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Alkoholkonsum mit der anfänglich entspannenden Wirkung hat Schattenseiten: In psychiatrischen Kliniken werden jährlich etwa 200.000 Personen mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit behandelt. Jeden Tag verlieren etwa 200 Menschen in Deutschland ihr Leben als direkte oder indirekte Folge von Alkoholkonsum.

Es gibt keinen risikofreien Konsum

Geschätzt 2,5 Millionen Deutsche trinken mehr als eine sogenannte risikoarme Menge. Risikofrei ist der Alkoholkonsum nie, er geht immer mit Gefahren einher. Von einem schädlichen Gebrauch sprechen Fachleute, wenn Menschen regelmäßig zu viel trinken und dabei körperliche oder psychische Schäden durch den Alkoholkonsum in Kauf nehmen. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eine risikoarme Menge des Zellgifts Alkohol wie folgt: Bei Männern sind es maximal 24 Gramm Reinalkohol am Tag - das entspricht etwa zwei Gläsern Bier je 0,3 Liter - an höchstens 5 Tagen in der Woche. Bei Frauen liegt der Wert bei nur 12 Gramm Reinalkohol. Da ihr Flüssigkeitsgehalt im Körper niedriger ist als bei Männern, führt die gleiche Menge Alkohol bei Frauen zu einer höheren Alkoholkonzentration im Blut.

Der Krankheitsverlauf

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich in der Regel sehr individuell. Fachleute definieren bei dem Krankheitsverlauf jedoch vier Phasen:

Voralkoholische Phase

Eine Person trinkt zunächst gelegentlich, dann fast täglich. Sie versucht, mithilfe des Alkohols Stress abzubauen und negative Emotionen oder Gedanken zu vertreiben, was anfangs meist auch funktioniert. Die Phase kann Monate bis Jahre andauern. Fast unmerklich kommt es dabei zu einer Toleranzentwicklung: Der oder die Betroffene benötigt immer mehr Alkohol, um zu entspannen oder sich gut zu fühlen.

Anfangsphase (Prodromalphase) 

Der Konsum steigert sich. Die Konsumentin oder der Konsument trinkt immer wieder heimlich, zum Teil schon morgens. Typisch für diese Phase ist außerdem, sich Vorräte anzulegen und auch heimlich zu trinken. Die betroffene Person nimmt wahr, dass ihr Trinkverhalten von der Norm abweicht, und entwickelt Schuldgefühle, gegen die sie wiederum anzutrinken versucht. Auch Gesprächen über den eigenen Konsum versuchen die meisten Betroffenen aus dem Weg zu gehen.

Kritische Phase

Der oder die Erkrankte ist nicht mehr in der Lage, Beginn, Menge und Ende des Trinkens frei zu bestimmen. Zunehmend entgleitet Trinkenden die Kontrolle über das eigene Leben: Vereinbarungen werden nicht mehr eingehalten und es wird immer schwieriger, die Arbeitsanforderungen zu bewältigen. Der Alkoholkonsum lässt sich nun nicht mehr verheimlichen. Das führt häufig zu Streit im familiären Umfeld oder in der Partnerschaft und auch zu Problemen im Arbeitsleben. Abstinenzvorhaben scheitern oft mehrfach, was zu Selbstvorwürfen und Selbstmitleid führen kann. Ein Teufelskreis hat sich fest etabliert. Weitere Merkmale sind:

  • deutliche körperliche Entzugssymptome im nüchternen Zustand
  • Vernachlässigung anderer Interessen und sozialer Kontakte 

Chronische Phase 

Häufig ist eine Alkoholikerin oder ein Alkoholiker tagelang betrunken und konsumiert bereits am Morgen, um die Entzugserscheinungen zu dämpfen und einfache Tätigkeiten erledigen zu können. Körper und Gesundheit werden immer mehr vernachlässigt, es kommt zu Zusammenbrüchen und Klinikeinweisungen. Die betroffene Person baut auch mental ab: Gedächtnisleistung sowie Kritik- und Urteilsfähigkeit reduzieren sich. Die Alkoholerkrankung zeigt sich oft durch körperliche Schäden, wie zum Beispiel eine Leberzirrhose oder Nervenschäden ( Polyneuropathie ). 

