. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nutzt neuerdings ein KI-Sprachmodell, um Ärztinnen und Ärzte bei der Erstellung von Arztbriefen zu unterstützen.
Damit das KI-Sprachmodell "ARGO" Arztbriefe verfassen kann, hat die neu gegründete gemeinnützige UKE-Tochtergesellschaft "Innovative Digitale Medizin" (IDM gGmbH) ein Large Language Modell (LLM) trainiert. Grundlage hierfür waren die Daten aus der 2009 eingeführten digitalen Patientenakte des UKE.
Inwiefern die Nutzung von KI zur Strategie des UKEs gehört, wie es zu "ARGO" kam und welche Potenziale in einer klugen Datennutzung für einen einfacheren Arbeitsalltag am UKE stecken, beantworten im Interview Prof. Dr. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE, und die Geschäftsführer der IDM gGmbH Dr. Nils Schweingruber und Dr. Julius Obergassel.
TK: Prof. Christian Gerloff, inwieweit passt die Einführung und Nutzung des KI-Sprachmodells "ARGO" zur Strategie des UKE? Wie stellen Sie sich das UKE der Zukunft mit kluger Datennutzung vor?
Prof. Dr. Christian Gerloff: Der Ausbau digitaler Unterstützungsleistungen hat im UKE einen hohen Stellenwert. Hierfür haben wir mit unserer Digitalisierungsstrategie bereits frühzeitig das richtige Fundament geschaffen. Digitale Anwendungen wie ARGO stellen eine wertvolle Grundlage für eine zukunftsfähige, individualisierte Präzisionsmedizin dar, die Patient:innen und Mitarbeitenden gleichermaßen zugutekommen kann.
TK: Dr. Nils Schweingruber, wann wurde die Idee für ein KI-Sprachmodell für Arztbriefe geboren und wieviel Arbeitserleichterung erhoffen Sie sich für die Ärztinnen und Ärzte des UKE?
Dr. Nils Schweingruber: Die Grundlage für die Entwicklung von ARGO ist die digitale Patientenakte des UKE. Auf der Basis von etwa sieben Millionen Patientenfällen und unter strengsten Vorkehrungen hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit haben wir ein großes Sprachmodell trainiert und die erste Anwendung nun in den Livebetrieb überführt. Die Unterstützung durch ARGO bei der Erstellung von Arztbriefen kann den Zeitaufwand für den Dokumentationsprozess deutlich reduzieren - Zeit, die unseren Kolleg:innen dann für die direkte Behandlung der Patient:innen zur Verfügung steht.
Die Unterstützung durch ARGO bei der Erstellung von Arztbriefen kann den Zeitaufwand für den Dokumentationsprozess deutlich reduzieren.
TK: Dr. Julius Obergassel, wofür kann das Sprachmodell "ARGO" perspektivisch noch eingesetzt werden? Ist eine Nutzung durch andere Krankenhäuser vorgesehen?
Dr. Julius Obergassel: ARGO lernt medizinisches Wissen, wodurch sich vielseitige klinisch praktische Anwendungen ergeben. Insbesondere möchten wir Diagnostik und individualisierte Therapie unterstützen und den Alltag in der Klinik durch zusätzliche Funktionen weiter erleichtern. Als Non-Profit Unternehmen ist es unser Ziel, ARGO auch anderen Kliniken zur Verfügung zu stellen und dazu beizutragen, digitale KI-basierte Medizin breiter in der Gesundheitsversorgung zu etablieren.