Antibiotika bei Erkältungen: Von über 30 auf rund sieben Prozent
Pressemitteilung aus Baden-Württemberg
Stuttgart, 8. November 2023. Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg verordnen bei Erkältungskrankheiten immer weniger Antibiotika. Im vergangenen Jahr bekamen 7,3 Prozent der bei der Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg versicherten Erwerbspersonen, die wegen einer Erkältung krankgeschrieben waren, ein Antibiotikum verordnet. Das ergab eine Auswertung des TK-Gesundheitsreports 2023. Im Jahr 2014 waren es noch 30,6 Prozent. Baden-Württemberg liegt damit unter dem Bundesschnitt, der im vergangenem Jahr 8,6 Prozent betrug und 2014 bei 32,6 Prozent lag. Am seltensten wurden Antibiotika bei Erkältungsdiagnosen 2022 in Sachsen mit 6,5 Prozent verschrieben, am häufigsten im Saarland mit 11,4 Prozent.
"Trotz dieser erfreulichen Tendenz müssen weiterhin alle daran arbeiten, Antibiotika nur dann einzusetzen, wenn es wirklich notwendig ist", so Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. "Bei Infektionen, die durch Bakterien verursacht werden, beispielsweise einer Lungenentzündung, kann ein Antibiotikum ein wirksames Medikament sein. Gegen Viren können Antibiotika jedoch nichts ausrichten und sind daher bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt sinnlos."
Eine Forsa-Befragung der TK zeigt, dass es beim Thema Antibiotika-Einsatz durchaus noch Aufklärungsbedarf gibt. Zwar haben 97 Prozent der Befragten schon einmal von Resistenzen im Zusammenhang mit zu häufigem oder falschem Einsatz von Antibiotika gehört. Jedoch meint auch fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent), dass Antibiotika bei Virusinfektionen wirken. Das Wissen darum, dass Antibiotika bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden sollten, ist hingegen groß - 81 Prozent der Befragten gaben an, dass sie meinen, dass Antibiotika hier helfen.
In den kommenden Monaten werden saisonüblich wieder mehr Menschen von Erkältungskrankheiten betroffen sein. Gut informierte betroffene Patientinnen und Patienten können beim Besuch in der Arztpraxis aktiv mitwirken, um weitere Antibiotikaresistenzen zu vermeiden. Rund um dieses Thema hat deshalb das Robert Koch-Institut (RKI) ein allgemeines Informationsportal aufgebaut. Unter www.rki.de gibt es in der Rubrik Infektionsschutz zu Antibiotikaresistenz beispielsweise Infografiken, Faktenblätter, Erklärfilme und interaktive Internetseiten.
Hinweis für die Redaktion
Die Daten stammen aus dem TK-Gesundheitsreport 2023, in dem unter anderem die Arzneimittelverordnungen der rund 5,6 Millionen bei der TK-versicherten Erwerbspersonen ausgewertet werden, 606.000 davon mit Wohnsitz in Baden-Württemberg. Dazu zählen neben den Erwerbstätigen auch die Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld I.
Für die bevölkerungsrepräsentative Umfrage im Auftrag der TK hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April und Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahren telefonisch unter anderem zum Thema Antibiotika befragt.