Prostatakarzinom: Der Männerkrebs
Man(n) spürt ihn erst, wenn er schon weit fortgeschritten und eine Heilung kaum noch möglich ist: Prostatakrebs. Bösartige Tumore der Vorsteherdrüse entwickeln sich meist langsam und unbemerkt. Wird der Krebs in Vorsorgeuntersuchungen frühzeitig entdeckt, stehen die Heilungschancen jedoch gut.
Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Harnstrahlabschwächung, häufiges und nächtliches Urinieren können sowohl auf eine gutartige Prostatavergrößerung als auch auf eine bösartige Prostatageschwulst hindeuten. Schieben Sie derartige Beschwerden nicht leichtfertig auf Ihr Alter, sondern lassen Sie sie umgehend von Ihrem Arzt abklären.
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Im fortgeschrittenen Stadium äußert sich eine Krebserkrankung häufig mit allgemeinen Gesundheitsproblemen. Dazu gehören unklare Gewichtsabnahme, Leistungsabfall und Müdigkeit sowie Blutarmut. Manchmal leiden Betroffene unter blutigem Urin oder Samenflüssigkeit im Urin oder haben Beschwerden beim Stuhlgang.
Die Prostata: Kleines Organ an sensibler Stelle
Die Prostata ist eine Drüse und gehört zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Sie ist so groß wie eine Kastanie und umschließt den Anfang der Harnröhre. Wird ein Samenerguss vorbereitet, pressen die Samenleiter die Spermien in diesen Teil der Harnröhre. Die Muskeln der Prostata sorgen dafür, dass das Sperma nicht in die Blase gelangt. Gleichzeitig gibt die Drüse ein Sekret ab, das sich mit dem Sperma mischt - es erhöht die Funktionstüchtigkeit der Spermien und macht sie überlebensfähiger. Da sich Harn- und Samenwege in der Prostata kreuzen, treten bei Prostata-Erkrankungen häufig Probleme beim Wasserlassen und Samenerguss auf.
Vor allem ältere Männer sind betroffen
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Jedes Jahr diagnostizieren Ärzte in Deutschland rund 60.000 neue Prostatakarzinome. Das Risiko steigt vor allem mit dem Alter: Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 69 Jahren. Bei unter 40-Jährigen kommt Prostatakrebs nur selten vor. Prostatakrebs wächst meist sehr langsam und führt bei vielen Betroffenen nicht zum Tod. Vier von fünf Patienten sterben heute nicht durch, sondern mit einem Tumor.
Studien zeigen, dass gesunde Ernährung, normales Körpergewicht und regelmäßige körperliche Bewegung das persönliche Risiko senken, an Prostatakrebs zu erkranken. Da Prostatakrebs familiär gehäuft auftritt, diskutieren Fachleute auch erbliche Faktoren als Ursache. Männer, deren Brüder oder Väter an einem Prostatakarzinom erkrankt sind oder waren, tragen ein über zweifach erhöhtes Risiko, im Lauf ihres Lebens ein Prostatakarzinom zu entwickeln.
Prostatakrebs erkennen
Prostatakrebs verursacht erst im späteren Stadium Beschwerden, wenn der Tumor schon eine bestimmte Größe erreicht hat. Im frühen Stadium, wenn der Krebs noch gut behandelbar ist, fehlen aber typische Symptome. Mit Methoden der Früherkennung soll Prostatakrebs entdeckt werden, noch bevor er zu Beschwerden führt. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Krebs noch nicht gestreut hat, also noch keine Tochtergeschwulste - medizinisch Metastasen - gebildet hat.
Jährliche Krebsfrüherkennung
Je früher Prostatakrebs erkannt wird, desto größer ist die Chance, ihn erfolgreich zu behandeln. Deshalb ist es für Männer so wichtig, die gesetzliche Krebsfrüherkennung wahrzunehmen. Die jährliche Untersuchung ist für Männer ab 45 Jahren kostenlos. Liegt in der Familie ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs vor, empfehlen Experten, die Untersuchung schon früher durchzuführen.
Tastuntersuchung
Im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung nimmt sich der Arzt zunächst Zeit, um mit Ihnen über mögliche Beschwerden zu sprechen. Dann untersucht er die äußeren Geschlechtsorgane und tastet die Lymphknoten ab. Anschließend erfolgt die Tastuntersuchung der Prostata.
