Zur Sache: Nachhaltiges Gesundheitswesen
Interview aus Hamburg
Mit den vorhandenen Ressourcen sorgsam umgehen - das muss auch für das Gesundheitssystem gelten. Doch wie kann Nachhaltigkeit gelingen? Was wird bereits realisiert und was muss noch passieren?
Im Interview gibt Dr. Sarah Elena Windolph-Lübben, Nachhaltigkeitsmanagerin der TK, Einblicke in ihre Arbeit, was sich die TK in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie vorgenommen hat und wo es schon Fortschritte gibt.
TK: Frau Windolph-Lübben, können Sie kurz skizzieren, weshalb das Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen nicht ignoriert werden sollte? Warum ist es wichtig, dass wir uns als Krankenkasse im Bereich Nachhaltigkeit gut aufstellen?
Dr. Sarah Elena Windolph-Lübben: Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehen uns alle an - schließlich geht es um die Gesundheit des Planeten und eine lebenswerte Zukunft. Und der Gesundheitssektor trägt mit über 4 Prozent weltweit beziehungsweise über 5 Prozent in Deutschland nicht unerheblich zum CO2-Ausstoß bei. Außerdem hängt Nachhaltigkeit eng mit unserem Kerngeschäft zusammen: Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Versicherten, die für uns als Krankenkasse natürlich im Fokus steht. Bereits jetzt kommt der Umgang mit Hitze, neuen Krankheitserregern oder verstärkten Allergien auf uns zu. Wir möchten hierfür sensibilisieren und unseren Versicherten Möglichkeiten aufzeigen, wie sie zum Beispiel ihre Gesundheit und gleichzeitig das Klima schützen können. Hier anzusetzen, aufzuklären und zu handeln ist aber auch eine Aufgabe des Gesundheitssystems insgesamt. Dafür setzen wir neben unseren TK-eigenen Bemühungen um Nachhaltigkeit auch auf den Dialog und die Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren im Gesundheitswesen.
"Ein wichtiges Ziel ist, vor dem Jahr 2030 CO2-neutral zu werden. Dafür ermitteln wir unseren ökologischen Fußabdruck und ergreifen relevante Maßnahmen, um diesen zu reduzieren."
TK: Das Team Nachhaltigkeitsmanagement der TK hat im vergangenen Jahr intensiv daran gearbeitet, eine Strategie zu entwickeln. Wie sieht diese aus? In welchen Bereichen sehen Sie den größten Handlungsbedarf und welche konkreten Ziele hat sich die TK gesetzt, um einen Beitrag zu einer gesunden und nachhaltigen Lebenswelt zu leisten?
Dr. Windolph-Lübben: Die Nachhaltigkeitsstrategie der TK berücksichtigt sowohl die TK selbst als auch ihre Liefer- und Wertschöpfungskette sowie das Gesundheitswesen insgesamt. Wir haben vier vorrangige Handlungsfelder für uns identifiziert: Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit in der Beschaffung, Verantwortung als Arbeitgeber und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen und der Gesellschaft.
Ein wichtiges Ziel ist, vor dem Jahr 2030 CO2-neutral zu werden. Dafür ermitteln wir unseren ökologischen Fußabdruck und ergreifen relevante Maßnahmen, um diesen zu reduzieren. Zusätzlich möchten wir Projekte unterstützen, die dem Klimaschutz dienen.
Ein wesentlicher Hebel ist auch unsere Lieferkette. Wir richten geeignete Anforderungen mit Blick auf Nachhaltigkeit - das sind nicht nur ökologische, sondern auch soziale Aspekte - an unsere Lieferanten und setzen uns zudem dafür ein, dass Nachhaltigkeit als ein das Wirtschaftlichkeitsgebot ergänzendes Kriterium im SGB V verankert wird.
Und wir fördern und fordern Nachhaltigkeit mit Blick auf das Gesundheitswesen und die Gesellschaft: Das betrifft Themen wie die Gesundheitsförderung und Prävention unter Klimaschutzaspekten, was zum Beispiel den Umgang mit Hitze angeht. Aber auch verantwortungsvolle Digitalisierung oder digitale Gesundheitskompetenz sind Schritte zu einem nachhaltigeren Gesundheitswesen. Zudem machen wir Nachhaltigkeit zum Bestandteil von Kooperationen, um auch andere Akteure des Gesundheitswesens zu motivieren. Beispielsweise beteiligen wir uns gerade an der Entwicklung eines Nachhaltigkeits-Siegels für Arztpraxen.
TK: Wie weit ist die Umsetzung fortgeschritten? Und was passiert konkret in Hamburg?
Dr. Windolph-Lübben: Wir sind gerade dabei, das Nachhaltigkeitsmanagement noch stärker in der TK zu verankern, indem wir beispielweise alle Mitarbeitenden einbinden, Regeln und Prozesse beleuchten sowie Kennzahlen zur Messung unserer Fortschritte aufsetzen. Zudem sprechen wir über Nachhaltigkeit, um intern wie extern das Bewusstsein dafür zu fördern, etwa künftig in einem Nachhaltigkeitsbericht. Aktuell erarbeiten wir einen TK-weiten konkreten Aktionsplan, den wir sukzessive umsetzen.
Einiges davon haben wir auch schon erreicht: In unserer Unternehmenszentrale und anderen Standorten in Hamburg gibt es aktuell verschiedene Ansätze und Pilotprojekte, von alternativen Energien bis zur Förderung klimafreundlicher Mobilität. Beim Erweiterungsbau an unserer Unternehmenszentrale möchten wir mit der Platin-Vorzertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB) den aktuell höchsten Nachhaltigkeitsstandard für Büroneubauten erzielen. Speziell relevant für Hamburg ist zudem das Thema Rechenzentrum, das gerade modernisiert und mit einer effizienten Kühlung versehen worden ist, wodurch wir Energie einsparen und das Klima schonen. Natürlich binden wir auch über Hamburg hinaus alle deutschlandweiten TK-Standorte in unser Nachhaltigkeitsmanagement ein. Daran wirken TK-weit Koordinatorinnen und Koordinatoren mit.
Hintergrund
Weitere Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie gibt es auf der Übersichtsseite Nachhaltigkeit bei der TK .