Zur Sache: ePA für alle
Interview aus Hamburg
Anfang 2025 wird die elektronische Patientenakte ("ePA für alle") schrittweise allen gesetzlich Versicherten von ihren Krankenkassen zur Verfügung gestellt. Möglich macht das die sogenannte Opt-out-Regelung aus dem im März 2024 in Kraft getretenen "Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens" (Digital-Gesetz - DigiG).
Welche Vorteile die "ePA für alle" für die Patientinnen und Patienten, aber auch für die Ärztinnen und Ärzte haben wird und was in den ersten Monaten nach der Einführung zu erwarten ist, erklärt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, im Interview.
TK: Anfang 2025 geht es los: Warum braucht es die "ePA für alle"?
Maren Puttfarcken: Wir haben uns lange gewünscht, dass die "ePA für alle" startet. Denn wie viele im Gesundheitssektor wissen, gibt es die ePA schon eine Weile, aber sie konnte in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen ihr Potenzial nicht entfalten. Sei es wegen der komplizierten Einrichtung oder weil der Nutzen für viele schlicht und einfach nicht erkennbar war. Die Mehrheit der Versicherten, die eine ePA will, hat sie noch nicht aktiviert. Mithilfe der Regelungen aus dem Digital-Gesetz versprechen wir uns, dass sich das endlich ändern wird.
Natürlich gibt es auch einige wenige unter den Versicherten, die widersprechen und damit keine ePA bekommen. Für diese bleibt alles beim Alten, schließlich ist die Nutzung der ePA freiwillig. Aus unserer Sicht bietet die ePA für die Versicherten sehr viele Vorteile: Mehr Kontrolle, mehr Transparenz, mehr Wissen um die eigene Gesundheit und die eigenen Daten. Plus: Die Patientensicherheit wird gestärkt, Doppeluntersuchungen werden vermieden und Behandlungspläne besser koordiniert.
Ist die ePA einmal eingerichtet, können die Versicherten ihre Gesundheitsdaten wie Befunde, Medikamente, Impfungen und Allergien sicher speichern und verwalten. Sie haben endlich mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten.
TK: Was ändert sich für die Patientinnen und Patienten?
Puttfarcken: Realistisch gesehen werden die Versicherten zu Beginn des Jahres noch keine weitreichenden Änderungen bemerken. Zuerst müssen die Krankenkassen die ePA für die Versicherten erst einmal einrichten. Ist die ePA einmal eingerichtet, können die Versicherten ihre Gesundheitsdaten wie Befunde, Medikamente, Impfungen und Allergien sicher speichern und verwalten. Sie haben endlich mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten. Versicherte können selbst bestimmen, welche Ärztinnen und Ärzte Einblick in ihre Daten bekommen und diese Einstellungen auch jederzeit ändern. Die ePA wird nach und nach weiterentwickelt werden und mehr Funktionen bekommen.
TK: Warum sollten Leistungserbringer, wie zum Beispiel Arztpraxen oder Krankenhäuser, an Bord sein?
Puttfarcken: Arztpraxen und Kliniken können nun darauf vertrauen, dass sie die medizinischen Informationen ihrer Patientinnen und Patienten vollständig und über einen sicheren Kommunikationsweg bekommen. Schluss mit Faxgeräten, Schluss mit Kopieren, Einscannen und dem Einholen telefonischer Informationen zwischen den Leistungserbringern. Nach einer Zeit der Umstellung und des Neu-Lernens wird der administrative Aufwand geringer sein und es bleibt mehr Zeit für die Behandlung. Sicherlich wird sich am Anfang einiges "zurecht ruckeln" müssen, aber die Vorteile einer ePA liegen auch für die Leistungserbringer auf der Hand: Eine gut gepflegte Patientenakte unterstützt die Ärztinnen und Ärzte bei Entscheidungen und dabei, die Behandlung individuell anzupassen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Leistungserbringer wird einfacher.
Für den "TK-Monitor Patientensicherheit 2024" hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) bundesweit Erwachsene zum Thema Patientensicherheit befragt. Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland steht der Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv gegenüber. 84 Prozent geben an, dass die ePA eher bzw. sehr große Vorteile in der Gesundheitsversorgung bringen wird.
Ich bin aus allen genannten Gründen daher sehr optimistisch, dass wir in einem Jahr zur "ePA für alle" ein positives Resümee ziehen werden. Die Digitalisierung - und damit die ePA - trägt entscheidend zu einer besseren und modernen Versorgung bei.
Hinweise
Weitere Ergebnisse der Befragung gibt es im TK-Monitor Patientensicherheit 2024 .
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Zeitraum vom 29. April bis 22. Mai 2024 bundesweit insgesamt 1.000 Personen ab 18 Jahren.