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Dabei greifen Betroffene häufig zu sogenannten Psychostimulanzien mit dem Wirkstoff Methylphenidat oder Modafinil. Diese Medikamente haben ihren eigentlichen Platz in der Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen ( ADHS ) und Schlafsucht (Narkolepsie) - und sind aus gutem Grund verschreibungspflichtig.

Während sie sich bei ADHS- und Narkolepsie-Patienten unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle als sehr hilfreich erwiesen haben, können sie bei eigenmächtiger Beschaffung und unsachgemäßem Gebrauch leicht zu einer Sucht führen.

Was sind Psychostimulanzien und wozu werden sie eingesetzt?

Die Substanzgruppe der Psychostimulanzien ist groß und weist zahlreiche sehr unterschiedliche Vertreter auf: Neben bewährten Amphetamin-Derivat-Medikamenten wie dem bereits erwähnten Methylphenidat zählen auch verschiedene illegale Drogen wie "Speed", "Ecstasy" oder "Crystal Meth" dazu - ebenso wie das Koffein in der allmorgendlichen Tasse Kaffee. Diesen Stoffen ist eine anregende Wirkung auf den Körper gemein, die sich auf unterschiedliche Weise mehr oder weniger stark äußert:

  • gesteigerte Wachheit und erhöhtes Aktivitätsniveau
  • vermehrter Bewegungsdrang
  • verminderte Müdigkeit
  • gezügelter Appetit
  • euphorisierte Stimmung

Methylphenidat

Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat werden zur Behandlung einer ADHS oder Narkolepsie eingesetzt. Sie sorgen dafür, dass die Nervenbotenstoffe Noradrenalin und Dopamin vermehrt freigesetzt werden und können so die Konzentration sowie das Lern-, Erinnerungs- und Kombinationsvermögen der betroffenen Patienten deutlich verbessern.

Wichtig zu wissen: Bei einer entsprechenden Diagnose empfiehlt der behandelnde Arzt in der Regel zunächst eine Psychotherapie, bevor er Medikamente in Betracht zieht. Erst bei klarem Behandlungsbedarf werden diese in enger Rücksprache mit dem Patienten beziehungsweise den Eltern schrittweise eingeführt und regelmäßig an die individuellen Bedürfnisse angepasst.

Methylphenidat: Ruhigsteller oder Chancengeber?

ADHS-Medikamente stehen als Betäubungsmittel für aufgeweckte Kinder in Verruf und werden deswegen häufig abgelehnt. Die Ergebnisse zahlreicher Studien sprechen dagegen für ihren wohlüberlegten Einsatz:

Weil sich betroffene Kinder mit der richtigen Medikamenteneinstellung wesentlich besser in ihr soziales und schulisches Umfeld integrieren können, bleiben ihnen zahlreiche Konflikte und Misserfolge erspart. Sie bekommen damit die Möglichkeit, ihre zwischenmenschlichen und kognitiven Fähigkeiten voll auszuschöpfen. In der Folge haben sie im Vergleich zu unbehandelten ADHS-Patienten ein deutlich geringeres Risiko, im Laufe ihres Lebens an einer Depression oder Sucht zu erkranken.

Modafinil

Das Medikament Modafinil wirkt stark müdigkeitshemmend und kann dabei helfen, die Einschlafattacken einer Narkolepsie abzumildern. Wie genau diese Stimulans wirkt, ist allerdings noch nicht vollständig geklärt.

Vermutlich hemmt das Medikament Dopamin-Transporter in denjenigen Hirnbereichen, die Wachheit und Schlaf kontrollieren, und mindert auf diese Weise die Symptome einer Narkolepsie. Bei einer gesicherten Narkolepsie-Diagnose erhalten Patienten eine individuell genau angepasste Dosierung des Medikaments und werden regelmäßig untersucht, sodass starke Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Nervosität oder Depression rechtzeitig erkannt werden können. 

Missbrauch und Risiken von Psychostimulanzien

Fünf bis zwanzig Prozent aller Studierenden in Deutschland greifen laut Studienlage regelmäßig zu leistungssteigernden Medikamenten - Hirndoping oder Neuroenhancement gehören in deutschen Universitäten damit unbestreitbar zum Alltag. Nur unwesentlich besser ist die Situation unter Berufstätigen: Hier putschen etwa sieben Prozent regelmäßig eigenmächtig ihre kognitive Leistung.

Die Konsumenten bewegen sich dabei auf einem schmalen Grat zwischen kurzfristiger Leistungssteigerung und teils schwerwiegenden Nebenwirkungen.

Neben ausgeprägter Nervosität, Schweißausbrüchen, Herzrasen, Blutdruckanstieg  und Kopfschmerzen kann eine unsachgemäße Einnahme von Methylphenidat und Modafinil auch zu aggressivem Verhalten, depressiven Verstimmungen und Angstzuständen führen. Daneben kann es zu Problemen beim Einschlafen , Appetitverlust und Verstopfung kommen. Ein chronischer Stimulanzien-Missbrauch kann darüber hinaus verschiedene Tics und unwillkürliche Muskelzuckungen zur Folge haben. 

Vom Hirndoping zum Hirninfarkt: Stimulanzien-Überdosis

Ein medikamentös herbeigeführter Schlafentzug oder eine Überdosierung kann zu Halluzinationen, Wahnvorstellungen und schweren epileptischen Anfällen führen. Daneben steigt das Risiko für potenziell tödliche Komplikationen wie hohes Fieber , Angina-pectoris-Anfall / Herzinfarkt , Schlaganfall und Herzstillstand.

Suchtmerkmale

Zu einer Stimulanzien-Sucht kann es vor allem dann kommen, wenn Medikamente unsachgemäß eingenommen werden - Patienten in ärztlicher Behandlung haben dagegen ein sehr geringes Risiko, eine Sucht zu entwickeln. Beim Thema Hirndoping bedeutet Suchtkontrolle vor allem Selbstreflexion.

Wenden Sie sich an Ihren Arzt, wenn bei Ihnen oder einer Ihnen nahestehenden Person im Verlauf der vergangenen zwölf Monate längerfristig mindestens drei der folgenden Anzeichen aufgetreten sind: 

  • Es besteht ein starker Wunsch oder Zwang, das Medikament einzunehmen. 
  • Die Kontrolle über den Beginn, die Menge und das Ende der Medikamenteneinnahme lässt nach. 
  • Körperliche Entzugssymptome wie starke Abgeschlagenheit und depressive Verstimmungen stellen sich ein, wenn das Medikament nicht eingenommen wird.
  • Das Medikament wirkt weniger stark und die Dosis wird gesteigert. 
  • Weil es immer mehr Zeit in Anspruch nimmt, das Medikament zu beschaffen und sich vom anschließenden Konsum zu erholen, werden andere Interessen zunehmend vernachlässigt. 
  • Das Medikament wird trotz bereits entstandener Folgeschäden weiterhin konsumiert. 

Wege aus der Sucht

Zu einer Stimulanzien-Sucht kommt es häufig erst durch chronische Überforderung und zu hohen Leistungsdruck - für eine nachhaltige Abstinenz ist es deswegen von größter Bedeutung, den eigenen Alltag auf den Prüfstand zu stellen. Häufig kann eine professionelle Gesprächstherapie dabei helfen, Prioritäten zu setzen und psychische Zusatzbelastungen zu mindern. Wenden Sie sich für entsprechende Angebote an Ihren Hausarzt oder eine ambulante Suchtberatungsstelle.

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