Stuttgart, 5. Februar 2025. Der Ersatz eines Kniegelenks gehört zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Allein in Baden-Württemberg wurden im Jahr 2023 mehr als 28.000 künstliche Knieendoprothesen neu eingesetzt und damit mehr als je zuvor. Deutschlandweit waren es laut Statistischem Bundesamt rund 230.000. Die Techniker Krankenkasse (TK) bietet ihren Versicherten ab sofort eine neue digitale Zweitmeinung an, mit der sie die Notwendigkeit einer Kniegelenkersatz-Operation leitliniengerecht überprüfen lassen können. "Auswertungen unseres ortsgebundenen Zweitmeinungsangebots in Schmerzzentren zeigen, dass 85 Prozent der Eingriffe zum vorgesehenen Zeitpunkt nicht notwendig sind", erklärt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. 

Ist die OP wirklich nötig?

Viele Patientinnen und Patienten könnten mit einem gezielten Muskelaufbau noch länger ohne Knieprothese auskommen. "Da jeder Eingriff mit Risiken verbunden ist und ein künstlicher Gelenkersatz nur eine begrenzte Haltbarkeit hat, sollte - wenn überhaupt - erst dann operiert werden, wenn es medizinisch wirklich notwendig ist", so Mussa. Die Zweitmeinung durch DocRobin biete kurzfristig und bequem eine qualifizierte Überprüfung. "Die Patientinnen und Patienten erhalten so Sicherheit für ihre Entscheidung. Da die Zweitmeinung losgelöst von der weiteren Behandlung erfolgt, ist sie ein wichtiges, unabhängiges Korrektiv", erklärt Mussa. Falsche finanzielle Anreize im Gesundheitswesen sorgten oft dafür, dass in Zweifelsfällen mehr operiert werde als nötig.

Strukturierte Zweitmeinung kaum genutzt

Seit 2019 gibt es für gesetzlich Versicherte das sogenannte strukturierte Zweitmeinungsverfahren für planbare Operationen, das aber noch relativ selten in Anspruch genommen wird. Eine Auswertung der TK von GKV-Abrechnungsdaten zeigt, dass 2023 in Baden-Württemberg rund 2.000 Patientinnen und Patienten wie vorgesehen darüber informiert wurden, dass sie vor der geplanten Knie-Operation eine zweite Meinung einholen können. "Da im selben Jahr mehr als 28.000 Endoprothesen im Land neu eingesetzt wurden, kann man davon ausgehen, dass damit nur ein Bruchteil der Betroffenen von diesem Angebot erfahren hat, und noch weniger es tatsächlich genutzt haben", vermutet die TK-Landeschefin.

DocRobin berät schnell und qualifiziert

Auch um eine eventuelle Hemmschwelle zu senken, biete die TK in Kooperation mit dem Start-Up DocRobin die Zweitmeinung ab sofort online an. Versicherte mit einer Empfehlung für einen Kniegelenkersatz können diese von zuhause jederzeit nutzen. Auf dem Online-Portal führt der Avatar von Professor Wolfgang Böcker, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und einer der Gründer des Start-ups DocRobin, die Patientinnen und Patienten durch den Dialog. Dabei befragt der Avatar die Nutzerinnen und Nutzer unter anderem zu Schmerzen, bisherigen Behandlungen und Mobilitätseinschränkungen. Anschließend laden die Nutzerinnen und Nutzer ihre Röntgenbilder im Portal hoch. 

KI und Fachwissen wird kombiniert

Die Bilder werden unterstützt von künstlicher Intelligenz (KI) analysiert. Zum Abschluss beurteilen die Ärztinnen und Ärzte eines Orthopädischen Fachzentrums die medizinischen Unterlagen. Die Versicherten erhalten so bequem von zuhause innerhalb von zwei Werktagen ein individuelles ärztliches Zweitmeinungs-Gutachten. Dieses zeigt OP-Alternativen auf oder bestätigt die OP-Empfehlung. Auf Wunsch können die Versicherten das Ergebnis auch per Telefon oder Videosprechstunde mit den Fachärztinnen und Fachärzten besprech