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Gesundheitsinformationen gelten als besonders gut, wenn sie "evidenzbasiert" sind. Der Begriff "Evidenz" leitet sich aus dem Englischen "evidence" ab und bedeutet Nachweis, Anzeichen, Beleg oder Hinweis.

Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen

Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen liefern objektive und wissenschaftlich belegte Aussagen zu Erkrankungen und den Möglichkeiten ihrer Untersuchung und Behandlung. Sie berücksichtigen die jeweils aktuell besten und aussagekräftigsten systematisch erhobenen Daten zu den untersuchten Themen. Sie beziehen die Erfahrungen und Bedürfnisse betroffener Patientinnen und Patienten ein und weisen auch darauf hin, zu welchen Fragen es keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse gibt.

Gute evidenzbasierte Informationen für Patientinnen und Patienten sind verständlich geschrieben. Ihre Inhalte werden so dargestellt, dass sie für Patientinnen und Patienten wirklich bedeutsam und hilfreich sind. Zum Beispiel informieren sie über die Auswirkungen einer Behandlung auf die Lebenserwartung und die Lebensqualität, nicht nur über Messwerte wie etwa den Cholesterinwert oder den Blutdruck. Nur solche Informationen können helfen, sich fundiert für oder gegen Untersuchungs- oder Therapiemethoden zu entscheiden.

Formale Qualitätskriterien

Ein Blick in das Impressum und die einleitenden Texte einer Information kann Ihnen oft schon einen Eindruck von deren formaler Qualität geben. Hier haben wir für Sie die sieben wichtigsten formalen Qualitätskriterien zusammengestellt.

  • Sind die Autorinnen Autoren und deren fachliche Qualifikation genannt?
  • Haben Patientinnen und Patienten an dem Text mitgearbeitet?
  • Wie alt ist die Information?
  • Wann soll sie wieder überarbeitet werden?
  • Gibt es eine Aussage darüber, ob Interessenkonflikte bestehen?
  • Gab es eine unabhängige Qualitätsprüfung?
  • Wie machen die Autorinnen und Autoren ihre Qualitätssicherung transparent?

Inhaltliche Qualitätskriterien

Mindestens ebenso wichtig ist die Frage nach der inhaltlichen Qualität. Die Qualität einer Gesundheitsinformation können Sie anhand der folgenden zwölf Kriterien beurteilen.

  • Sind die Ziele der Gesundheitsinformation genannt?
  • Ist die Zielgruppe definiert?
  • Wird der natürliche Krankheitsverlauf beschrieben?
  • Wird erklärt, was passiert, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt?
  • Sind die verwendeten Quellen angegeben?
  • Wird angegeben, wie die Behandlungsmaßnahmen wirken?
  • Sind Nutzen und Risiken einer Maßnahme erklärt?
  • Nennen die Autoren die Behandlungsalternativen?
  • Wird beschrieben, wie sich die Behandlung auf das tägliche Leben auswirkt?
  • Sagen die Autorinnen und Autoren auch, wo etwas noch unsicher ist?
  • Gibt es weiterführende Literatur und Linktipps ins Internet?
  • Sind Adressen und Anlaufstellen genannt?

Details: Inhaltliche Qualitätskriterien

1. Ziele

Lesende einer Gesundheitsinformation sollten wissen, was sie erwartet. Gleich zu Beginn des Textes sollten daher die Ziele der Information genannt werden. Was sollen Leserinnen und Leser nach der Lektüre wissen und können? Welche Fragen werden beantwortet und welche nicht? Eine gute Gesundheitsinformation beschreibt diese Punkte präzise und verständlich.

2. Zielgruppe

Ist die Information für mich überhaupt relevant? Das sollte auf den ersten Blick ersichtlich sein. Gute Gesundheitsinformationen nennen deshalb gleich zu Beginn ihre Zielgruppe, und zwar so exakt wie möglich, zum Beispiel: "Diese Information richtet sich an Erwachsene, die an der Krankheit xy leiden."

3. Natürlicher Krankheitsverlauf

Eine gute Gesundheitsinformation erläutert, wie eine Krankheit entsteht und wie sie ohne Behandlung verlaufen würde. Sie nennt die Zahl der betroffenen Menschen und beschreibt Auslöser, Ursachen, Formen und Schweregrade der Krankheit. Sie gibt auch an, wie sie sich auf die Lebensqualität auswirkt. Dadurch können Sie erkennen, ob eine Behandlung für Sie von Nutzen sein könnte, und sich besser für oder gegen eine Behandlung entscheiden.

4. Was passiert, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt?

Als Patientin oder Patient müssen Sie nicht nur abwägen, für welche Behandlung Sie sich entscheiden, sondern auch, ob Sie sich überhaupt behandeln lassen. Auf eine Behandlung zu verzichten kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn die Erkrankung auch von allein heilt, während eine Therapie starke Nebenwirkungen hätte. Eine gute Information beschreibt, welche Folgen es hätte, wenn Sie sich nicht behandeln lassen würden. Sie verschweigt es auch nicht, wenn diese Folgen noch nicht hinreichend bekannt sind.

5. Verwendete Quellen

Eine evidenzbasierte Gesundheitsinformation nennt die wissenschaftlichen Belege, auf denen sie beruht. Dieses Kriterium ist besonders wichtig, wenn Sie die Qualität einer Information beurteilen.

