#Chefinsache zum neuen Digital-Gesetz
Interview aus Mecklenburg-Vorpommern
In der aktuellen #Chefinsache erläutert Manon Austenat-Wied, wie die Bürgerinnen und Bürger von digitalen Angeboten der Gesundheitsversorgung profitieren können.
TK: Frau Austenat-Wied. Mit dem Digital-Gesetz hat das BMG nun die neuen Pläne vorgelegt. Welche Chancen sehen Sie für das Gesundheitsversorgung in Mecklenburg-Vorpommern?
Manon Austenat-Wied: Als Flächenland hat Mecklenburg-Vorpommern mit 69 Einwohnern je km² die geringste Bevölkerungsdichte und ist mit einem Durchschnittsalter von 47,5 Jahren die drittälteste Bevölkerung in Deutschland. Das stellt das Bundesland vor große Herausforderungen, zeigt jedoch auch Chancen für eine bessere und qualitativ hochwertigere Versorgung. Die Digitalisierung hat bereits innovative Lösungen wie Videosprechstunden hervorgebracht. Diese stellen eine passende Ergänzung für die Versorgung im ländlichen Raum dar. Mit der zunehmenden Nutzung digitaler Angebote steigt gleichzeitig auch die Akzeptanz auf Seiten der Ärzteschaft und der Bürgerinnen und Bürger. Videosprechstunden sind eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Versorgung geworden. Weite Anfahrtswege werden vermieden und fachärztliche Expertise kann den Versicherten ortsunabhängig zur Verfügung gestellt werden. Die Zukunft des Gesundheitswesens wird maßgeblich von digitalen Versorgungsangeboten geprägt sein, die darauf abzielen, den Alltag zu erleichtern und von unnötigem bürokratischem Aufwand zu befreien.
TK: Die Digitalisierung im Gesundheitssektor bietet vielfältige Möglichkeiten. Diese müssen jedoch auch genutzt werden. Wo sehen sie konkrete Handlungsbedarfe?
Manon Austenat-Wied: Insbesondere für die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept sehe ich kurzfristige Verbesserungspotentiale. Bisher haben weniger als ein Prozent der Versicherten die ePA installiert. Ähnlich sieht es bei den E-Rezepten aus. Nur ein Bruchteil aller Rezepte wurden digital ausgestellt. Hier gilt es, die Praxistauglichkeit zu verbessern. Neben den digitalen Gesundheitsangeboten spielt die Datennutzung eine entscheidende Rolle. Für uns hat der Datenschutz und die Datensicherheit höchste Priorität. Gleichzeitig sollen Versorgungsleistungen dabei nicht eingeschränkt werden. Im Klartext: wir müssen eine gesellschaftliche Debatte über die Datennutzungsmöglichkeiten führen. Ausgehend von diesen Versorgungsdaten können wir Prozesse optimieren und den Versicherten individuelle Empfehlungen geben. Die Perspektive der Patientinnen und Patienten und das Thema Transparenz müssen in den Fokus gerückt werden. In diesem Zusammenhang eröffnet uns der perspektivisch nutzbare Datenpool eine neue Dimension, insbesondere vor dem Hintergrund knapper Ressourcen und den Herausforderungen des Fachkräftemangels.
Die stärkere Vernetzung im Gesundheitswesen bietet uns vielfältige Möglichkeiten.
Dies erfordert ein aktives Handeln und stellt die Weichen für eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung.
TK: Mit dem neuen Gesetz gewinnt die Digitalisierung nun an Dynamik. Auf welche Aspekte legen Sie besonderen Wert, um die regionale Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern nachhaltig und zukunftssicher zu gestalten?
Manon Austenat-Wied: Ein zentraler Aspekt ist die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung. Gerade in unserem Flächenland müssen wir gewährleisten, dass jeder Zugang zu medizinischer Versorgung hat. Durch den Ausbau digitaler Gesundheitsanwendungen und einer sektorenübergreifenden Versorgung schaffen wir weitere Angebote und schließen Versorgungslücken. Die dabei einhergehende Vernetzung von Hausärztinnen, Fachärzten, Krankenhäusern ist der entscheidende Schritt zu einer nahtlosen patientenzentrierten Versorgungskette. Innovationsfondsprojekte leisten einen maßgeblichen Beitrag im Sinne einer interdisziplinären und sektorenübergreifenden Zusammenarbeit. Mit der "TeleDermatologie" haben wir bereits zusammen mit der Universitätsmedizin Greifswald, der Informations- und Kommunikationsgesellschaft Neubrandenburg und dem Institut für angewandte Versorgungsforschung ein Innovationsfondsprojekt erfolgreich in die Regelversorgung überführt. Der Erfolg des Projektes besteht in der Interaktion unterschiedlicher Facharztgruppen und der Kooperation über Sektoren hinweg, mittels eines suffizienten telemedizinischen Netzwerkes. Die Struktur und Performance lassen sich ebenso auf andere Indikationen anwenden. In unserem Innovationsfondsprojekt NeTKoH können sich so Patientinnen und Patienten mit neurologischen Anliegen an die Hausarztpraxen wenden, die sich dann entsprechend mit den Fachärztinnen und Fachärzte der Universitätsmedizin Greifswald telemedizinisch austauschen.