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Gicht entsteht durch eine Störung des Purinstoffwechsels. Dabei sammelt sich zu viel Harnsäure in unserem Blut an. Harnsäure wird sowohl mit der Nahrung aufgenommen als auch im Körper produziert. Erreicht die erhöhte Harnsäurekonzentration einen kritischen Punkt, entstehen Harnsäurekristalle, sogenannte Uratkristalle. Diese lagern sich vorzugsweise in den Gelenken, in Schleimbeuteln oder Sehnen sowie in den harnableitenden Organen wie etwa der Niere ab. Harnsäurekristalle können akute Gichtanfälle mit Schmerzen, Rötungen und Schwellungen hervorrufen. Wird der erhöhte Harnsäurespiegel nicht behandelt, kann es auf Dauer zu Bewegungseinschränkungen und Verformungen der Gelenke sowie zu chronischen Schmerzen kommen. An der Niere können sich Nierensteine bilden und eventuell die Nierenfunktion beeinträchtigen. Auch im Herzen können sich Kristalle ablagern. 

Besteht die Gicht bereits seit längerer Zeit, kommt es zu sogenannten Gichtknoten, medizinisch Gichttophi von lateinisch Tophus = Stein. Diese Knoten finden sich typischerweise an der Ohrmuschel, aber auch zum Beispiel an der Achillessehne, an den Händen oder den Ellenbogen, in der Unterhaut sowie in Sehnenscheiden und Schleimbeuteln, etwa im Kniegelenk.  

Normalerweise trifft Gicht ältere Menschen, Männer deutlich häufiger als Frauen. In den meisten Fällen ist die Stoffwechselstörung erblich bedingt, der Mediziner spricht in dem Fall von einer primären Gicht. Seltener können auch andere Erkrankungen wie zum Beispiel Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Leukämie die Ursache für erhöhte Harnsäurespiegel sein. Auch bestimmte Medikamente, beispielsweise aus der Krebstherapie, können sich auf den Harnsäurespiegel auswirken. In all diesen Fällen handelt es sich um eine sekundäre Gicht.

Was einen Gichtanfall begünstigt

Selbst wenn Sie zu einem erhöhten Harnsäurespiegel neigen, entwickelt sich daraus nicht immer ein akuter Gichtanfall. Häufig kommen hier äußere Faktoren hinzu wie zum Beispiel:

  • Der Verzehr großer Mengen purinreicher Lebensmittel
  • Übermäßiger Alkoholkonsum
  • Zu viel Säfte oder Softgetränke und somit zu viel Fruchtzucker
  • Starker körperlicher Stress zum Beispiel durch Verletzungen, Infekte oder ungewohnte Anstrengung
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • Zu schneller und hoher Gewichtsverlust etwa durch bestimmte Erkrankungen oder radikale Null-Diäten - diese Ursache ist jedoch eher selten

Wie Gicht und Ernährung zusammenhängen

Über unsere Ernährung nehmen wir sogenannte Purine zu uns - organische Substanzen, die in unserem Körper beim Zellstoffwechsel zu Harnsäure umgewandelt werden. In hoher Konzentration sind Purine etwa in Fleisch, Wurst, Innereien und manchen Fischen sowie auch in bestimmten Gemüsesorten wie etwa in grünen Erbsen, Rosenkohl oder auch Spargel enthalten. Eine üppige purinreiche Ernährung kann somit auf Dauer unseren Harnsäurespiegel erhöhen und dadurch einen Gichtanfall provozieren. 

Doch auch bei Getränken gibt es einiges zu beachten. Vor allem Alkohol ist problematisch, weil dieser die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere behindert. In der Folge steigt der Harnsäurespiegel an. Besonders ungünstig ist Bier, da dieses zusätzlich zum Alkohol auch noch viel Purin enthält. Wein hat zwar weniger Purine als Bier, dafür aber mehr Alkohol. Trotzdem gilt: Wenn es unbedingt Alkohol sein muss, dann lieber ein Glas Wein. 

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass auch fruktosehaltige, also mit Fruchtzucker gesüßte Getränke wie Säfte und Softdrinks bei Gicht ein Problem sind. Zum einen steigert Fruktose indirekt die körpereigene Purinsynthese, zum anderen hemmt sie - ähnlich wie Alkohol - die Ausscheidung der Harnsäure.   