Machen Sie sich Gedanken über Ihren Alkoholkonsum? Finden Sie mit einem Online-Selbsttest heraus, ob Ihr Trinkverhalten womöglich die Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit erfüllt. Auch Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt sowie Suchtberatungsstellen sind geeignete Anlaufstellen, wenn Sie etwas gegen Ihren Alkoholkonsum unternehmen möchten.

Alkohol: Wirkung und Folgen

Die anfängliche Wirkung von Alkohol wird häufig als sehr angenehm empfunden. Doch das Blatt wendet sich oft schnell. Das Zellgift kann großen gesundheitlichen Schaden anrichten. Allein in Deutschland sterben jeden Tag 200 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Alkoholkonsum. 

Die Rauschwirkung

Wenn Sie Alkohol trinken, gelangt dieser in erster Linie über das Verdauungssystem in Ihre Blutbahn. Je nachdem,

  • wie viel und
  • wie schnell Sie trinken,
  • ob Sie männlich oder weiblich sind,
  • wie viel Sie wiegen und
  • wie schnell Ihr Körper den aufgenommenen Alkohol abbauen kann, 

steigt Ihr Alkoholpegel individuell an. Gemessen wird die Konzentration des Alkohols im Blut in Promille. 

Die euphorisierende und entspannende Wirkung des Alkoholkonsums entfaltet sich bis etwa 0,3 Promille. Gleichzeitig verändert sich auch schon Ihr Wahrnehmungsvermögen: Sie können zum Beispiel Entfernungen nicht mehr exakt einschätzen und auch Ihre Urteilsfähigkeit lässt nach.

Schon ab 0,5 Promille entwickeln die meisten Konsumierenden Koordinations- und Konzentrationsstörungen, hören und sehen schlechter und werden reizbarer.

Ab 0,8 Promille verstärken sich Gleichgewichtsstörungen. Alkoholisierte Personen überschätzen ihre Fähigkeiten meist stark - ihr Unfallrisiko steigt.

Spätestens mit 1,0 Promille können sich "ungeübte" Trinker kaum noch klar artikulieren. Sie verlieren ihre Hemmungen und ihre Stimmung schwankt oft zwischen Glückseligkeit, Frustration und Aggression. Kreislaufprobleme und Herz-Rhythmus-Störungen können auftreten. Hohe Trinkmengen können außerdem bis hin zu epileptischen Anfällen, Atemlähmung sowie einem tödlichen Koma führen.

Alkohol und Stimmung

Alkohol, chemisches Ethanol, bewirkt im Gehirn die vermehrte Ausschüttung verschiedener Botenstoffe, die die Stimmung der Konsumierenden beeinflussen können: Gammaaminobuttersäure (GABA) und Serotonin zum Beispiel dämpfen Ängste und wirken beruhigend. Dopamin und Endorphine werden unter anderem mit Euphorie, Tatendrang oder erhöhter Kontaktfreudigkeit in Verbindung gebracht. 

Die Folgen des langfristigen Konsums

Körperliche Schäden

Alkohol kann die Schleimhäute, Organe, Muskeln und Nervenzellen schädigen und so die Entstehung von mehr als 200 Erkrankungen fördern. Welche Schäden auftreten, ist individuell und von Körperorgan zu Körperorgan unterschiedlich. Am häufigsten sind:

Das Hauptabbauprodukt von Alkohol, Acetaldehyd, kann die DNA von Zellen schädigen. Somit steigert schädlicher Alkoholkonsum das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen wie Mundhöhlen - und Rachenkrebs, Kehlkopf - und Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs , Dick- und Enddarmkrebs sowie bei Frauen auch das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Alkohol hindert den Körper außerdem daran, Nährstoffe wie Vitamin B1 oder Folsäure aufzunehmen. Chronischer Konsum begünstigt daher Mangelerscheinungen und auch Kleinhirnschwund .

Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann bei Kindern unter anderem zu Kleinwuchs, verminderter Intelligenz, Herzfehlern oder Verhaltensstörungen führen (Fetales Alkoholsyndrom). 

