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Hier erklären wir verschiedene Urintests, was sich mit ihnen untersuchen lässt und was die Ergebnisse bedeuten können.

Was sagt die Beschaffenheit des Urins aus?

Dass Urin ausgeschieden wird, ist für verschiedene Funktionen des Körpers sehr wichtig. Zum einen wird der Wasserhaushalt des Körpers so reguliert. Zum anderen werden mit dem Urin Stoffe ausgeschieden, die beim Stoffwechsel anfallen und nicht mehr benötigt werden. Dazu zählen auch giftige Substanzen, die über die Nahrung aufgenommen wurden, oder Medikamente. Durch die Untersuchung des Urins können Hinweise auf Krankheiten des Nieren- und Harnsystems entdeckt werden, aber auch auf Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Erkrankungen der Leber.

Schon Farbe, Geruch und die Menge des ausgeschiedenen Urins können helfen zu erkennen, ob etwas nicht stimmt. Sehr wenig und sehr dunkler Urin kann zum Beispiel zeigen, dass man zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen hat - oder die Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Ein trüber oder flockiger Urin kann auf einen Harnwegsinfekt hindeuten. Wenn der Urin rötlich ist, enthält er vielleicht Blut. Um Genaueres herauszufinden, ist dann eine Untersuchung mit einem Teststreifen oder im Labor erforderlich.

Es gibt fünf Standard-Urintests, mit denen verschiedene Bestandteile des Urins untersucht werden können. Zwei von ihnen lassen sich auch zu Hause durchführen, die anderen drei können nur in einem Labor gemacht werden.

Wie nimmt man eine Urinprobe?

Da Urin leicht mit Bakterien, Zellen und anderen Substanzen verunreinigt werden kann, ist es sinnvoll, vor dem Test den Genitalbereich mit Wasser - aber ohne Seife - zu reinigen. Um ein unverfälschtes Ergebnis zu erhalten und eine Verunreinigung mit Bakterien zu vermeiden, nimmt man für einen Urintest "sauberen" Mittelstrahl-Urin: Von Mittelstrahl-Urin spricht man, wenn man nach ein paar Sekunden den Strahl anhält und erst den mittleren Anteil des Urins in einem Becher auffängt.  Wenn es beim jeweiligen Test noch etwas anderes zu beachten gibt, wird die Ärztin oder der Arzt darauf hinweisen.

Urin-Schnelltest

Was ist ein Urin-Schnelltest?

Die schnellste Methode, um den Urin zu untersuchen, ist ein Urin-Schnelltest. Dabei wird ein Teststreifen, auf dem sich kleine quadratische Farbfelder befinden, ein paar Sekunden in den Urin eingetaucht. Anschließend muss man etwas warten, bis sich das Ergebnis zeigt. Je nachdem, in welcher Konzentration die jeweilige Substanz vorhanden ist, verfärben sich die Felder des Teststreifens. Dann wird die Farbe der Felder mit einer Farbtafel verglichen. Eine solche Farbtafel ist auf dem Urin-Teströhrchen abgebildet und zeigt, welche Färbungen normale und abweichende Werte anzeigen. 

Ein Urin-Schnelltest wird meistens bei Routineuntersuchungen durchgeführt - zum Beispiel in der Hausarztpraxis, bei Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft, bei der Aufnahme in ein Krankenhaus oder vor Operationen. Auch bei akuten Beschwerden wie Schmerzen im Unterleib, Bauch- oder Rückenschmerzen, bei häufigem schmerzhaftem Wasserlassen oder bei Blut im Urin kommen Schnelltests zum Einsatz. Manche Menschen mit Diabetes überprüfen auf diesem Wege auch ihren Zuckerspiegel.

Der Urin-Schnelltest kann in Praxen, Kliniken oder auch selbstständig zu Hause durchgeführt werden. Die Teststreifen sind ohne Rezept in der Apotheke und im Internet erhältlich. Die Tests sind aber nicht zur Selbstdiagnose gedacht, sondern sollten in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt eingesetzt werden.

Was kann mit einem Urin-Schnelltest überprüft werden?

Viele Substanzen lassen sich im Urin in der Regel nur in einer bestimmten Menge nachweisen. Höhere oder niedrigere Werte bedeuten daher eine Abweichung von der Norm. "Norm negativ" bedeutet, dass eine Substanz normalerweise nicht im Urin vorhanden ist.