Prostatakrebs entsteht meist im äußeren Bereich der Prostata, der dem Enddarm zugekehrt ist. Diesen Bereich kann der Arzt vom Darm aus mit dem Finger tasten. Normalerweise fühlt sich die Oberfläche der Prostata glatt an. Ertastet der Arzt Unregelmäßigkeiten oder Verhärtungen, deutet dies auf eine Veränderung der Prostata hin. Dann kann eine Biopsie klären, ob es sich dabei um einen Tumor handelt.
Biopsie bei Verdacht
Bei der Biopsie entnimmt der Arzt Gewebe aus der Prostata. Dafür führt er eine sogenannte Biopsiepistole, die mit einer Nadel ausgestattet ist, in den Enddarm ein. Unter Ultraschallkontrolle entnimmt er mehrere kleine Gewebestücke. Anschließend untersucht ein speziell dafür ausgebildeter Mediziner, der Pathologe, das Gewebe unter einem Mikroskop. So kann er feststellen, ob tatsächlich ein bösartiger Tumor vorliegt. Ist dies der Fall, ermittelt der Pathologe, wie sehr sich die Tumorzellen bereits vom gesunden Gewebe unterscheiden und wie aggressiv das Karzinom auftritt.
Krankheitsstadien bei Prostatakrebs
Mediziner unterscheiden drei Stadien bei Prostatakrebs:
- Lokal begrenzt: Der Prostatakrebs ist auf die Vorsteherdrüse begrenzt und hat die bindegewebige Kapsel des Organs nicht durchbrochen.
- Lokal fortgeschritten: Der Tumor hat die Kapsel der Prostata durchbrochen oder sogar schon benachbarte Organe angegriffen. Die umliegenden Lymphknoten oder entfernte Organe sind aber noch nicht betroffen.
- Metastasiert: Krebsgewebe befindet sich auch in den umliegenden Lymphknoten oder es gibt Hinweise auf Tochtergeschwülste in anderen Organen und Geweben.
PSA-Wert
Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß aus den Drüsenzellen der Prostata, das im Blut nachweisbar ist. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf eine Veränderung der Prostata hinweisen. Dafür kann Prostatakrebs verantwortlich sein. Aber auch andere Ursachen wie zum Beispiel eine Entzündung der Prostata oder eine gutartige Prostatavergrößerung kommen infrage.
Einen großen Stellenwert hat der PSA-Test in der Nachsorge eines behandelten Prostatakarzinoms. Steigt der PSA-Wert plötzlich wieder an, kann dies auf ein Wiederauftreten des Tumors hindeuten. Als Methode der Krebsfrüherkennung gilt der PSA-Test jedoch als umstritten. Ausführliche Informationen zur PSA-gestützten Früherkennung finden Sie in der Patientenleitlinie Früherkennung von Prostatakrebs.
Behandlung
Wenn bei Ihnen Prostatakrebs festgestellt wurde, wird Ihr Arzt ausführlich mit Ihnen über die Untersuchungsergebnisse, die Behandlungsmöglichkeiten und über die Heilungschancen sprechen. Nehmen Sie am besten einen Angehörigen zum Gespräch mit und haben Sie keine Hemmungen, Fragen zu stellen und sich Antworten des Arztes zu notieren.
Prostatakrebs kann auf unterschiedliche Weise behandelt werden. Welche Methode für Sie infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
- dem Stadium des Tumors,
- der Aggressivität des Tumors,
- Ihrem Alter,
- Ihrem Gesundheitszustand.
Bei einem örtlich begrenzten Karzinom wird die Prostata normalerweise operativ entfernt oder bestrahlt. Ziel dabei ist Heilung durch vollständige Zerstörung des Tumors. Ist der Krebs fortgeschritten und hat bereits gestreut, erfolgt meist eine Hormon- oder Chemotherapie, die das Krebswachstum aufhalten soll.
Jede Behandlung kann mit beträchtlichen Nebenwirkungen einhergehen. Bei einem wenig aggressiven Tumor, der sehr langsam oder gar nicht wächst, können daher auch eine abwartende Strategie und engmaschige Kontrollen sinnvoll sein. Eine abwartende Methode ist zum Beispiel die Aktive Überwachung, bei der die Behandlung erst einsetzt, wenn der Tumor wächst.
