Wie Daten die Patientensicherheit erhöhen können
Position aus Saarland
Das Wohl und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sollte bei medizinischen Behandlungen immer an oberster Stelle stehen. In diesem Kontext wird ein Potenzial bisher zu wenig genutzt: Gesundheitsdaten. LV-Leiter Stefan Groh erläutert, weshalb die ePA dabei eine wichtige Rolle spielt und geht auf ein praktisches Beispiel aus dem Saarland ein.
Arzneimittel sollen Menschen helfen, wirken aber nicht bei allen Personen identisch. Außerdem kann es bei der zeitgleichen Einnahme mehrerer Medikamente zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen. Besonders gefährdet sind hier multimorbide Personen, die an mehreren - zumeist chronischen - Erkrankungen leiden und dementsprechend viele Arzneimittel zu sich nehmen müssen. Ein Faktor bei diesen Wechselwirkungen sind auch genetische Voraussetzungen.
Dieses Problem adressiert das europäische Projekt SafePolyMed , an dem unter anderen auch die Universität des Saarlandes und das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in Sulzbach beteiligt sind. Durch Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und weiteren Modellen werden riesige Mengen an Patientendaten anonymisiert ausgewertet und nutzbar gemacht. In Kombination mit genetischen Auswertungen kann dadurch im Vorfeld einer Behandlung ein Risiko für unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen berechnet werden. Dieses praktische Beispiel zeigt, wie man mit der Auswertung von Gesundheitsdaten die Versorgung und die Patientensicherheit verbessern kann.
Gesundheitsdaten haben enormes Potenzial
Meiner Meinung nach werden diese Aspekte in der Diskussion um eine mögliche Datennutzung von Gesundheitsdaten zu selten mitgedacht. In den Daten steckt enormes Potenzial. TK-Chef Dr. Jens Baas sagte dazu einmal sehr passend: "Die nächste Revolution in der Medizin wird nicht ein neues Medikament oder eine neue Behandlungsmethode sein, sondern die intelligente Vernetzung von Daten." Das scheint nun auch in der Politik angekommen zu sein. Denn in der kürzlich vorgestellten Digitalstrategie des Bundesgesundheitsministeriums soll eine Auswertung und Nutzung von pseudonymisierten Daten erleichtert werden.
ePA wird zentrale Rolle einnehmen
Auch die Verbreitung und Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) ist Teil der Strategie. Ein weiterer wichtiger Schritt, denn die ePA wird aus meiner Sicht in diesen Entwicklungen eine Kernrolle einnehmen. Zum einen haben die Nutzerinnen und Nutzer die Souveränität über ihre Daten, zum anderen kann sie - um beim oben genannten Beispiel zu bleiben - dafür sorgen, dass mögliche Arzneimittelwechselwirkungen schon während einer möglichen Verordnung erkannt und verhindert werden. Anders als bisher, sind dann alle auch von anderen Ärztinnen und Ärzten verordneten Medikamente bekannt.
Es wird daher nun dringend Zeit, dass die ePA richtig ins Fliegen kommt. Dazu ist vor allem der Anschluss der Leistungserbringer nötig - und dass diese die Akten auch endlich befüllen. Sollten die bestehenden Probleme jedoch nicht in naher Zukunft gelöst werden, schadet das vor allem den Patientinnen und Patienten.