Folgen für die Psyche

Zu den möglichen psychischen Schäden durch dauerhaften Alkoholkonsum gehören:

  • Persönlichkeitsveränderungen wie mangelndes Selbstwertgefühl, Aggressivität oder verstärkte Eifersucht
  • Depressionen, Angsterkrankungen
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (Demenz), Intelligenzminderung

Juristische und soziale Konsequenzen

Alkoholkonsum verursacht jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden von knapp 40 Milliarden Euro. Neben Verkehrsunfällen spielen auch Straftaten sowie Produktivitätsverluste eine große Rolle.

Schon geringe Mengen Alkohol beeinflussen die Koordinationsfähigkeit meist stark. Die Reflexe werden schwächer und Betrunkene können Entfernungen schlechter einschätzen. Alkohol beeinträchtigt zudem auch das Seh- und Hörvermögen. Allein im Jahr 2019 starben 228 Menschen bei Verkehrsunfällen mit Alkoholeinfluss, 17.183 Personen wurden verletzt. Fachleute schätzen, dass etwa 45 Prozent aller im Straßenverkehr tödlich verunglückten Menschen wegen Alkoholkonsums anderer Verkehrsteilnehmenden sterben. 

Etwa 222.000 Straftaten werden jedes Jahr unter Alkoholeinfluss begangen. Im Jahr 2014 ermittelten Behörden beispielsweise gegen 250.000 Tatverdächtige wegen einer Gewalttat unter Alkoholeinfluss. Die Ermittlerinnen und Ermittler bringen etwa 30 Prozent aller Gewalttaten wie Totschlag oder sexuellen Missbrauch mit Alkohol in Zusammenhang. 

Wegen Alkoholkonsums kommt es jedes Jahr zu Produktivitätsverlusten von über 30 Milliarden Euro. Ein Großteil des Verlusts entsteht, weil trinkende Personen nicht zur Arbeit erscheinen. Bei 20 bis 25 Prozent aller Arbeitsunfälle sind Menschen involviert, die getrunken haben.

Wie wird eine Alkoholabhängigkeit festgestellt? 

Der Prozess ist oft schleichend: Bis Betroffene einsehen, dass der Alkohol sie fest im Griff hat, dauert es meist Jahre. Das Trinken zu bagatellisieren und zu leugnen, ist Teil der Erkrankung. Fachleute nennen klare Warnzeichen und Krankheitskriterien.

Bei den meisten Betroffenen kreisen die Gedanken ständig ums Trinken, sobald der Konsum selbst zur Problemlösungsstrategie wird: Wer ständig seinen Kummer ertränkt oder seinen Groll herunterschluckt, ist stark gefährdet, abhängig zu werden. 

Achten Sie auf folgende Warnzeichen:

  • Sie sind unfähig, ohne Alkohol zu entspannen und sich wohlzufühlen.
  • Wenn Sie nicht trinken, sind Sie unruhig und leiden an Schlafstörungen.
  • Sie haben Gedächtnislücken nach dem Trinken.
  • Sprechen Angehörige Sie auf Ihren Alkoholkonsum an, gibt es Streit.
  • Sie haben häufig Schuldgefühle, weil Sie trinken.

Fachleute verwenden den sogenannten Audit-Test, um eine Alkoholabhängigkeit zu diagnostizieren. Einen Online-Selbsttest finden Sie auf der Homepage Drugcom.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Kriterien für Alkoholismus 

Von einer Alkoholabhängigkeit sprechen Fachleute, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien innerhalb der letzten zwölf Monate gleichzeitig erfüllt waren:

  • Sie verspüren das starke Verlangen, Alkohol zu trinken.
  • Sie haben Probleme, Trinkmenge oder -zeitraum zu kontrollieren.
  • Sie haben körperliche Entzugserscheinungen wie Zittern (Tremor), Schwitzen, Spannungszustände, Kreislaufprobleme oder Schlafstörungen.
  • Sie benötigen immer größere Mengen Alkohol, um die gleiche Rauschwirkung zu erleben (Toleranzentwicklung).
  • Sie vernachlässigen vermehrt andere Interessen oder Aktivitäten. Sich Alkohol zu beschaffen, zu trinken oder sich davon zu erholen, nimmt eine zentrale Rolle in Ihrem Tagesablauf ein.
  • Sie trinken Alkohol, obwohl Sie schädliche Folgen davontragen, die Ihnen bewusst sind - wie zum Beispiel Leberschäden oder Depressionen.

