Kaiserschnittrate gesunken: Bei natürlichen Geburten liegt Sachsen vorn
Pressemitteilung aus Sachsen
Dresden, 15. Dezember 2023. Im letzten Jahr ist in Sachsen die Kaiserschnittrate im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte gesunken. Das ergaben Auswertungen der Techniker Krankenkasse (TK). "Wir haben seit Jahren deutschlandweit die niedrigste Kaiserschnittrate und freuen uns, dass sich die Bemühungen unserer sächsischen Krankenhäuser um eine natürliche Geburt in diesen positiven Zahlen widerspiegeln", sagt Alexander Krauß, Leiter der Landesvertretung Sachsen der TK. Dementsprechend wurde in sächsischen Krankenhäusern jedes fünfte Kind (2022: 18,6 Prozent; 2021: 20,3 Prozent) per Kaiserschnitt entbunden, deutschlandweit kam jedes dritte Kind (2022: 29,7 Prozent; 2021: 29 Prozent) auf dem OP-Tisch zur Welt.
Gesundheitliche Risiken beim Kaiserschnitt sind höher
Die Förderung einer interventionsarmen Geburt ist eine zentrale Forderung im Nationalen Gesundheitsziel zur Geburt und auch wichtiges Anliegen der TK. Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, haben häufiger gesundheitliche Probleme als spontan geborene Gleichaltrige. TK-Analysen zeigen, dass bei Kaiserschnitt-Kindern beispielsweise das Risiko für eine chronische Bronchitis in den ersten acht Lebensjahren um fast zehn Prozent erhöht ist. Das Risiko für leichte und mittlere Entwicklungsstörungen ist um neun Prozent erhöht, das Risiko für ADHS um 16 Prozent.
Ein Kaiserschnitt ist ein operativer Eingriff und kann auch für die Mutter Folgen haben, beispielsweise können häufiger Komplikationen bei nachfolgenden Schwangerschaften vorkommen.
Umfangreiche Beratung ist notwendig
"Ein Kaiserschnitt kann Leben retten. Bei medizinisch nicht zwingend notwendigen Schnittentbindungen müssen jedoch alle Aspekte kritisch gegeneinander abgewogen werden. Dies setzt eine umfangreiche fachkundige Information voraus, damit jede Schwangere eine bewusste Entscheidung treffen kann", fasst Krauß das Anliegen der TK zusammen.
In Sachsen stehen werdenden Eltern ab dem neuen Jahr 32 Kliniken mit Geburtsstationen zur Verfügung, zehn davon sind Perinatalzentren der Level 1 und 2. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Spezialisierung, ihrer Ausstattung und des Personals. Liegen schwerwiegende Erkrankungen der Schwangeren vor oder werden Komplikationen bei der Entbindung erwartet, sollte ein derartiges Zentrum in Anspruch genommen werden.
Sind keine Schwierigkeiten zu erwarten, kann die Geburt in einer normalen Geburtsklinik, wie beispielsweise dem St. Joseph-Stift in Dresden, erfolgen. Das Krankenhaus legt als babyfreundliche Geburtsklinik Wert auf eine individuelle familienorientierte Betreuung und die Sicherheit für Mutter und Kind. "Wir streben einen natürlichen Verlauf von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett an. Der Kaiserschnitt stellt eine wichtige Alternative zur natürlichen Geburt dar, sollte aber nur indikationsgerecht angewandt werden. Wir sind davon überzeugt, dass eine gute interprofessionelle Begleitung unter der Geburt und die rechtzeitige, auch nicht operative Intervention bei Auffälligkeiten, eine gute Geburtshilfe ausmacht", beschreibt Dr. med. Silke Tacke, Oberärztin Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im St. Joseph-Stift die Klinikphilosophie zu der auch eine 1:1 Betreuung durch die Hebamme gehört. Diese gelebte Praxis spiegelt sich auch in der niedrigen Kaiserschnittrate von 14,5 Prozent wider.
Hinweis für die Redaktion
Für den TK-Kindergesundheitsreport hat die TK die Abrechnungsdaten von 38.853 TK-versicherten Kindern, die im Jahr 2008 geboren wurden, ausgewertet. Die Analyse umfasste die ersten acht Lebensjahre der Kinder, also den Zeitraum von 2008 bis 2016. Untersucht wurden 461 Krankheitsgruppen mit insgesamt 16.200 Diagnosen. Bei 19 Krankheitsgruppen, die Kinder häufig betreffen, zeigte sich ein höheres Erkrankungsrisiko nach Kaiserschnittgeburt. Allein sechs dieser Krankheitsgruppen betreffen Entwicklungs- und Verhaltensprobleme. Eine Frühgeburt wirkt sich noch stärker aus: Bei 22 Krankheitsgruppen zeigte sich ein höheres Erkrankungsrisiko für früh geborene Kinder, verglichen mit reif geborenen Kindern.