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Was ist Body Shaming? 

Menschen wurden schon immer wegen ihres Äußeren gehänselt oder diffamiert. Heute heißt das Phänomen "Body Shaming". Das bedeutet, dass jemand aufgrund seines Aussehens abgewertet wird. Die Diskriminierung geht von kleinen, spitzen Bemerkungen über deftige Beleidigungen bis hin zu Mobbing und Ausgrenzung. All das tut richtig weh. Im Netz genauso wie im realen Leben. 

Fat Shaming ist am häufigsten

Übergewicht ist Grund Nummer eins fürs Body Shaming. Mädchen und Frauen sind besonders häufig Opfer, weil sie viel stärker anhand ihres Aussehens bewertet werden als Männer. Ein rein weibliches Thema ist Body Shaming trotzdem nicht. Grundsätzlich kann es jeden treffen, der nicht den gängigen Schönheitsvorstellungen entspricht: dicke, dünne, kleinwüchsige, schielende oder behinderte Menschen. Auch Promis und sogar Models erwischt es: Das Netz ist voller gehässiger Body-Shaming-Attacken. 

Dahinter stecken oft Vorurteile, Neid oder Selbstunzufriedenheit des Body Shamers. Aber auch unrealistische Schönheitsbilder, die in den Medien und auf Social Media vermittelt werden, sind Nährboden des Body Shaming. Und Hand aufs Herz: Wer bessert nicht sein neuestes Profilbild nach, um schöner, schlanker und einfach besser auszusehen? 

Fatale Folgen für Körper und Seele

Das Bodyshaming gegen dicke Menschen wird auch "Fat Shaming" genannt. Genaue Zahlen gibt es nicht. Doch die Deutsche Adipositasgesellschaft (DAG) geht von einem Massenphänomen aus. Demnach erfahren Menschen mit Adipositas tagtäglich vielfältige Formen der Diskriminierung - mit weitreichenden Folgen.

Eine Untersuchung der Uni Tübingen aus dem Jahr 2012 konnte zum Beispiel zeigen, dass fettleibige Menschen Nachteile in der Karriere haben - eine Stelle mit Leitungsfunktion wird ihnen wesentlich seltener zugetraut als den normalgewichtigen Kollegen. Fazit der Untersuchung: Selbst geschulte Personalentscheider haben Vorurteile gegenüber stark übergewichtigen Personen. 

Was macht das mit denjenigen, die auf so viel Ablehnung stoßen? Experten sagen, dass die alltägliche Diskriminierung oft so stark verinnerlicht wird, dass sich die Betroffenen selbst abwerten. Selbststigmatisierung nennt man dieses Verhalten. Die Diskriminierten werden immer unzufriedener mit sich und ihrem Körperbild, häufig werden sie selbst zu ihrem größten Body Shamer. "Oft verschlechtert sich das emotionale Wohlbefinden und verursacht depressive Verstimmungen, Angst, niedrige Selbstwertschätzung und sogar suizidale Tendenzen", warnt Adipositasexperte Professor Dr. Matthias Blüher. 

Gut gemeinte Ratschläge bewirken meist das Gegenteil

Body Shamer verpacken ihre Vorurteile gern in scheinbar gut gemeinte Ratschläge. "Du musst mehr Sport machen" oder "Mach doch mal die Soundso-Diät", heißt es dann - oft unter dem Vorzeichen, man sei um die Gesundheit und das Wohlergehen des "Dicken" besorgt. 

Dabei geht der Body Shamer davon aus, dass der andere nur zu faul ist oder zu willensschwach ist, um abzunehmen. Das ist nicht nur verletzend, sondern bewirkt auch fast immer das glatte Gegenteil. Zudem ist die Annahme auch meistens noch falsch. 

Zumindest die Adipositas, also die starke Fettleibigkeit, ist heute eine anerkannte chronische Krankheit, die eben nicht selbst behandelt werden kann. Aber auch wer noch nicht krankhaft überwichtig ist, sondern nach landläufiger Meinung einfach nur zu dick ist, ist oft heillos mit dem Abnehmen aus eigener Kraft überfordert.

"Body Positivity" heißt die Gegenbewegung

"Warum abnehmen?", fragen sich mittlerweile viele. "Ich bin schön, so wie ich bin." Immer mehr Mädchen und Frauen bekennen sich zu ihren Rundungen, posten Fotos von ihren Speckröllchen und ihrer Cellulite. "Body Positivity" heißt diese Gegenbewegung. Kerngedanke ist, dass jeder Körper schön ist. 

Mit ihren Posts wollen die Anhängerinnen der Body-Positivity-Bewegung auch andere Leidensgenossinnen in ihrem Körperbewusstsein bestärken und die Dynamik des Body Shamings entschärfen. Viele dieser mutigen Frauen bezeichnen sich lieber als fett denn als übergewichtig. Warum? Weil Übergewicht schon eine gesellschaftliche Bewertung ist. 

Auch einige Unternehmen haben die Bedeutung von Anti-Body-Shaming erkannt. Also werden XXXL-Models auf den Laufsteg geschickt oder üppige Damen lächeln uns auf Werbeanzeigen entgegen. Immer öfter werden auch Falten und Schwangerschaftsstreifen gezeigt - als "Tiger Stripes". Der Großteil der Kundschaft hat ohnehin noch nie dem Schönheitsideal von einem perfekten Körper entsprochen. 

Du musst deinen Körper nicht schön finden. Er sollte dir egal sein.

Body Neutrality: Sich schön fühlen zu müssen, ist der falsche Weg 

Doch es gibt bereits Kritik. Die Sozialpsychologin Anuschka Rees findet, dass die Body-Positivity-Bewegung noch viel zu sehr die Schönheit in den Mittelpunkt stellt. Ihr Gegenvorschlag lautet "Body Neutrality", also das Selbstwertgefühl sehr viel weniger an die äußere Erscheinung zu koppeln. Anders ausgedrückt: "Du musst deinen Körper nicht schön finden. Er sollte dir egal sein."

Body Shaming ist auf Social Media ein Reizwort

Wer selbst "ungeschminkten" Content postet, darf allerdings nicht nur mit Likes und Zustimmung rechnen. Negative und beleidigende Kommentaren sind "part of the game". Das Institut für Jugendforschung in Wien hat 2017 in einer Studie "Body-Shaming & Social-Media" dazu 15- bis 19-jährige Mädchen aus Wien befragt. Wirklich schützen, so die Mädchen, kann man sich vor negativen Kommentaren nicht. Ein gangbarer Weg für die meisten von ihnen: Nicht alles ernst nehmen, was im Netz gepostet wird. Und den Täter oder die Täterin blockieren, wenn die Attacken zu heftig werden.

Nicht alles gefallen lassen

Grundsätzlich gilt: Selbstbewusstsein, ein dickes Fell, Vorbilder und der Austausch mit Gleichgesinnten sind ein guter Schutz, gelassener mit der Alltagsdiskriminierung umzugehen. Einen gesunden Selbstwert kann man übrigens auch trainieren. Ratgeber gibt es in Hülle und Fülle. 

Wer jedoch schon so zermürbt ist, dass er die Vorurteile für sich übernommen hat und an Ängsten, Depressionen oder einer starken Einbuße der Lebensqualität leidet, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Anlaufstellen sind Hausärzte und Psychotherapeuten. Darüber hinaus können Familienberatungsstellen eine gute und schnell erreichbare Alternative sein. 

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