Das Problem anpacken - erste Anlaufstellen

Die eigenen Trinkgewohnheiten anzusprechen, kann Ratsuchende viel Überwindung kosten. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass es sie entlastet, offen über ihren problematischen Alkoholkonsum zu reden. Fassen Sie Mut und sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin. 

Um eine Diagnose zu stellen, fragt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie vermutlich, welche Bedenken Sie bezüglich Ihrer Trinkgewohnheiten haben. In einer körperlichen Untersuchung wird geprüft, ob der Alkohol bereits Ihre Organe geschädigt hat. Eine hohe Konzentration des Enzyms Gamma GT im Blut liefert zum Beispiel einen Hinweis auf mögliche Leberzellschäden. Die Art der Therapie sollte zur Schwere der Abhängigkeitserkrankung und den Folgeschäden passen. Dafür überweist Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Sie in der Regel an eine ambulante oder stationäre Suchthilfeeinrichtung. 

Wenn Sie sich Unterstützung und Beratung wünschen, können Sie einen Termin in einer kostenlosen Suchtberatungsstelle machen. Dort erhalten Sie Informationen über die Erkrankung und können Ihren individuellen Behandlungsweg planen. Die Beratenden sind professionell geschult und zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sie unterstützen Sie dabei, eine passende Selbsthilfegruppe zu finden oder einen Therapieplatz zu beantragen. Auch Angehörigen steht eine Suchtberatung offen. 

Auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) können Sie online eine Suchtberatungsstelle in Ihrer Nähe finden.

Möglichkeiten zur Telefon- oder Online-Beratung finden Sie auch auf der Website Kenn-dein-limit.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). 

Therapie der Alkoholabhängigkeit

Schädlicher Alkoholkonsum ist eine Suchterkrankung, die behandelt werden kann. Sind Sie entschlossen, Ihr Trinkverhalten zu verändern, können Sie medizinische und psychologische Unterstützung erhalten. Der Weg in die Abstinenz gestaltet sich dabei meist sehr individuell.

Alkoholkonsum führt dazu, dass das Gehirn Botenstoffe wie Gammaaminobuttersäure (GABA) ausschüttet. GABA hemmt die Reizweiterleitung, wobei sich die entsprechenden Rezeptoren im Gehirn bei dauerhaftem Alkoholkonsum an diese Wirkung anpassen können. Bleibt die Alkoholzufuhr aus, ist das Nervensystem übererregt. Zitternde Hände, Schwitzen, erhöhter Blutdruck und Puls sind meist erste Anzeichen für einen Entzug. Dieser setzt etwa sechs bis acht Stunden nach der letzten Alkoholaufnahme ein und führt zudem oft zu Übelkeit und Angstzuständen.

Etwa fünf Prozent der Patientinnen und Patienten erleiden sogar epileptische Anfälle oder ein Delirium tremens. Extreme Verwirrtheit und Halluzinationen sind Anzeichen dieser Komplikation, die unbehandelt tödlich verlaufen kann.

Körperliche Entgiftungsbehandlung

In der Regel findet eine körperliche Entzugsbehandlung stationär in einem Fachklinikum statt. Bei milden Entzugssymptomen kann auch eine ambulante Behandlung sinnvoll sein. Um den möglichen Folgen eines Entzugs vorzubeugen sowie die Beschwerden zu lindern, kann Ihnen Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt Medikamente wie Clomethiazol oder Benzodiazepine verschreiben. Die körperliche Entgiftung dauert meist etwa ein bis zwei Wochen. Dabei werden Sie regelmäßig körperlich untersucht, Ihre Blutwerte geprüft und eingenommene Medikamente langsam ausgeschlichen.

Qualifizierte Entzugsbehandlung

Studien zeigen, dass Menschen im Anschluss an einen sogenannten qualifizierten Entzug häufiger abstinent bleiben. In der Regel besprechen Sie mit dem Sozialdienst der Klinik, wie Ihr individueller Einstieg in den Ausstieg aussehen kann.

