Wie schwierig es ist, in Sachsen einen Facharzttermin zu erhalten, zeigt eine empirische Untersuchung der Techniker Krankenkasse (TK) und der Hochschule Zittau/ Görlitz. 22 Prozent der angerufenen Facharztpraxen in Sachsen nehmen demnach gar keine neuen Patienten mehr an. Begründet werden die Ablehnungen mit ausgelasteten Kapazitäten und dem Ärztemangel.

Positive Ausnahme: Radiologen

Zwischen den einzelnen Arztgruppen gibt es allerdings große Unterschiede. Am schnellsten bekommen Patienten einen Termin beim Radiologen. In dieser Fachgruppe dauert die Wartezeit im Schnitt vier Wochen, in 16 Prozent der Fälle aber auch nur eine Woche. Besonders positiv fällt auf: Bei sächsischen Radiologen wird kein Anrufer ohne Termin abgewiesen.

Termin­ver­gabe bei Fach­ärzten in Sachsen - eine empi­ri­sche Unter­su­chung

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Das Gegenteil erleben Anrufer bei Augenärzten und Neurologen. Diese Fachärzte erteilen am häufigsten Terminabsagen. Bei Neurologen haben Anfragen in neun von 25 Praxen (40 Prozent) keinen Erfolg. Von 25 Augenarztpraxen weisen sogar zwölf neue Patienten (48 Prozent) gänzlich ab.

Längste Wartezeit bei Neurologen

Neurologen lassen Patienten am längsten auf einen Termin warten. Bei den untersuchten 25 neurologischen Praxen dauert es durchschnittlich 13 Wochen bis sich Patienten zum ersten Mal mit ihren Beschwerden vorstellen können. Das Minimum liegt bei sieben, das Maximum bei 21 Wochen. Auffällig ist, dass einzig Neurologen nach Dringlichkeit der Überweisung, Diagnose sowie Krankheitsverlauf nachfragen.

Sofern ein Termin vereinbart werden kann, ist auch bei Augenärzten Geduld gefragt. Die maximale Wartezeit für eine Augenuntersuchung verlangt 29 Wochen. Positive Ausnahme sind zwei Praxen, die schon innerhalb einer Woche einen Termin ermöglichen. Die mittlere Wartezeit bei Augenärzten liegt bei elf Wochen.

Im Schnitt acht Wochen warten

Bei allen sechs angerufenen Facharztgruppen warten Patienten durchschnittlich acht Wochen. Hautärzte vergeben Termine im Mittel innerhalb von zwölf Wochen, bei Orthopäden sind es acht Wochen und bei Neurochirurgen sechs Wochen. Einzig die Radiologen liegen mit vier Wochen in der vom Gesetzgeber vorgegebenen Frist für eine zumutbare Wartezeit.

Immerhin 20 Prozent der Hautärzte und acht Prozent der Orthopäden verweisen auf ihre Akutsprechstunde. Dort können Patienten ohne Terminreservierung dringliche Beschwerden kurzfristig abklären lassen.

Auch bei drei Versuchen: 25 Prozent nicht erreichbar

Große Unterschiede finden sich auch in der Erreichbarkeit der sächsischen Facharztpraxen. Radiologen sind zu 80 Prozent sofort beim ersten Anrufversuch zu erreichen. Bei Orthopäden gelingt das nur in jeder fünften Praxis. Zu einem Viertel der 200 angefragten Arztpraxen kommt sogar mit drei Versuchen während der Sprechzeit kein telefonischer Kontakt zustande.

Separate Sprechzeiten in Großstädten

In der Untersuchung werden auch regionale Unterschiede in der Praxis-Organisation der Fachärzte deutlich. 23 Prozent der Ärzte in Großstädten bieten separate Telefonsprechzeiten an, die ausschließlich der Terminvereinbarung dienen. In Klein- und Mittelstädten können die Anrufer zu 96 Prozent normale Sprechzeiten für Terminvereinbarungen nutzen. Extra- Telefonzeiten für Termine haben dort nur 4 Prozent der Praxen. 

Information

Die TK-Landesvertretung Sachsen wollte wissen, wie schwierig es für gesetzlich versicherte Berufstätige tatsächlich ist, einen Facharzttermin zu bekommen. Sie unterstützte deshalb im Jahr 2018 eine empirische Untersuchung. Fachärzte wurden über einen Zufallsgenerator ausgewählt und verdeckt von einer privaten Handynummer angerufen.

Testanrufe fanden während der Sprechzeiten bei niedergelassenen Augenärzten, Dermatologen, Neurologen, Neurochirurgen, Orthopäden und Radiologen statt. Das sind auch die Facharztgruppen, bei denen der TK-Terminservice am meisten nachgefragt wird.

Testanrufer gaben sich nicht als solche zu erkennen und handelten nach einem normierten Interviewleitfaden und standardisiertem Vorgehen. Termine, die durch die Testanrufe entstanden, sagten die Testanrufer anschließend wieder ab.

Insgesamt konnten 200 Facharztpraxen in ganz Sachsen - mindestens 25 je Facharztgruppe - kontaktiert werden.

Die Bachelorarbeit "Terminvergabe bei Fachärzten für gesetzlich Versicherte in Sachsen - eine empirische Untersuchung" wurde 2018 an der Hochschule Zittau/ Görlitz an der Fakultät für Management- und Kulturwissenschaften im Studiengang Management im Gesundheitswesen von Elisa Nerlich bei Prof. Dr. rer. pol. Jörg Saatkamp und Dr. oec. Peter Sekula eingereicht und erfolgreich bestanden.