Die Quellenangaben sollten so präzise sein, dass Sie sie bei Bedarf selbst beschaffen könnten. Sie sollten also erkennen, wo Sie die angegebene Quelle finden könnten. Die Autorinnen und Autoren sollten darüber hinaus angeben, welchen wissenschaftlichen Wert ihre Quellen haben.

Leider gibt es nicht zu allen medizinischen Fragestellungen Studien mit der höchstmöglichen Aussagekraft. In solchen Fällen müssen sich Gesundheitsinformationen zwangsläufig auf die vorhandenen wissenschaftlichen Quellen mit mehr oder weniger eingeschränkter Aussagekraft beziehen. Darauf sollte deutlich hingewiesen werden.

6. Wie die Behandlung wirkt

Worauf lasse ich mich ein, wenn ich mich für eine bestimmte Behandlung entscheide? Eine gute Gesundheitsinformation beschreibt zu jedem dargestellten Verfahren, wie es auf den Körper wirkt und die Krankheit oder ihre Symptome beeinflusst. Darüber hinaus nennt sie Art, Umfang und Dauer der jeweiligen Behandlung und beschreibt, wie sie abläuft. Mithilfe solcher Informationen können Sie fundiert entscheiden, welche Behandlungsform Sie wählen.

7. Nutzen und Risiken

Eine gut informierte Entscheidung kann nur treffen, wer sowohl den Nutzen als auch die Risiken kennt und deren Bedeutung für sich einzuschätzen weiß.

Eine evidenzbasierte Gesundheitsinformation erläutert deshalb zu jedem dargestellten Verfahren, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Patient oder eine Patientin von der Behandlung profitiert und wie hoch sein Risiko ist, unerwünschte Nebenwirkungen zu erleiden.

Der Nutzen sollte so dargestellt werden, dass Sie seine Bedeutung für Ihr Leben erkennen können. Sehr bedeutsam wäre es zum Beispiel, wenn der Nutzen anhand der Lebensdauer oder Lebensqualität dargestellt werden kann. Seien Sie skeptisch, wenn die Autorinnen und Autoren einseitig den Nutzen eines Verfahrens betonen, die Risiken hingegen als unerheblich abtun oder gar nicht erst ansprechen.

Vorsicht ist auch dann geboten, wenn versucht wird, Leser Angst auszulösen oder ihn zu einer bestimmten Entscheidung zu drängen.

8. Behandlungsalternativen

Nur wenn Sie alle derzeit möglichen Behandlungs- und Untersuchungsverfahren kennen, können Sie sich bestmöglich entscheiden. Idealerweise stellt eine Gesundheitsinformation deshalb alle aktuellen Verfahren dar - sowohl solche, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen wurde, als auch solche, bei denen dieser Nachweis noch fehlt. Zu jeder Behandlungsalternative sollten Sie eine Aussage darüber finden, ob ihre Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist oder nicht.

Eine gute Gesundheitsinformation sagt Ihnen, ob sie alle Optionen oder nur ausgewählte Behandlungsalternativen nennt. Sind es nicht alle, sollten die Autorinnen und Autoren angeben, wo Informationen über weitere Alternativen zu finden sind. Sind die Autorinnen und Autoren nicht sicher, ob es noch weitere Behandlungsmöglichkeiten gibt, sollten sie dies ebenfalls ausdrücklich vermerken.

9. Wie sich die Behandlung auf das tägliche Leben auswirkt

Eine Behandlung kann Folgen für das tägliche Leben der Betroffenen haben. Die Nebenwirkungen eines Medikaments können zum Beispiel schläfrig oder verkehrsuntüchtig machen. Unter Umständen können Betroffene nach einer Operation längere Zeit ihren Aufgaben in Familie und Beruf nicht nachkommen.

Gute Gesundheitsinformationen stellen dar, wie sich die Behandlung auf die Lebensqualität von Patientinnen, Patienten und ihre Familie auswirken kann. Sie geben auch Hinweise, wo Betroffene und ihre Angehörigen Hilfe finden können, um die Situation zu bewältigen. Besonders nützlich sind die Tipps von Betroffenen, die an der Gesundheitsinformation mitgearbeitet haben.

10. Unsicherheiten zugeben

Gesundheitsinformationen sollten offen ansprechen, wenn die Wirksamkeit einer Untersuchungs- oder Behandlungsmethode noch nicht ausreichend belegt ist oder die vorhandenen Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt haben. Vor allem sollten sie deutlich machen, wenn es für die Wirkung einer Maßnahme nur Erfahrungswerte, aber keine wissenschaftliche Studien gibt. Falls aktuell gerade eine Studie durchgeführt wird, sollten sie sie nennen.

11. Weiterführende Literatur und Linktipps

Gibt eine Gesundheitsinformation auf weiterführende Literatur und spezielle Internetangebote? Wird dabei über die eigenen Produkte oder diejenigen der Institution hinausgegangen, die hinter der Gesundheitsinformation steht? Das kann für Objektivität und Neutralität sprechen. Allerdings sollten Sie auch bei den weiterführenden Information prüfen, wie seriös sie sind.

12. Adressen und Anlaufstellen

Vielen Patientinnen und Patienten hilft es, sich mit anderen über ihre Krankheit auszutauschen. Daher ist die Angabe von Adressen von Selbsthilfeorganisationen und von Beratungsstellen nützlich. Dort können sie sich weiteren Rat und Hilfe holen.

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