HealthHack 2024
Interview aus Niedersachsen
Mit dem alljährlichen HealthHack der Metropolregion GmbH wird ein Raum geschaffen, in dem Visionärinnen und Visionäre konkrete Lösungsansätze für das deutsche Gesundheits- und Pflegewesen für die Zukunft entwickeln, erproben und umsetzen können. In diesem Jahr sind Raphael Koßmann, Leiter Regionales Vertragswesen TK-Landesvertretung Niedersachsen, als Jury-Mitglied und TK-Fachreferent Jochen Blaser als Mentor am 12. und 13. April in Braunschweig dabei.
TK: Herr Koßmann, die TK ist seit Beginn Kooperationspartner des HealthHack. Warum sind wir als Krankenkasse beteiligt?
Raphael Koßmann: Als TK-Landesvertretung Niedersachsen sind wir Partner der ersten Stunde, weil wir überzeugt davon sind, dass in Niedersachsen viele Menschen mit großartigen und innovativen Ideen zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems zu Hause sind. Als TK ist es Teil unserer DNA, dafür zu sorgen, dass gesundheitliche Versorgungsangebote zunehmend digital zur Verfügung stehen. Sie sind gefragter denn je und bieten Entwicklungschancen, von denen man heute vielleicht noch gar keine Vorstellung hat. Der HealthHack ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.
TK: Was denken Sie… Wo hakt es im Gesundheitssystem derzeit besonders? Welche Lösungen brauchen wir beispielsweise dringend?
Koßmann: Ein großes Thema ist der Fachkräftemangel. Ich wünsche mir echte Innovationen zur Erleichterung der Arbeit aller Professionen im Gesundheitssystem. Die Bürokratie durch den Wegfall oder die Vereinfachung von Vorschriften abzubauen, ist nicht die Aufgabe beim HealthHack. Ich bin mir aber sicher, dass es viele Prozesse gibt, die datenbasiert zum Beispiel mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) entlastet und im "Outcome" vielleicht sogar verbessert werden können. Ich denke, dass professionsübergreifend Kollaboration gelebt werden muss, um die immer komplexeren Fragestellungen im System zu bewältigen und wieder mehr Raum für die Arbeit an den Patientinnen und Patienten zu schaffen. Digitale Lösungen können dabei helfen.
Ich wünsche mir echte Innovationen zur Erleichterung der Arbeit aller Professionen im Gesundheitssystem.
TK: Sie sind in diesem Jahr als Jurymitglied dabei: Welche Kriterien sind für Sie wichtig, bei der Bewertung der vorgestellten Ideen?
Koßmann: Ich wünsche mir, dass bei den Ideen konkret sichtbar wird, welchen Mehrwert sie im Versorgungsalltag bewirken können. Darüber hinaus sollte deutlich werden, wie die Umsetzung erfolgen soll.
TK: Jochen Blaser, Sie stehen den Teams schon seit dem ersten Hackathon als Mentor beratend zur Seite: Wie sieht ihre Unterstützung im Genaueren aus?
Blaser: Ich bin seit knapp 30 Jahren im Gesundheitswesen tätig und habe sowohl auf der Seite der Leistungserbringer gearbeitet (Krankenhäuser, Rehaeinrichtungen und Pflegeeinrichtungen) wie auch auf Seiten der TK. Wichtig ist für mich, die richtigen Fragen zu stellen, um gemeinsam mit dem Start-Up an dem Versorgungsprozess zu arbeiten.
Das Start-Up muss sich entscheiden, will es in den ersten oder zweiten Gesundheitsmarkt mit seiner Lösung bedienen: Der erste Gesundheitsmarkt, das heißt die Erstattung der Leistungen durch die gesetzlichen Krankenkassen ist allerdings sehr reguliert. Hierbei kann ich auf Basis der gesetzlichen Grundlagen mögliche Lösungen für die geplante Innovation aufzeigen.
TK: Gibt es einen wichtigen Tipp, den Sie den Teams in diesem Jahr mitgeben können?
Blaser: Ich finde es sehr wichtig, vom Kunden aus zu denken und die Akzeptanz aller am Versorgungsprozess Beteiligter zu gewinnen. Ein digitales Produkt, welches der Patientin oder dem Patienten nutzt, aber bei der verordnenden Ärztin beziehungsweise dem verordnenden Arzt mehr Arbeit bei gleicher Vergütung verursacht, wird Akzeptanzprobleme haben. Es ist daher wichtig den Versorgungsprozess aus Sicht aller Beteiligter zu betrachten, um durch "Perspektivenhopping" möglichst Win-Win-Win-Situationen herzustellen.
Ich finde es sehr wichtig, vom Kunden aus zu denken und die Akzeptanz aller am Versorgungsprozess Beteiligter zu gewinnen.
TK: An welche Momente oder Ideen denken Sie, mit Blick auf die vergangenen Hackathons, gerne zurück?
Blaser: Ich finde die Gespräche bei Hackathons generell sehr inspirierend. Man spürt eine Aufbruchstimmung. Diese entspannte Atmosphäre und die Diskussion mit den Start-Ups in cooler Location, genieße ich immer. Ich bin begeistert von VR-Brillen, sowie von dem unterstützenden Einsatz von Algorithmen in der Versorgung. Beides verspricht aus meiner Sicht viel Potential in der Zukunft, daher lasse ich mir hierbei besonders gerne begeistern.