Facharzt-Situation: über die Hälfte der Mitteldeutschen nicht zufrieden
Pressemitteilung aus Thüringen
Erfurt, 15. April 2025. Über die Hälfte (51 Prozent) der Menschen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist mit dem Angebot an Facharztpraxen in ihrer Umgebung weniger zufrieden oder unzufrieden. Das ist ein Ergebnis des TK-Meinungspuls 2025, der auf eine bundesweit repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der TK mit Teilergebnissen aus Mitteldeutschland, also den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, zurückgeht. Im Jahr 2017 lag der Wert noch bei 47 Prozent.
Ein Grund für die Unzufriedenheit könnten die Wartezeiten für einen Facharzttermin sein. Fast zwei von drei Befragten (62 Prozent) aus den drei Bundesländern gaben an, weniger zufrieden oder unzufrieden damit zu sein.
"Das politisch aktuell viel diskutierte Thema, wie Menschen schneller in die für sie richtige Versorgung kommen, ist damit für den Freistaat und die Menschen hier besonders wichtig", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen.
Versicherte zielgerichtet durch Versorgungslandschaft leiten
"Es ist dringend nötig, dass wir Versicherte zielgerichteter durch die Versorgungslandschaft im Gesundheitswesen leiten. Im Moment folgen Behandlungspfade nicht konsequent dem Motto "zur richtigen Zeit zum richtigen Arzt", sondern oft historischen Mustern, Vergütungsanreizen oder dem Zufallsprinzip.
Deswegen haben wir als TK Vorschläge entwickelt, bei denen ein digitales Ersteinschätzungstool zum Einsatz kommen soll. Es soll eine qualitätsgesicherte und einheitliche Empfehlung abgeben, etwa ob die Haus- oder Facharztpraxis die richtige ist, ob der Patient oder die Patientin notfallbedingt in die Klinik sollte oder ob möglicherweise digitale Selbstversorgung oder Telemedizin zunächst weiterhelfen könnten. Zudem muss es eine zentrale Plattform zur digitalen Terminvermittlung geben. Wer direkt und zügig einen Termin vermittelt bekommt, muss bei der Suche nach einer Behandlung nicht länger mehrere Praxen parallel anfragen. Davon profitieren alle Beteiligten und die Versicherten können hoffentlich zufriedener sein", erklärt Dressel.
Digitale Lösungsansätze werden begrüßt
Digitale Unterstützung wird von den Menschen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt grundsätzlich begrüßt. Über die Hälfte (55 Prozent) der Befragten können sich vorstellen, zukünftig mehr Dinge online mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zu klären. 13 Prozent sagten, dass sie das bereits tun.
Gefragt nach konkreten Beispielen würden 76 Prozent Hausbesuche von medizinischen Fachangestellten oder Pflegekräften in Anspruch nehmen, während die Ärztin oder der Arzt per Video zugeschalten ist, oder haben das schon getan. Ebenso viele möchten Arzttermine online buchen oder haben das schon gemacht. 70 Prozent würden gern ihren Anamnesebogen im Vorfeld einer Untersuchung digital ausfüllen und einreichen. Videosprechstunden möchten 64 Prozent nutzen oder tun das schon.
"Die Befragungsergebnisse zeigen einmal mehr, dass viele Mitteldeutsche die Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitssystem sehen. Wichtig ist und bleibt, dass der konkrete Nutzen erkennbar und am Ende auch erlebbar ist", sagt Dressel. "Digitale Prozesse können den Verwaltungsaufwand erheblich vereinfachen. So haben Ärztinnen, Ärzte und anderes medizinisches Personal wieder mehr Zeit für die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig gehört zur Wahrheit, dass solche Veränderungen in der Anfangsphase oft anstrengend sind."
Menschen offen für Veränderungen der Klinikstruktur
Auch bei der Klinikstruktur stehen die Menschen in Mitteldeutschland den nötigen anstehenden Veränderungen offener gegenüber, als so manche kommunalpolitische Äußerung glauben lässt. 85 Prozent wären bereit, weitere Wege in Kauf zu nehmen, um eine auf ihre Erkrankung spezialisierte Klinik aufzusuchen. Nur 13 Prozent bevorzugen das Krankenhaus vor Ort, auch wenn es nicht spezialisiert ist.
"Diese Einstellung der Thüringerinnen und Thüringer kennen wir bereits aus einer
regionalen Befragung
aus dem vergangenen Jahr. Für die anstehenden Regionalkonferenzen, in denen vor Ort die zukünftige Struktur medizinischer Versorgung im Freistaat diskutiert wird, sollten wir diese grundsätzliche Veränderungsbereitschaft der Menschen im Land im Kopf haben", sagt Dressel.
Hinweis für die Redaktion
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Januar und Februar 2025 bundesweit insgesamt 2.052 Personen ab 18 Jahre (darunter jeweils mind. 200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse beziehen sich auf Mitteldeutschland; also die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
In der digitalen Pressemappe ( tk.de/meinungspuls ) finden Sie Statements, die Kernergebnisse, Infografiken sowie konkrete Maßnahmen-Vorschläge der TK für eine zukunftsfähige Gesundheitspolitik.