Was ist Aids beziehungsweise HIV?
Fieber, Müdigkeit, geschwollene Lymphknoten - eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) kann sich zu Beginn ähnlich anfühlen wie ein grippaler Infekt.
Die Symptome treten in der Regel rund zwei bis drei Wochen nach einer Ansteckung auf. Aus diesem Grund verbinden die meisten Betroffenen sie zunächst nicht mit einer HIV-Infektion. Ein Teil der Infizierten wiederum hat zu diesem Zeitpunkt noch keine oder nur sehr schwach ausgeprägte Beschwerden.
Die grippeähnlichen Symptome klingen meist nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Danach kann die HIV-Infektion monate-, manchmal jahrelang ohne Beschwerden verlaufen - oder unspezifische Symptome hervorrufen, die nicht mit dem HI-Virus in Zusammenhang gebracht werden. Krankheitsverlauf und -manifestation sind von Person zu Person sehr unterschiedlich.
Übertragungswege
HI-Viren befinden sich im Blut und in Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Vaginalsekret und können zum Beispiel bei ungeschütztem Sex übertragen werden. Tatsächlich stecken sich Menschen am häufigsten über Vaginal- oder Analverkehr an. Gefährdet sind vor allem Personengruppen, die häufig wechselnde Sexualkontakte haben.
Angehörige medizinischer Berufe haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, sich mit dem HI-Virus anzustecken. Auch Drogensüchtige können sich infizieren, beispielsweise, wenn sich Infizierte und Nicht-Infizierte ein Spritzbesteck teilen. Hohe hygienische Standards und engmaschige Tests sorgen in Deutschland dafür, dass eine HIV-Übertragung durch verunreinigte Blutkonserven heute nahezu ausgeschlossen ist.
Hatten Sie Kontakt zu einer Person, die möglicherweise infiziert ist, sollten Sie sich testen lassen.
Wenn Sie schwanger und HIV-positiv sind, können Sie die Erkrankung während der Geburt oder beim Stillen auf Ihr Kind übertragen. Umso wichtiger ist es, dass Sie parallel medikamentös behandelt und engmaschig betreut werden: Eine HIV-Therapie und zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen können das Risiko senken, dass sich Ihr Baby bei Ihnen ansteckt.
Ein schneller Test bringt Klarheit
Seit 2018 können Sie einen Selbsttest in Apotheken oder Drogeriemärkten erwerben. Auch in ärztlichen Praxen, in Gesundheitsämtern oder Aids-Beratungsstellen werden Testmöglichkeiten angeboten. HIV-Antikörper sind frühestens sechs Wochen nach der Infektion im Blut nachweisbar. Erst nach zwölf Wochen kann sicher ausgeschlossen werden, dass Sie sich angesteckt haben.
Für den Selbsttest benötigen Sie in der Regel etwas Blut aus Ihrer Fingerkuppe. Das Ergebnis können Sie nach wenigen Minuten ablesen. Da diese Tests sehr sensibel reagieren, liefern sie manchmal falsch-positive Ergebnisse: Ist Ihr Selbsttest positiv, wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin dies immer durch einen weiteren Test im Labor überprüfen.
Geschwächtes Immunsystem
HIV schädigt das Immunsystem. Haben Sie sich infiziert, entwickeln sich zunächst Antikörper im Blut. Dies kann zu den oben genannten grippeähnlichen Symptomen führen, die in der Regel nach ein bis zwei Wochen abklingen. In dieser akuten Phase sind Sie besonders ansteckend: Die körpereigene Abwehr ist noch nicht aufgebaut und die Viruslast daher besonders hoch.
Nach dieser Phase beginnt oft eine symptomfreie Zeit, die Monate, manchmal Jahre andauern kann. Treten Beschwerden auf, sind diese häufig zu unspezifisch, um sie mit einer HIV-Infektion in Verbindung zu bringen. Unbehandelte HIV-Positive leiden oft an Pilzinfektionen , etwa im Mund oder Genitalbereich, an Fieber oder Gürtelrose . Das Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, sich gegen die Erreger zu wehren. Eine Behandlung kann diese sogenannten opportunistischen Infektionen verhindern oder eindämmen.
Doch selbst wenn Sie sich in dieser Zeit gesund fühlen, kann die Erkrankung Ihr Immunsystem bereits nachhaltig schädigen. Je eher die HIV-Therapie beginnt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Erkrankung mild verläuft. Wird eine HIV-Infektion erst spät erkannt, kann es zum Ausbruch des Acquired Immune Deficiency Syndrome (Aids) kommen. Das Immunsystem ist in diesen Fällen bereits stark geschädigt, was häufig mit lebensbedrohlichen Erkrankungen einhergeht. Der schwere Immundefekt äußert sich typischerweise durch bestimmte Formen von Lungenentzündung, problematische Infektionen mit Herpesviren, Tuberkulose oder durch einige Tumorarten.
Moderne Therapien
Die Forschung, die sich mit der Behandlung von HIV befasst, ist weit fortgeschritten und wird intensiv betrieben. Mittlerweile stehen Ihnen verschiedene Wirkstoffkombinationen zur Verfügung, mit denen die Therapie individuell angepasst werden kann. Entwickeln Sie zum Beispiel Resistenzen gegen ein bestimmtes Präparat oder sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu erwarten, kann Ihre Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt Ihnen eine andere wirksame Kombination verschreiben.
Ein normales Leben dank Therapie
Steht fest, dass Sie sich mit HIV infiziert haben, wird in der Regel umgehend eine sogenannte kombinierte antiretrovirale Therapie (cART) mit Tabletten eingeleitet. HI-Viren gehören zur Gruppe der Retroviren. Die Medikamente verhindern, dass sich diese Viren im Körper vermehren. So kann die Krankheit zwar nicht geheilt, ihr Verlauf aber deutlich abgemildert werden.
Die Viruslast im Blut wird durch regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen ermittelt. Wenn die Behandlung rechtzeitig beginnt und Sie sich strikt an Ihren Therapieplan halten, kann Ihnen dies meist ein selbstbestimmtes, nahezu beschwerdefreies Leben ermöglichen. Alltägliche Tätigkeiten wie Einkaufen, Schwimmen oder Unternehmungen mit Freunden und Freundinnen sind dann problemlos möglich. Auch Operationen oder eine invasive Zahnbehandlung sind unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen möglich, ebenso wie ein erfülltes Liebesleben. Wenn Sie Ihre Behandlung konsequent fortführen, sinkt mit der Viruslast im Blut auch das Risiko, Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu infizieren. Sie bleiben jedoch potenziell ansteckend, da HIV beziehungsweise Aids zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht heilbar ist. Praktizieren Sie weiter Safer Sex , um sicherzugehen.
Bei Fragen stehen Ihnen beispielsweise die Deutsche Aidshilfe (DAH) und Beratungsstellen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung. Weitere Informationen zu spezialisierten Fachkräften finden Sie bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä).
Keine Seltenheit
2021 waren weltweit 38,4 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. 1,5 Millionen haben sich 2021 neu angesteckt. In Deutschland lebten Ende 2021 nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) rund 90.800 HIV-positive Menschen. Etwa 8.600 davon wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sie das HI-Virus in sich tragen. Neu infiziert hatten sich 2021 laut RKI rund 1.800 Personen.