Eine höhere Patientensicherheit dank ePA
Interview aus Saarland
Ab Mitte Februar haben alle GKV-Versicherten eine elektronische Patientenakte. Doch was bedeutet das im Alltag und für die Versorgung? Dr. David Stenger ist niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Dudweiler und sammelt bereits seit zweieinhalb Jahren Erfahrungen mit der ePA. Im Interview geht er auf die Vorteile ein und betont, wie wichtig eine komfortable Einbindung in die Praxisverwaltungssoftware ist.
TK: Sehr geehrter Herr Dr. Stenger, spätestens am 15. Februar hat jede und jeder GKV-Versicherte eine eigene elektronische Patientenakte. Wie schauen Sie auf den Start?
Dr. David Stenger: Da wir in unserer Praxis bereits seit etwa zweieinhalb Jahren mit der ePA arbeiten, schaue ich ehrlicherweise ziemlich entspannt auf den Start. Auch beim elektronischen Rezept und der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hatten wir wenig Probleme, weil wir uns in der Praxis einfach schon sehr früh - also weit vor dem offiziellen Start für alle - damit beschäftigt haben. Wir haben auch das Glück, dass unsere Praxissoftware ziemlich fortschrittlich ist und wir so anfängliche Kinderkrankheiten bisher immer gut lösen konnten. Bei uns ist die ePA bereits ins System integriert und laut Softwarehersteller werden dann ab Februar alle erstellten Briefe automatisch in die ePA eingestellt.
TK: Sie sprechen hier ein wichtiges Thema an: die Praxisverwaltungssoftware. Wie wichtig ist die?
Dr. Stenger: Ich denke, dass bei einigen Kolleginnen und Kollegen die Integration der ePA in die Praxisverwaltungssoftware ein Problem ist. Man will verständlicherweise nicht mehr Arbeit haben, denn Verwaltungsarbeiten haben wir schon mehr als genug. Wichtig für die Akzeptanz ist also, dass die ePA durch eine clevere Einbindung in die Software keinen Mehraufwand verursacht.
TK: Was sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit der ePA und was sind die wichtigsten Vorteile?
Dr. Stenger: Wenn alle Ärztinnen und Ärzte die ePA nutzen und befüllen, wird der Informationsaustausch deutlich besser. Wenn Patientinnen und Patienten die Praxis wechseln oder sich eine Zweitmeinung einholen, müssen die Medizinischen Fachangestellten nicht noch zig Dokumente einscannen oder Befunden hinterhertelefonieren. So hat man schneller eine bessere Übersicht und kann Doppeluntersuchungen vermeiden. Mit dem Wissen über weitere Vorerkrankungen kann man die Therapie auch deutlich besser steuern. Das zielt letztlich alles auf eine höhere Patientensicherheit ab.
TK: Was bringen die Medikationslisten, die in einem zweiten Schritt in die ePA integriert werden sollen?
Dr. Stenger: Die werden einen großen Vorteil bieten. Wenn diese Listen in das System integriert werden können, sind mögliche Wechselwirkungen viel besser vermeidbar. Ein weiterer Faktor sind hinterlegte Allergien, die bei der Auswahl der Arzneimittel dann besser berücksichtigt werden können.
TK: Wie sind die Rückmeldungen Ihrer Patientinnen und Patienten auf die Einführung der elektronischen Patientenakte bisher?
Dr. Stenger: Bisher war die Nachfrage noch eher gering, weil viele auch nicht wussten, dass es dieses Angebot schon gibt. Aber seit den Anschreiben der Krankenkassen kommt es schon vermehrt zu Nachfragen. Bisher hat sich da bei mir noch niemand negativ zu geäußert. Die meisten sehen das Ganze eher als Gewinn.
TK: Wenn wir in die Zukunft schauen, was denken Sie: Wie lange dauert es, bis die ePA sich etabliert hat?
Dr. Stenger: Ich glaube, die Patientinnen und Patienten nehmen das direkt an. Entweder, weil sie die Akte aktiv nutzen oder weil sie die einfach im Hintergrund laufen lassen und sich wenig damit beschäftigen. Bei der Ärzteschaft wird vermutlich nicht jeder von Tag eins an, dabei sein und alles befüllen. Am Anfang wird es bestimmt an der ein oder anderen Stelle haken, wie bei eAU und eRezept auch. Aber nach der Phase werden es hoffentlich alle nutzen, weil die Vorteile erkannt werden. Hier spielt die Software, wie eben beschrieben, eine wichtige Rolle. In den Krankenhäusern könnte es, wie bei den bisherigen Neuerungen, auf Grund der Infrastruktur etwas schwieriger werden.
Aber insgesamt wünsche ich mir einfach, dass möglichst viele Akteurinnen und Akteure mitmachen, denn nur dann kann die ePA auch ihren gesamten Nutzen entfalten - besonders für die Versicherten.
Zur Person:
Dr. David Stenger ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Der 41-Jährige praktiziert seit 2011 und hat nach Stationen an der Uniklinik des Saarlandes und dem Caritas-Klinikum in Saarbrücken 2020 mit einer Kollegin und einem Kollegen das Orthopädisch Unfallchirurgische Zentrum Fischbachtal gegründet.