Ergänzend zu der körperlichen Entgiftung können Sie hier beispielsweise in psychotherapeutischen Einzel- und Gruppengesprächen reflektieren, warum Sie trinken, und diese Motivation nachhaltig verändern. Es besteht auch die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Sozialdienst finanzielle oder berufliche Probleme zu klären sowie weitere Therapie- und Betreuungsmöglichkeiten in die Wege zu leiten. So können Sie oftmals schon während der qualifizierten Entgiftung Therapiebausteine wie Entspannungsübungen kennenlernen oder auch Informationsveranstaltungen von ambulanten Therapieanbietern besuchen. Die qualifizierte Behandlung dauert etwa drei Wochen.

Entwöhnungsbehandlung

Fachleute empfehlen einen nahtlosen Übergang von der Entzugs- zur Entwöhnungsbehandlung. Letztere dauert meist zwischen acht und zwölf Wochen und kann stationär als Reha-Maßnahme in einem Fachklinikum erfolgen. In einer Tagesklinik bleiben Sie in der Regel von morgens bis nachmittags und übernachten zu Hause. Auch wöchentliche Termine in einer ambulanten Suchtberatungsstelle sind stattdessen möglich, wenn Sie zum Beispiel sehr motiviert sind und Ihr Umfeld Sie unterstützt. 

In psychotherapeutischen Gesprächen können Sie lernen, Risikosituation zu identifizieren. Anschließend entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrer Therapeutin oder Ihrem Therapeuten Strategien, wie Sie Reizen begegnen können, die Ihr Verlangen nach Alkohol auslösen (Craving). Sie erfahren außerdem, was Sie tun können, wenn Sie irgendwann einen Rückfall erleiden sollten. Diese neu erlernten Methoden der Problemlösung können Sie beispielsweise in Rollenspielen oder an sogenannten Belastungswochenenden im eigenen Umfeld erproben. 

Oft bieten Kliniken auch Angehörigenseminare sowie Kommunikations- oder Bewerbungstrainings an, denn stabile soziale und berufliche Beziehungen können sich günstig auf Ihre Prognose auswirken. 

Selbsthilfe

In der Klinik verspüren viele Patientinnen und Patienten weniger Verlangen, zu trinken. Craving wird meist durch Faktoren ausgelöst, die im Alltag auf Sie warten. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch und die Unterstützung in Selbsthilfegruppen können dabei helfen, trocken zu bleiben. Die Teilnahme an einer Gruppe wie den Anonymen Alkoholikern ist laut Fachleuten sogar wirksamer als eine kognitive Verhaltenstherapie.

Auf der Website Kenn-dein-limit.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) finden Sie zahlreiche Links zu Selbsthilfegruppen. Dort können Sie nach einer Gruppe in Ihrer Region suchen. 

Eine digitale Suchtberatung finden Betroffene und Angehörige auch auf DigiSucht.

Was bedeutet Co-Abhängigkeit bei einer Alkoholerkrankung?

Leidet eine Ihnen nahestehende Person unter einer Alkoholerkrankung, möchten Sie ihr verständlicherweise helfen. Doch viele Bemühungen verstärken ungewollt die Suchtproblematik, statt sie zu lösen. Lesen Sie, was Sie selbst tun können, und wo Sie professionelle Hilfe finden.

Ist eine Person alkoholabhängig, kann diese Erkrankung auch das Leben von Angehörigen stark beeinträchtigen. Hilflos mitanzusehen, wie ein geliebter Mensch sich selbst und anderen schadet, ist oft schwer zu ertragen. Daher bagatellisieren viele das schädigende Verhalten der abhängigen Person, um deren Ruf zu wahren und die Alkoholabhängigkeit zu vertuschen.

Sie fühlen sich mitverantwortlich und versuchen, das Verhalten der Abhängigen zu kontrollieren. Zudem möchten Nahestehende häufig weitere Folgen abwenden und übernehmen die Aufgaben der erkrankten Personen. Doch dadurch werden sie selbst zu Komplizen der Betroffenen. Fachleute nennen dieses Verhalten Co-Abhängigkeit.

Alkoholabhängige brauchen oft lange, um einzusehen, dass sie erkrankt sind. Versuchen Angehörige zu helfen, führt dies häufig zu Streit.

Stimmungsschwankungen oder gar Gewaltausbrüche der alkoholisierten Person können zur permanenten Bedrohung werden. 

