Fünf Fragen an ... Dr. Andreas Philippi
Interview aus Niedersachsen
Dr. Andreas Philippi berichtet im Interview "Fünf Fragen an ...", wie die ersten Tage im Amt waren, warum er Niedersächsischer Sozialminister wurde, über die Reform der Krankenhauslandschaft und seine weiteren gesundheitspolitischen Schwerpunkte.
TK: Herr Minister, zuallererst unseren herzlichen Glückwunsch zum Amtsantritt und gutes Gelingen! In herausfordernden Zeiten haben Sie das Niedersächsische Sozialministerium übernommen. Wie waren Ihre ersten Tage im Amt?
Dr. Andreas Philippi: Vieles ist erstmal neu und überwältigend, aber als Arzt habe ich gelernt, mich schnell in relativ komplexe Zusammenhänge einzuarbeiten, das kommt mir hier zugute. Nachdem der politische Alltag nicht mehr in gleichem Maße durch die Pandemie geprägt wird, habe ich die Zeit genutzt, um bereits viele wichtige Gespräche auf Landesebene zu führen. Besonders gefreut habe ich mich, dass mich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so freundlich und kooperativ aufgenommen haben.
TK: Als erfahrener Politiker und Arzt ist Ihnen die Gesundheitspolitik alles andere als fremd, was hat Sie daran gereizt das Amt des Niedersächsischen Sozialministers zu übernehmen?
Dr. Philippi: Ich glaube, dass ich in dieser Position meine langjährigen Erfahrungen als Mediziner einbringen kann. Als Mediziner kenne ich die Sorgen und Nöte der Kolleginnen und Kollegen und weiß, 'wo der Schuh drückt'. Meine Devise war und ist, dass man nicht nur kritisieren soll, sondern auch selbst etwas beitragen sollte. Als Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung bin ich für eine ganze Reihe Themen zuständig, das wird keine leichte Aufgabe, aber ich freue mich auf die Herausforderungen. Als Sozialminister möchte ich gestalten und Akzente setzen, zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger.
TK: Die Reform der Krankenhauslandschaft steht in Land und Bund ganz oben auf der Agenda. Wo werden wir am Ende dieses Jahres stehen?
Dr. Philippi: Ich halte nichts davon, Reformen an bestimmten Daten festzumachen. Mir ist neben den Patientinnen und Patienten vor allem wichtig, die Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen mit einzubeziehen. Solche Reformen können nicht von oben herab am grünen Tisch verordnet werden, sondern müssen sich im Dialog entwickeln. Wir haben in Niedersachsen mit dem neuen Krankenhausgesetz bereits eine gute Basis auf der wir aufbauen können.
Ein zentraler Baustein wird die Einrichtung Regionalen Gesundheitszentren sein, vor allem dort, wo Krankenhäuser nicht länger wirtschaftlich betrieben werden können. Diese Umwandlung bietet die Chance, die vorhandene Infrastruktur weiter zu nutzen, da ein wesentlicher Teil der fachärztlichen Versorgung erhalten wird. Auch für die Beschäftigten bringt dieses System Sicherheit und Verlässlichkeit mit sich. Die Zentren werden maßgeblich zu einer Verbesserung der ambulanten Versorgung beitragen.
Die Zentren werden maßgeblich zu einer Verbesserung der ambulanten Versorgung beitragen.
TK: Welche anderen Schwerpunkte wollen Sie gesundheitspolitisch noch in dieser Legislaturperiode umsetzen?
Dr. Philippi: Nun, es gibt eine ganze Reihe von Themen, auch in anderen Bereichen, die ich in dieser Legislaturperiode in Angriff nehmen möchte, aber wenn sie speziell das Gesundheitswesen ansprechen, dann geht es einmal um die ambulante Versorgung im ländlichen Raum, und um die Reform der Notfallversorgung. Dabei müssen wir sowohl den Rettungsdienst, als auch den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die stationäre Notaufnahme in den Blick nehmen. Der Bundesgesundheitsminister hat angekündigt, noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf für die Reform der Notfallversorgung vorzulegen. Diesen Reformprozess werden wir konstruktiv und engagiert begleiten.
Diesen Reformprozess werden wir konstruktiv und engagiert begleiten.
Darüber hinaus werden wir in Niedersachsen alle beteiligten Akteure an einen Tisch holen und den Austausch suchen, zum Beispiel mit der AG Notfallversorgung, in der Mitglieder des Landesausschusses Rettungsdienst, der Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, der Kostenträger, des Innenministeriums und meines Hauses zusammenarbeiten. Hier geht es primär um die Zusammenarbeit von Rettungsdienst und ambulanter Versorgung. Das Thema Gemeindenotfallsanitäter steht dabei ebenso im Fokus wie die Verzahnung der Rufnummern 116117 und 112.
TK: Sie kennen die Gesundheitsversorgung auch als praktizierender Arzt. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit Digitalisierung in den Praxen flächendeckend ankommt und einen Mehrwert darstellt?
Dr. Philippi: Gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen ist die Telemedizin ein wichtiger Baustein einer flächendeckenden Versorgung. Während der Pandemie haben wir erlebt, dass es schon viele gute Beispiele gibt, während es anderswo noch hakt. Wichtig ist mir, gerade auch aufgrund meiner persönlichen Erfahrung, dass wir die Beschäftigten im Gesundheitswesen 'mitnehmen' und deutlich aufzeigen, wo die Chancen liegen.
Wichtig ist mir, gerade auch aufgrund meiner persönlichen Erfahrung, dass wir die Beschäftigten im Gesundheitswesen 'mitnehmen' und deutlich aufzeigen, wo die Chancen liegen.