Erfurt, 17. Mai 2024. Gesetzlich versicherte Thüringerinnen und Thüringer bekamen im Jahr 2023 Arzneimittel im Wert von rund 1,7 Milliarden Euro verordnet. Gegenüber dem Jahr 2022 ist das ein Anstieg um sechs Prozent, im Vergleich zu 2018 sogar um rund 21 Prozent. Das berichtet die Techniker Krankenkasse (TK) und beruft sich dabei auf aktuelle Daten des GKV-Spitzenverbandes.
 
Statistisch gesehen belief sich der Wert der Arzneimittelverordnungen im Freistaat auf 898,52 Euro je gesetzlich versicherte Person. Damit nimmt Thüringen erneut einen der vorderen Plätze im Länderranking ein. Im Bundesdurchschnitt wurden Arzneimittel im Wert von 780,41 Euro je gesetzlich Versicherte bzw. Versicherter verordnet.

Jeder Thüringer und jede Thüringerin erhielt vergangenes Jahr statistisch gesehen 11,9 Arzneimittel-Verordnungen. Das entspricht einem Prozent mehr als 2022.

"Sowohl Verordnungsmengen als auch der Umsatz bei Arzneimitteln steigen weiter", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. "Im Fünfjahresvergleich wird der Trend sehr deutlich: 2018 wurden jedem Thüringer und jeder Thüringerin Arzneimittel im Wert von 727 Euro verordnet. Vergangenes Jahr lag der Wert 24 Prozent höher. Besonders aufgrund der absehbar schwierigen finanziellen Lage der gesetzlichen Krankenversicherung sollten auch im Arzneimittelbereich Einsparmöglichkeiten realisiert werden."

Preistreiber sind patentgeschützte Medikamente

In den ersten sechs Monaten nach der Markteinführung können Hersteller frei festlegen, wieviel ein neues Medikament kostet.

"Der Großteil der Kostensteigerung bei Medikamenten ist auf neu auf den Markt kommende, patentgeschützte Medikamente zurückzuführen", sagt Dressel. "Sie machen in Thüringen ähnlich wie im gesamten Bundesgebiet derzeit etwa 50 Prozent des Bruttoumsatzes der Arzneimittel aus."

Solche Medikamente finden sich insbesondere bei den Mitteln zur Behandlung von Krebs sowie zur Unterdrückung des Immunsystems, die etwa bei Typ-1-Diabetes oder Multipler Sklerose eingesetzt werden. Bei diesen beiden Medikamentengruppen zusammen ist in Thüringen zwischen 2018 (239 Millionen Euro) und 2023 (334 Millionen Euro) ein Kostenanstieg um knapp 40 Prozent zu verzeichnen.  

"Alle Patientinnen und Patienten sollen auch in Zukunft von echten Innovationen im Arzneimittelmarkt profitieren. Dafür benötigen wir mehr Transparenz über Forschungs- und Entwicklungskosten, an denen sich dann die Preise orientieren. Wir brauchen langfristig objektive Kriterien für die Preisbildung", sagt Dressel.

Medikamente für gentherapeutische Behandlungen gehören ebenfalls zu den patentgeschützten Arzneimitteln. Deutschlandweit sind derzeit 15 Gentherapeutika zugelassen. Fast 50 Mittel dieser Gruppe befinden sich in der Pipeline und könnten in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Pro Behandlung lagen die Kosten für diese Arzneimittel bei Markteintritt zwischen rund 300.000 Euro und 4,2 Millionen Euro.

Hinweis für die Redaktion

Die Statistik, auf die sich die TK bezieht, findet sich unter www.gkv-gamsi.de und wird jährlich vom GKV-Spitzenverband veröffentlicht.

Die Anzahl der Medikamentenverordnungen entspricht im Fertigarzneimittelmarkt der Anzahl der entsprechenden Packungen.

Mit der Rolle von Gentherapeutika beschäftigt sich der Report Arzneimittel-Fokus: Gentherapeutika - Hoffnungsträger oder Systemsprenger? der TK und des aQua-Instituts im Detail.