Innovationen als Grundlage des Gesundheitswesens der Zukunft
Position aus Saarland
Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor vielen Herausforderungen. Nur mit den bisherigen Strukturen sind diese nicht mehr zu bewältigen. In seinem Standpunkt beschäftigt sich Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland, deshalb mit dem Thema Innovationen und deren Rolle für das Gesundheitssystem.
Innovationen begegnen uns tagtäglich im Kleinen und Großen. Durch die fortschreitende Digitalisierung werden deren Tempo und Frequenz noch einmal gesteigert. Im Folgenden erläutere ich, warum Innovationen auch im Gesundheitssystem so wichtig sind, wie wir als TK zu diesem Thema stehen und wieso das Saarland ein geeigneter Startpunkt für diese Erneuerungen ist.
Mit der Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen einen kräftigen Schub erfahren und damit einige wichtige Innovationen gefördert. Das war auch dringend notwendig. So sind Videosprechstunden plötzlich eine echte Alternative zum Praxisbesuch. Außerdem haben sich insgesamt mehr digitale Angebote etabliert. Ein großer Schritt hin zu einem modernen und zukunftsfähigen Gesundheitswesen wurde schon vor der Corona-Pandemie eingeleitet, ist aber erst im Jahr 2021 gestartet: die elektronische Patientenakte (ePA) . Zusätzlich stellen das elektronische Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die Weichen Richtung Zukunft.
TK fördert Innovationen
Wir als Techniker Krankenkasse fordern und fördern ein innovatives Umfeld. Ein Teil der Strategie ist es, mit Start-ups zu kooperieren, um unseren Versicherten neue Angebote machen zu können. Beispielhaft seien die neolexon Artikulations-App für Kinder mit Sprachstörungen und die virtuelle Therapie von Sympatient zur Behandlung von Angststörungen mittels Virtual Reality genannt. Um den Kontakt zu diesen Unternehmen schon früh herzustellen, bietet die TK ein eigenes InnovationsPortal an. Dort können Gründerinnen und Gründer, die eine Kooperation mit der TK anstreben und die Mindestvoraussetzungen erfüllen, ihre Idee in den Innovationssteckbrief eintragen. Die Kolleginnen und Kollegen aus der TK geben dann zeitnah Bescheid, ob das Produkt tatsächlich interessant und geeignet ist. Darüber hinaus bietet das Portal mit dem "Health Product Wheel" und dem "Wegweiser durch das Gesundheitswesen" auch Gründerinnen und Gründern in der Entwicklungsphase wichtige Tools zur Orientierung.
Eine sinnvolle Ergänzung der aktuellen Rahmenbedingungen wäre aus TK-Sicht ein festes Budget für Innovationen. Dessen Größe sollte sich an der Zahl der Versicherten bemessen: Jede Krankenkasse sollte bis zu zwei Euro für jeden ihrer Versicherten aus ihren Rücklagen in ein solches Budget überführen dürfen. Damit fördern die Krankenkassen dann mittelbar über Verträge der besonderen Versorgung oder unmittelbar durch Investitionen Unternehmen, die Versorgungsinnovationen entwickeln.
Das Saarland hat Potenzial für Innovationen
Doch wie sieht es denn eigentlich mit Innovationen im Saarland aus? Wir haben an der Saar eine sehr aktive und gut vernetzte Gründungsszene. Das liegt zum einen am Informatik-Schwerpunkt an der Universität des Saarlandes, zum anderen aber auch den Ansiedelungen des CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Noch gibt es aber selten Gründungen, die sich in Richtung des Gesundheitsmarktes orientieren. Das soll sich ändern. Mit der Gründung von Health.AI, dem saarländischen Innovationsnetzwerk, dem auch die TK angehört, soll beispielweise die Gesundheitsversorgung mit Hilfe künstlicher Intelligenz verbessert werden.
Dass sich insgesamt etwas ändern muss, liegt auf der Hand. Denn der demografische Wandel, die Landflucht und der Mangel an Fachkräften werden weiter zunehmen und das Gesundheitswesen zusätzlich vor Herausforderungen stellen. Meiner Meinung nach können diese nur mit innovativen Ansätzen und neuen Ideen so gelöst werden, dass auch zukünftig eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung möglich und bezahlbar ist. Voraussetzung ist, dass die Politik, alle Beteiligten des Gesundheitssystems und die gesamte Gesellschaft an einem Strang ziehen. Dabei werden wir sicher auch mal Rückschläge verkraften müssen. Wichtig ist, dass wir es trotzdem immer wieder versuchen, auch mal neue Wege zu gehen!