Muskelfaserriss: Ursachen, Symptome & Behandlung
Es besteht ein fließender Übergang von Muskelzerrung zum Muskelfaserriss. Zunächst reißen nur wenige Muskelfasern, ehe eine größere Anzahl von Muskelfasern und schließlich Muskelfaserbündel oder auch Muskeln komplett reißen. Erfahren Sie, welche Ursachen es für einen Muskelfaserriss gibt und wie Sie dem Reißen von Muskeln aktiv vorbeugen können.
Wie kommt es zum Muskelfaserriss?
Vor allem in zweigelenkigen Muskeln der Oberschenkelrückseite (ischiokrurale Muskulatur) und Oberschenkelvorderseite (M. rectus femoris) müssen beim Laufen gegenläufige Bewegungen koordiniert werden. So strecken zum Beispiel während des Laufens die Muskeln der Oberschenkelrückseite das Hüftgelenk und beugen gleichzeitig das Kniegelenk. Nach erfolgter Kontraktion müssen diese Muskeln gleich wieder elastisch nachgeben. Diese plötzlichen, starken Belastungen stellen die häufigste Ursache für einen Muskelfaserriss dar.
Kein Wunder also, dass gerade die Beinmuskulatur im Oberschenkel, aber auch die Muskulatur in der Wade (Musculus gastrocnemius), bei hohen Belastungen (beispielsweise Sprint) besonders gefährdet ist, einen Riss der Muskeln zu erleiden. Besonders häufig ist die Sportverletzung Muskelfaserriss im Profi-Fußball und bei anderen Sportarten mit hoher Muskelbelastung und abrupten Bewegungsabläufen.
Häufige Ursachen von Muskelfaserrissen
- Fehlendes muskuläres, statisches Gleichgewicht, eingeschränkte Koordination
- Müde und überlastete Muskeln
- Unterkühlte Muskeln bei Kälte oder nach nicht ausreichender Aufwärmphase
- Schlag oder Tritt gegen den Muskel
- Nicht ausgeheilte Vorverletzung
Diese Ursachen können neben einem Muskelfaserriss auch andere Verletzungen wie Zerrungen und Dehnungen provozieren. Als Profi-Sportler:in im Fußball, Handball oder in anderen Sportarten mit hohem Tempo und Krafteinsatz sollten Sie Ihrem Körper immer ausreichend Erholungszeiten gönnen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Sportarten, bei denen häufig Muskelfaserrisse auftreten
Auch bei gut trainierten Sportlerinnen und Sportlern kann es zu einem Muskelfaserriss in der Wade, im Oberschenkel oder im Arm kommen. Muskelfasern sind zwar dehnbar, lassen sich aber bei unsanftem Körperkontakt oder unglücklichen Bewegungen auch überdehnen - selbst dann, wenn sie gut trainiert sind. Vielleicht ist auch das Wetter schlecht, die Luft kalt oder die Bodenverhältnisse sind schwierig. "All das kann erklären, warum Muskelfasern so stark überdehnen, dass sie schließlich reißen", erklärt TK-Sport-Experte John Hufert. Besonders bei Sportarten, die sowohl Kraft als auch Ausdauer erfordern, sind Muskelfaserrisse keine Seltenheit.
Muskelfaserriss im Fußball und Handball
Fußball- und Handballspielerinnen und -spieler haben immer wieder mit leichten und schwereren Bänder- und Muskelverletzungen zu tun, denn diese, aber auch andere Ballsportarten erfordern viel Körpereinsatz. Da kann es leicht passieren, dass eine zu schnelle oder unglückliche Bewegung oder ein harter Zweikampf zur Überdehnung eines Muskels und im Ernstfall auch zum Muskelfaserriss führt. Bei Fußballern und Handballern sind die Waden am häufigsten von solchen Verletzungen betroffen.
Symptome: Wie Sie einen Muskelfaserriss erkennen
Verletzte Muskeln machen zehn Prozent der typischen Verletzungen durch den Sport aus. Schmerzt ein Muskel während des Spiels plötzlich stark, gilt: lieber pausieren! Wer weiter belastet, kann sich noch schwerer verletzen. Beim Muskelfaserriss schießen nach abrupten, schnellen und kräftigen Bewegungen plötzlich heftige Schmerzen in den betroffenen Bereich ein. Weitere typische Symptome, an denen Sie einen Muskelfaserriss erkennen, umfassen
- Sicht- und tastbare Delle am Muskel, später Schwellung an dieser Stelle
- Druck- und Dehnungsschmerzen
- Die Entstehung eines Blutergusses (Hämatom)
- Je nach Ausprägung: Funktionseinschränkungen, vor allem in Hinblick auf die Kraft- und Dehnfähigkeit des Muskels
Tipp: Bei Verdacht auf eine Muskelzerrung oder einen Muskelfaserriss sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Durch eine Ultraschalluntersuchung kann eindeutig festgestellt werden, ob und wie weit der Muskel eingerissen ist. Die beschriebenen Symptome können auch auf eine Zerrung hindeuten. Nur nach sicherer ärztlicher Diagnose kann eine entsprechende Behandlung erfolgen.