Co-Abhängige leiden oft an:

  • Nervosität
  • Schlaflosigkeit
  • Magenerkrankungen
  • Migräne
  • Ängsten oder Depressionen
  • Posttraumatischen Belastungsstörungen 

Manche greifen aufgrund der permanenten Belastung selbst zu Medikamenten oder Drogen und entwickeln ebenfalls eine Abhängigkeitserkrankung.

Kinder von Alkoholikerinnen und Alkoholikern 

Da sich in betroffenen Familien häufig alles um den Alkohol und die abhängige Person dreht, erhalten Kinder meist nur wenig Aufmerksamkeit und Zuneigung. Oft übernehmen sie Aufgaben, denen sie noch nicht gewachsen sind, wie den Haushalt allein zu erledigen oder den benötigten Alkohol zu besorgen. Die Unberechenbarkeit alkoholabhängiger Bezugspersonen kann auch bei ihnen psychische Störungen auslösen. Kinder von Alkoholabhängigen haben überdies ein sechsmal höheres Risiko, später selbst einmal alkoholkrank zu werden. 

Was Sie tun können 

Nehmen Sie Hilfe für sich selbst in Anspruch, zum Beispiel in einer Suchtberatungsstelle. Die Beraterinnen und Berater sind professionell geschult und zur Verschwiegenheit verpflichtet. Vielleicht motoviert Ihr Vorbild die alkoholabhängige Person sogar dazu, ebenfalls Hilfe anzunehmen und etwas zu verändern.

Machen Sie sich bewusst, dass es nicht Ihre Aufgabe ist, einen alkoholkranken Menschen vom Trinken abzuhalten. Dazu muss die betroffene Person selbst bereit sein und fachliche Unterstützung in Anspruch nehmen. Weisen Sie auf Angebote der Suchtberatung, auf Therapieeinrichtungen oder auf Selbsthilfegruppen hin.

Fachleute raten zum Umgang mit Alkoholabhängigen wie folgt:

  • Übernehmen Sie keine Aufgaben, die der oder die Betroffene selbst erledigen sollte.
  • Hören Sie auf, die Erkrankung zu vertuschen, damit sich die betroffene Person über das Ausmaß der eigenen Alkoholabhängigkeit bewusst werden kann.
  • Setzen Sie angekündigte Konsequenzen auch in die Tat um.
  • Grenzen Sie sich ab: Wenn die erkrankte Person zum Beispiel nicht an einer geplanten Unternehmung teilnehmen kann, weil sie getrunken hat, nehmen Sie allein teil. Bleiben Sie aber im Gespräch miteinander.
  • Versuchen Sie, sich regelmäßig Zeit für sich selbst, für Ihre Hobbys und für Freundinnen und Freunde zu nehmen.
  • Schließen Sie sich gegebenenfalls einer Selbsthilfegruppe für Angehörige an. Hier können Sie sich austauschen und gegenseitig unterstützen. 

Eine Alkoholabhängigkeit endet nicht mit einem körperlichen Entzug. Die Bewährungsprobe findet im Alltag statt - auch für die Angehörigen. Informieren Sie sich über die Erkrankung und nehmen Sie zum Beispiel regelmäßig an Angehörigenseminaren teil. Psychotherapeutische Hilfe als Einzel- oder Paartherapie kann Ihnen dabei helfen, die Co-Abhängigkeit zu überwinden und neue, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. 

Hilfsangebote für Angehörige

Auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) können Sie nach einer Beratungsstelle in Ihrer Nähe suchen. Bei der Kontaktsuche helfen Ihnen auch die Beratenden des Infotelefons zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter 0228 892031. 

Die BZgA bietet eine Online-Beratung für Angehörige von Alkoholabhängigen.

Auf der Homepage Hilfetelefon.de finden Sie eine Telefonhotline, eine Online-Beratungsmöglichkeit und Informationen zum Umgang mit häuslicher Gewalt. 

Al-Anon oder CoDA sind Selbsthilfegemeinschaften für Angehörige von Alkoholikerinnen und Alkoholikern. Auf ihren Websites können Sie nach Meetings suchen

Die Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen (ELSA) berät Sie auf ihrer Website Elternberatung-sucht.de.

Der Verein NACOA bietet spezielle Informationen und Beratung für Kinder aus Suchtfamilien sowie für deren Angehörige.

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