Wenn der Schmerz kommt

Typischerweise tritt ein Gichtanfall nachts auf. Dabei trifft es oftmals den großen Zeh, genauer gesagt, das Großzehengrundgelenk: Es schwillt plötzlich an, die Haut rötet sich und fühlt sich heiß an - der Mediziner spricht dann von Podagra. Die Schmerzen sind massiv und können durch Bewegung und Berührungen verstärkt werden, bereits eine leichte Bettdecke auf der Zehe kann dann unerträglich sein. Seltener von einem Gichtanfall betroffen sind etwa das Sprung-, das Schulter- oder das Kniegelenk. Ohne Behandlung dauert ein schmerzhafter Gichtanfall etwa ein bis zwei Wochen an. Er kann jederzeit wieder auftreten und sogar chronisch werden. 

Ärztliche Untersuchung beim akuten Gichtanfall 

Ihr Arzt wird das schmerzende Gelenk untersuchen sowie Ihr Blut auf erhöhte Harnsäurewerte und Ihren Urin auf eine möglicherweise verminderte Ausscheidung von Harnsäure testen. Zudem befragt er Sie zu Ihren Beschwerden und Essgewohnheiten sowie zur Einnahme bestimmter Medikamente. Um Ihr erbliches Risiko zu bestimmen, erkundigt er sich, ob in Ihrer Familie bereits jemand an Gicht erkrankt ist. 

Unter Umständen entnimmt der Arzt Ihnen etwas Gelenkflüssigkeit durch eine Gelenkpunktion, um den Verdacht auf Gicht zu bestätigen. Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, lassen sich gichttypische Veränderungen der Gelenke und Gichtknoten auch auf Röntgenaufnahmen nachweisen.

Therapie: Schmerzen lindern und Gichtanfälle reduzieren

Bei einem akuten Gichtanfall helfen oft entzündungshemmende Schmerzmittel wie zum Beispiel nicht-steroidale Antirheumatika - kurz NSAR - oder Colchicin gegen die Beschwerden. Eventuell verschreibt Ihr Arzt Ihnen auch kurzfristig ein Kortisonpräparat. Sie können zusätzlich Ihr Gelenk schonen und hochlagern. Auch kühlende Umschläge helfen, die Schmerzen zu reduzieren.

Medikamentöse Dauertherapie

Daneben gibt es erprobte Arzneimittel, die die Erkrankung auf Dauer eindämmen und weitere Gichtanfälle abwehren können. So hemmen etwa sogenannte Urikostatika wie zum Beispiel Allopurinol den Umbau vor Purinen zu Harnsäure. Sogenannte Urikosurika können die Harnsäureausscheidung über die Nieren erhöhen. Auch Colchicin hat sich in der Dauertherapie der Gicht bewährt. All diese Medikamente müssen langfristig eingenommen werden. Ihr Arzt wird Sie gegebenenfalls auf das passende Präparat einstellen. 

Ihre Mithilfe zählt

Neigen Sie zu einem erhöhten Harnsäurespiegel? Dann können Sie Ihr Risiko für Gichtanfälle selbst reduzieren und Ihren Therapieerfolg maßgeblich unterstützen. 

  • Essen Sie purinarm: Ernähren Sie sich kalorienarm und ausgewogen. Setzen Sie viel Milch und magere Milchprodukte sowie Obst und Gemüse, Kartoffeln und Salate auf Ihren Speiseplan. 
  • Ernähren Sie sich fettarm: Vermeiden Sie fettreiche Lebensmittel wie Wurst, fettes Fleisch, fettigen Fisch und Innereien. Achten Sie auch darauf, Speisen möglichst kalorienarm zuzubereiten, also zum Beispiel dünsten oder grillen und Fleisch am besten kochen. Ein erfahrener Ernährungsberater kann Ihnen in einer Patientenschulung alle Ihre Fragen beantworten und leckere Rezepte mitgeben. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.
  • Trinken Sie viel: Es sollten täglich zwei bis drei Liter sein, am besten in Form von Leitungs- oder Mineralwasser sowie ungesüßten Tees. Auf Alkohol und Softdrinks sollten Sie möglichst verzichten.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Spaziergänge, Fahrradfahren oder Schwimmen helfen beispielsweise, den Harnsäurespiegel zu senken. Wenn Sie unter Übergewicht leiden, kann Bewegung auch dazu beitragen, Ihr Körpergewicht behutsam zu normalisieren - auch das wirkt sich auf den Harnsäurespiegel günstig aus. Ihr Body-Mass-Index - kurz BMI - sollte dauerhaft unter 25 liegen. 
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