Was ist eine Candidose?
Jährlich erkranken etwa eine Milliarde Menschen weltweit an einer Pilzinfektion. Bei einer starken Immunabwehr sind die Erreger meist harmlos, sie kommen sogar natürlicherweise auf der menschlichen Körperoberfläche vor. Verursachen Pilze hingegen unangenehme Infektionen, ist eine ärztliche Behandlung sinnvoll.
Bei vielen Menschen finden sich Pilze auf der Haut, auf den Schleimhäuten oder im Darm, ohne dass diese dort Beschwerden verursachen. Sind jedoch die Abwehrkräfte geschwächt, kann der normalerweise harmlose Pilz zahlreiche Körperstellen befallen. Risikofaktoren sind zum Beispiel steigendes Alter, eine Vorerkrankung wie Diabetes mellitus oder eine Chemotherapie. Auch vorgeschädigte Haut, zum Beispiel durch eine Hauterkrankung, oder eine schlecht sitzende Zahnprothese können einen Pilzbefall begünstigen.
Der Großteil aller Pilzinfektionen wird dabei durch den Hefepilz Candida albicans verursacht. Mediziner sprechen dann von einer Candidose. Der Hefepilz kommt besonders an feuchtwarmen Orten vor und kann verschiedene Körperregionen betreffen. Typisch sind weiße Beläge auf Schleimhäuten, die sich leicht abwischen lassen. Darunter ist die Haut oft stark gerötet.
Pilze - weder Bakterien noch Pflanzen
Pilze sind eine eigene Lebensform, haben spezielle Ansprüche an ihre Umwelt und pflanzen sich auch ganz anders fort als beispielsweise Bakterien: Sie teilen sich nicht und pflanzen sich auch nicht geschlechtlich fort, sondern bilden Sporen aus. Pilzerreger mögen ein feuchtwarmes, eher saures Milieu und haben auf gesunder Haut meist kaum eine Chance.
Lokaler Pilzbefall ist häufig
Eine Pilzinfektion kann Menschen jedes Alters betreffen:
- Bei kleinen Kindern kann die Haut unter der Windel gerötet und wund sein. Die häufigste Ursache dafür ist die durch Pilze verursachte Windeldermatitis, auch Windelausschlag genannt.
- Frauen, insbesondere Schwangere, leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einem Scheidenpilz , der hormonell bedingt sein kann und meist unangenehm juckt und brennt .
- 10 bis 30 Prozent aller Menschen sind weltweit von Nagelpilz betroffen, der häufig die Fingernägel befällt. Allerdings sind hier die Übeltäter meist sogenannte Fadenpilze (Dermatophyten) und nur äußerst selten Hefepilze.
- Nehmen Sie bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Kortisonsprays für die Atemwege oder Immunsuppressiva ein, können Pilzinfektionen als Nebenwirkung auftreten. Auch eine Chemotherapie kann eine mögliche Ursache sein.
- Bei einer Stoffwechselerkrankung oder einer Vorerkrankung, die das Immunsystem schwächt, kann in der Folge eine Pilzinfektionen auftreten. Beispiele hierfür sind ein Diabetes mellitus oder eine HIV-Infektion .
Die meisten Pilzinfektionen lassen sich gut behandeln. Im Zusammenhang mit einer krankheits- oder therapiebedingten stark geschwächten Abwehr kann eine Pilzinfektion ins Blut übergehen und auch innere Organe befallen. Dann ist eine umgehende Therapie wichtig.
Soor: Pilzinfektion der Mundhöhle
Befällt ein Pilz die Mundhöhle, kann er dort eine brennende Entzündung verursachen. Mediziner sprechen dann vom sogenannten Mundsoor. Typisch ist neben den abwischbaren, weißlichen Stippen auch ein pelziges Gefühl im Mund. Suchen Sie Ihren Hausarzt auf, um die Ursache der Infektion abklären zu lassen. Mit guter Mundhygiene und lokalen Pilzmitteln (zum Beispiel als Lutschtablette oder Gel) gelingt es dann oft, den Pilzbefall in den Griff zu bekommen.
Wichtig: Ursachenforschung bei Pilzinfektion
Einige Pilzinfektionen sind eher harmlos, etwa der sogenannte Windelausschlag bei Säuglingen. Sind Sie unsicher, an wen Sie sich im Falle einer Pilzinfektion wenden sollen, fragen Sie Ihren Hausarzt. Er kann eine Behandlung empfehlen und Sie gegebenenfalls zum richtigen Facharzt überweisen. Bei Beschwerden im Intimbereich ist beispielsweise Ihr Frauenarzt der richtige Ansprechpartner, bei Nagel- oder Hautveränderungen kann Ihnen Ihr Hautarzt weiterhelfen. Suchen Sie einen Arzt auf, wenn Sie eine Pilzinfektion im Mund bemerken - besonders, wenn diese scheinbar ohne ersichtlichen Grund auftritt.
Sind Haut oder Schleimhäute von einem Pilz befallen, kann Ihr Arzt die Diagnose oft schnell stellen und eine Behandlung empfehlen. Nicht nur die Untersuchung ist wegweisend: Im Gespräch kann Ihr Arzt auch mögliche Zusammenhänge mit Vorerkrankungen oder Medikamenten erfragen und mehr über eine mögliche Ursache herausfinden. Das liefert wichtige Anhaltspunkte für die Therapie. Zudem kann Ihr Arzt auch einen Abstrich nehmen, der unter dem Mikroskop untersucht wird und mit dem sich der Erreger nachweisen lässt.
So werden Sie den Pilz wieder los
Ist die Diagnose gestellt, kann Ihr Arzt Ihnen eine geeignete Therapie empfehlen. Betroffene Stellen lassen sich mit speziellen Salben oder Pasten behandeln, die Sie zu Hause wie empfohlen auftragen. Je nachdem, welcher Teil des Körpers betroffen ist, kommen die Wirkstoffe in unterschiedlicher Form zum Einsatz, zum Beispiel als Lutschtablette bei Mundbefall oder als Scheidenzäpfchen bei Scheidenpilz.
Lässt sich die Infektion nicht ausreichend gut behandeln oder kehrt sie immer wieder, kann Ihr Arzt Ihnen auch Tabletten verordnen, die gegen Pilze wirken. Bei schweren Verläufen können geeignete Medikamente auch als Infusion verabreicht werden.
Probiotika im Kampf gegen pathogene Darmpilze?
Dass eine natürliche Bakterienflora weitgehend vor Pilzinfektionen im Darm schützt, ist schon länger bekannt. Forscher versuchen jetzt, sogenannte Probiotika, also ein Gemisch aus natürlich vorkommenden Bakterien, gezielt gegen Pilzbefall einzusetzen. In Versuchen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Bakterien die Vermehrung der ungesunden Pilze bremsen und das Gewebe dabei unterstützen, den Pilz wieder loszuwerden. In Zukunft könnten Probiotika zum Schutz besonders gefährdeter Menschen zum Einsatz kommen.