Folgende Substanzen können mit einem Urin-Schnelltest überprüft werden:

  • pH-Wert (zeigt den Säuregrad des Urins an, Norm je nach Ernährung circa 5 bis 7, wobei ein Wert unter 5 zu viel und ein Wert über 7 zu wenig Säure anzeigt)
  • Eiweiß (Proteine, Norm negativ)
  • Zucker (Glukose, Norm negativ)
  • Nitrit (Norm negativ)
  • Keton (ein Stoffwechselprodukt, Norm negativ)
  • Bilirubin (Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes, Norm negativ)
  • Urobilinogen (Abbauprodukt vom Bilirubin, Norm negativ)
  • rote Blutkörperchen (Erythrozyten, Norm negativ)
  • weiße Blutkörperchen (Leukozyten, Norm negativ)

Was sagen die Ergebnisse aus?

Ob die Ergebnisse im Normbereich liegen oder auffällig sind, lässt sich anhand der Packungsbeilage oder der Farbtafel auf dem Röhrchen ermitteln. So wird der pH-Wert unter anderem herangezogen, um herauszufinden, ob das Risiko für die Bildung von Harnsteinen erhöht ist. Das ist bei "sauren" Werten unter 5 der Fall. Ein pH-Wert über 7 kann dagegen auf einen bakteriellen Harnwegsinfekt hindeuten. Außerdem können beispielsweise

  • erhöhte Eiweißwerte eine Entzündung der Nieren anzeigen,
  • Keton und Zucker auf erhöhte Zuckerwerte hindeuten und
  • Leukozyten und Nitrit auf eine bakterielle Infektion hinweisen.

Bei auffälligen Ergebnissen ist es notwendig, mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen. Wie alle Tests liefern auch Urin-Schnelltests nicht immer zuverlässige Ergebnisse. Daher könnte bei auffälligen Werten eine detailliertere Untersuchung im Labor sinnvoll sein.

Urinstatus

Was ist ein Urinstatus?

Mit einem Urinstatus werden die wichtigsten Werte im Urin als erste grundlegende Untersuchung überprüft. Er kann Teil einer Routine-Untersuchung sein und wird häufig bei der Aufnahme in ein Krankenhaus und vor Operationen gemacht. Der Untersuchung kann auch ein auffälliger Urin-Schnelltest vorausgegangen sein, der mithilfe des Urinstatus überprüft wird.

Ein vollständiger Urinstatus wird in einem Labor durchgeführt. Er besteht in der Regel aus drei Teilen:

  1. Beurteilung der Farbe, Klarheit und Konzentration des Urins
  2. Untersuchung der chemischen Zusammensetzung des Urins mit einem Teststreifen
  3. Untersuchung des Urins mit dem Mikroskop auf Bakterien, Zellen und Zellbestandteile

Ein Urinstatus wird eingesetzt, um Harnwegsinfektionen, Blutungen im Nieren- oder Harnsystem sowie Erkrankungen der Niere oder Leber abzuklären oder zu überwachen. Er kann auch bei Diabetes, bestimmten Bluterkrankungen sowie Harnsteinen angewendet werden.

Was kann mit einem Urinstatus überprüft werden?

Zusätzlich zu den Substanzen, die durch einen Schnelltest überprüft werden, kann ein Urinstatus den Urin untersuchen auf:

  • Kreatinin (Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels; kann herangezogen werden, um die Nierenfunktion zu überprüfen)
  • Bakterien (Norm negativ)
  • Zylinder (längliche zusammengeklebte Strukturen, die in den Nierenkanälchen entstehen, Norm negativ)
  • Kristalle (finden sich bei hoher Konzentration bestimmter Substanzen im Urin, Norm negativ)
  • Epithelzellen (kleiden Harnleiter, Blase und Harnröhre aus)

Was sagen die Ergebnisse aus?

Anhand dieser Werte kann ein Labor folgende Hinweise ermitteln:

  • Cholesterin-Kristalle können beispielsweise auf einen erhöhten Cholesterinwert im Urin zurückzuführen sein.
  • Zylinder sind in den meisten Fällen Ausdruck einer Nierenerkrankung, etwa einer Nierenbeckenentzündung.

Sind die Werte auffällig, können sich noch genauere Untersuchungen, wie zum Beispiel eine Blutuntersuchung, anschließen.

Urinkultur

Was ist eine Urinkultur?

Bei einer Urinkultur wird untersucht, ob der Urin Krankheitserreger enthält. In einem Labor wird eine Probe des Mittelstrahlurins in ein Behältnis gegeben. Dann werden Plättchen mit Nährböden, auf denen Krankheitserreger wachsen können, in die Probe getaucht und das Behältnis fest verschlossen. Die Urinkultur wird dann 1 bis 2 Tage in einen Brutschrank gelegt. Wenn Bakterien oder Pilze im Urin vorhanden sind, können diese zu Kolonien heranwachsen.

Was kann mit einer Urinkultur überprüft werden?