Behandlung eines Muskelfaserrisses
Als Sofortmaßnahme bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss in der Wade beziehungsweise im Unterschenkel oder im Oberschenkel sollten Sie die P.E.C.H.-Regel anwenden. Diese kann die Heilung des verletzten Muskels beschleunigen und Schwellungen, Blutergüsse sowie Schmerzen reduzieren. Die P.E.C.H.-Regel besteht aus vier Schritten:
P = Pause
E = Eiskühlen mit Coolpacks oder Eisbeuteln
C = Compression, Druckverband
H = Hochlagern
Es ist zudem das Beste, mit dem Sport zu pausieren, bis geklärt ist, ob und wie stark der Muskel verletzt ist. Während eine Muskelzerrung schneller heilt, fallen Sportlerinnen und Sportler bei einem Muskelriss mehrere Wochen lang aus. Der Diagnose des Arztes folgt eine entsprechende Therapie. Diese besteht zumeist aus Schonung des verletzten Muskels, Kühlung und entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Gegebenenfalls helfen darüber hinaus Massagen und Physiotherapie, die Dauer der Heilung zu verkürzen und das Muskelgewebe schnell wieder zu kräftigen. Ob und ab wann physiotherapeutische Anwendungen und Übungen erfolgen können, entscheidet der behandelnde Arzt.
Wie Sie einem Muskelfaserriss vorbeugen
Sportler können viel dafür tun, dass es möglichst erst gar nicht zu Verletzungen von Muskeln, Bändern und Gelenken kommt. Vor dem Sport sollten Sie die Muskulatur immer aufwärmen. Für Profis im Fußball bedeutet das zum Beispiel, die hintere Oberschenkelmuskulatur zu kräftigen und die vorderen Muskeln zu dehnen. Allgemeines Koordinationstraining sowie das Abrufen und Erlernen wichtiger Bewegungsmuster sind ebenfalls wichtig, um Muskelfaserrisse und deren Folgen zu umgehen. Nicht zu unterschätzen: Müdigkeit ist ein wichtiger Grund dafür, dass Sportler und Sportlerinnen sich verletzen. Studien zeigen, dass das Verletzungsrisiko zum Beispiel gegen Ende eines Fußballspiels stark ansteigt. Müde Spieler gehören daher eigentlich ausgewechselt.
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Übungen zur Vorbeugung von Muskelfaserrissen
Wichtig: Ob Joggen, Fußball oder Schwimmen - die benutzten Muskeln und Muskelgruppen sollten vor dem Training oder einem Wettkampf immer aufgewärmt und gedehnt werden. Auch nach dem Sport ist Dehnen hilfreich, um die beanspruchten Muskelfasern bei der Regeneration zu unterstützen.
Die folgenden Übungen können gut vor und nach dem Sport zur Vorbeugung von Muskelfaserrissen und anderen Sportverletzungen angewendet werden:
Übung 1: Oberschenkel dehnen (Dehnung je zirka 10 bis 15 Sekunden halten)
- Stellen Sie sich mit beiden Beinen parallel auf den Boden und stemmen Sie zur Stabilisierung die Hände in die Hüften.
- Gehen Sie mit dem rechten Bein nach vorne in den Ausfallschritt: Das rechte Knie steht im 90°-Winkel, die rechte Hüfte bleibt dabei parallel zur linken, der linke Oberschenkel wird auf der Vorderseite gedehnt.
- Gehen Sie zurück in die Ausgangsposition und wiederholen Sie die Übung mit dem linken Bein.
Übung 2: Wade dehnen (Dehnung je zirka 5 bis 10 Sekunden halten)
- Stellen Sie sich mit beiden Beinen parallel auf den Boden.
- Ziehen Sie die rechte Fußspitze nach oben, sodass der rechte Fuß auf der Ferse steht.
- Beugen Sie den Oberkörper nach vorne und versuchen Sie, die rechte Fußspitze mit der rechten Hand zu greifen und leicht heranzuziehen. Die rechte Wade wird gedehnt.
- Kommen Sie in die Ausgangsposition zurück (langsam aufrollen) und wiederholen Sie die Übung mit dem linken Fuß.
Übung 3: Wade aufwärmen (Spannung zirka 5 Sekunden halten)
- Stellen Sie sich mit beiden Beinen parallel auf den Boden und halten Sie sich zur Stabilisierung gegebenenfalls mit den Händen an einer Stuhllehne oder ähnlichem fest.
- Stellen Sie sich mit beiden Beinen auf die Zehen. Die Wadenmuskeln werden angespannt.
- Gehen Sie zurück in die Ausgangsposition und wiederholen Sie die Übung 5 bis 10 Mal.
Sportmedizinische Untersuchung
Damit Ihre Muskeln gesund bleiben: Wer beispielsweise eine neue Sportart ausprobieren oder nach einer längeren Sportpause wieder mit dem Training beginnen möchte, dem bietet die Techniker einen sportmedizinischen Check an. Hier werden Sie unter anderem zu für Sie geeigneten Sportarten und dem richtigen Training beraten.