Die operative Prostata-Entfernung
Die radikale Prostata-Entfernung - medizinisch radikale Prostatektomie - ist am erfolgversprechendsten, wenn der Krebs auf die Prostata begrenzt ist. Entfernt werden Prostata, Samenblasen und Samenleiter. Auch die Harnröhre, die durch die Prostata verläuft, muss durchtrennt werden. Die Enden werden nach der Prostata-Entfernung wieder verbunden.
Angestrebt wird grundsätzlich eine nervenschonende Operation: Umliegende Nerven, die für die Blasenkontrolle und die Erektionsfähigkeit wichtig sind, sollen nicht geschädigt werden. Besteht jedoch das Risiko, dass sich der Krebs über die Prostata hinaus ausgebreitet hat, werden auch sie in der Regel entfernt.
Trotz verbesserter Operationstechniken kann es nach der Operation zu einem Verlust der Erektionsfähigkeit und ungewolltem Wasserlassen kommen. Oft kann ein Gespräch mit dem Arzt und insbesondere Beckenbodengymnastik helfen. Impotenz beeinflusst übrigens nicht die sexuelle Lust und auch ein Orgasmus ist noch erlebbar.
Strahlentherapie
Bei der Strahlentherapie werden radioaktive Strahlen auf den Tumor gerichtet. Sie schädigen die Tumorzellen so stark, dass diese absterben. Gesunde Zellen überstehen die Bestrahlung. Bei der perkutanen Therapie erfolgt die Bestrahlung von außen; bei der Brachytherapie von innen.
Nach der Behandlung kann es zu Durchfällen oder Entzündungen der Darmschleimhaut kommen. Auch Blasenprobleme und Impotenz sind als Spätfolge der Behandlung möglich. Insbesondere bei der Behandlung früher Tumore gelten Bestrahlung und Operation als gleichwertige Verfahren.
Antihormontherapie
Die medikamentöse Antihormontherapie kommt in der Regel zum Einsatz, wenn der Krebs fortgeschritten ist und bereits gestreut hat. Die Behandlung zielt darauf ab, das Wachstum zu bremsen, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist.
Das Prostatakarzinom benötigt männliche Geschlechtshormone, insbesondere Testosteron, um zu wachsen. Antihormone können die Wirkung von Testosteron bremsen. Hormonähnliche Substanzen schalten indirekt die Produktion des Hormons in den Hoden aus. Der Testosteron-Entzug bremst das Wachstum des Tumors häufig für viele Monate oder auch Jahre aus.
Zu den möglichen Nebenwirkungen der Hormontherapie zählen Antriebsverlust, Hitzewallungen, Erektionsschwierigkeiten sowie Libidoverlust und Osteoporose (Verminderung der Knochenmasse).
Chemotherapie
Im Rahmen einer Chemotherapie verabreicht der Arzt Medikamente, die Zellen daran hindern, sich zu vermehren. In der Fachsprache heißen diese Arzneistoffe Zytostatika. Diese aggressive Therapieform kommt zum Einsatz, wenn Strahlen- oder Hormontherapie nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben oder der Tumor erneut auftritt.
Zytostatika schädigen nicht nur Krebszellen. Auch gesunde, sich schnell teilende Zellen wie die der Schleimhäute oder der Haarwurzeln reagieren sehr empfindlich auf diese Medikamente. Daher gehören Übelkeit, Erbrechen oder Haarausfall zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie.
Nachsorge
Auch nach erfolgreicher Behandlung ist die Tumornachsorge sehr wichtig. In regelmäßigen Untersuchungen kontrolliert Ihr Arzt, ob es Anzeichen für eine Wiedererkrankung - medizinisch Rezidiv - gibt. Besonders wichtig ist dabei die Kontrolle des PSA-Wertes, aber auch Ultraschall- und Tastuntersuchungen werden durchgeführt.
Bei der Nachsorge können auch mögliche Beschwerden besprochen werden. Bei Bedarf kann Ihr Arzt Rehabilitationsmaßnahmen verordnen, zum Beispiel Beckenbodengymnastik, Bewegungs- oder Ergotherapie. Auch bei seelischen Beschwerden hilft Ihnen Ihr Arzt weiter. Wertvoll können auch Gespräche in Selbsthilfegruppen sein - bei der Suche kann Ihnen das INFONETZ KREBS helfen.