Mit einer Urinkultur kann überprüft werden, ob Bakterien oder Pilze im Urin vorhanden sind. Ist dies der Fall, geben die Größe, Form und Farbe der Kolonien oft schon einen Hinweis darauf, um welche Bakterien oder Pilze es sich handelt.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Eine Urinkultur wird in der Regel durchgeführt, um bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt Bakterien und Pilze im Urin zu bestimmen. Findet man im Labor Bakterien, wird in der Regel gleichzeitig überprüft, welches Antibiotikum eingesetzt werden kann.

24-Stunden-Sammelurin

Was ist ein 24-Stunden-Sammelurin?

Für diesen Test wird der Urin über 24 Stunden gesammelt: Die erste Urinprobe nach dem Aufstehen wird nicht verwendet, aber die Uhrzeit aufgeschrieben. Ab diesem Zeitpunkt wird über 24 Stunden jeder Tropfen Urin in einem Gefäß aufgefangen. Nach Ablauf der 24 Stunden wird die Blase ein letztes Mal entleert und dieser Urin noch zu der bereits gesammelten Menge hinzugefügt. Das Gefäß für den Sammelurin stellt die Arztpraxis zur Verfügung. Meistens enthält es bereits einen Zusatz, der verhindern soll, dass Bakterien während der Sammelzeit wachsen. Der Urin sollte über den ganzen Zeitraum von 24 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt werden. Anschließend wird der Urin in einem Labor untersucht.

Was kann mit einem 24-Stunden-Sammelurin überprüft werden?

Bei einem 24-Stunden-Sammelurin wird untersucht, wie viel der Körper von bestimmten Substanzen (zum Beispiel Eiweiße, Hormone, Salze, Stoffwechselprodukte) ausscheidet.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Das Testergebnis kann unter anderem Auskunft über den Protein- und Kreatiningehalt im Urin geben. Wird etwa zu wenig des Abfallproduktes Kreatinin von den Nieren aus dem Blut gefiltert, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Ein erhöhter Eiweißgehalt im Urin, eine sogenannte Proteinurie, kann beispielsweise bei folgenden Krankheiten auftreten: Herzschwäche, Diabetes mellitus, Nierenbeckenentzündung, Harnwegsinfektionen, Nierenerkrankungen oder Nierenkarzinom.

Bei einigen Erkrankungen des Hormonsystems kommt es zu einer vermehrten Ausscheidung von Hormonen und deren Stoffwechselprodukten im Urin. Um solche Erkrankungen aufzuspüren, wird häufig unter anderem an mehreren Tagen der Urin über 24 Stunden gesammelt und untersucht.

Schwangerschaftstest

Was ist ein Schwangerschaftstest?

Wenn die Regelblutung ausbleibt, gibt es spezielle Tests, die zeigen sollen, ob eine Frau schwanger ist. Sie können aber keine hundertprozentig zuverlässigen Ergebnisse liefern. Die meisten Tests können recht sicher ab dem ersten Tag nach Ausbleiben der Regel prüfen, ob eine Schwangerschaft besteht. Sie werden normalerweise wie ein Urin-Schnelltest nach dem Aufstehen mit dem Morgen-Urin gemacht. Über die genaue Anwendung informiert die Packungsbeilage. Schwangerschaftstests sind in Apotheken, Drogerien, Kaufhäusern oder im Internet erhältlich.

Was kann mit einem Schwangerschaftstest überprüft werden?

Der Urin von Schwangeren enthält ein spezielles Hormon, das humane Choriongonadotropin (hCG). Der Test weist dieses Hormon nach.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Ein Schwangerschaftstest ist für viele Frauen der erste Schritt, um herauszufinden, ob sie schwanger sind. Wenn der Test zu früh eingesetzt wird, die Frau bestimmte Medikamente nimmt oder sehr viel Flüssigkeit getrunken hat, kann das Ergebnis verfälscht sein. Man kann den Schwangerschaftstest auch bei einer Ärztin, einem Arzt oder einer Hebamme machen lassen. Auch dann bezahlt man ihn normalerweise selbst.

Weitere Urintests

Auch Drogen sind im Urin für eine gewisse Zeit nachweisbar. Cannabis kann je nach verwendetem Test bis zu mehrere Wochen nach dem Gebrauch nachgewiesen werden, Drogen wie Kokain, Ecstasy oder Heroin bis zu fünf Tage. Hier gibt es ebenfalls verschiedene Methoden: Schnelltests, die etwa der Polizei zur raschen Orientierung am Einsatzort helfen können, sowie Tests, die Laboren vorbehalten sind. Bei Sportlerinnen und Sportlern können Urinproben für Dopingtests genutzt werden. Dabei wird überprüft, ob jemand unerlaubte Substanzen zur Leistungssteigerung angewendet hat.

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