Wenn die Seele verletzt ist: Posttraumatische Belastungsstörung
Traumatische Ereignisse wie schwere Unfälle, Gewalterfahrungen, Missbrauch oder akute lebensbedrohliche Erkrankungen können sehr einschneidende Erfahrungen sein. Sind Sie selbst betroffen und fühlen sich danach längere Zeit belastet, liegt womöglich eine Posttraumatische Belastungsstörung vor. Mithilfe einer geeigneten Traumatherapie lässt diese sich in der Regel erfolgreich überwinden.
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann als Folge eines traumatischen Erlebnisses auftreten. Ob die Betroffenen dieses selbst erlebt oder es beobachtet haben, spielt dabei keine Rolle. Im Zentrum steht immer die entstandene seelische Verletzung.
2 bis 3 Prozent der Bevölkerung erleben im Laufe ihres Lebens eine PTBS. Frauen sind insgesamt häufiger betroffen als Männer. Direkt nach einem traumatischen Erlebnis ist eine akute Belastungsreaktion völlig normal und führt nicht automatisch zu einer PTBS.
Erste Hilfe nach einem Trauma
Unmittelbar nach einem traumatischen Erlebnis ist es wichtig, den Betroffenen zur Seite zu stehen und einen sicheren Raum für sie zu schaffen. Zeigen Sie Anteilnahme, trösten oder beruhigen Sie sie bei Bedarf. Organisieren oder leisten Sie medizinische Erstversorgung. Vielen hilft es, wenn sie danach Kontakt zu Angehörigen oder anderen Vertrauten aufnehmen können und Informationen über den Vorfall geben. Gehen Sie behutsam vor und finden Sie zunächst heraus, welche persönlichen Bedürfnisse vorliegen.
Im zweiten Schritt kann es für die Betroffenen wichtig sein, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Anlaufstellen bei akuten Problemen sind etwa die Telefonseelsorge, das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen oder verschiedene Selbsthilfegruppen.
Woran Sie eine PTBS erkennen
Eine PTBS zeigt sich durch folgende Symptome:
- Wiedererleben, sogenannte Flashbacks: Häufig kommt es dazu, dass bestimmte Aspekte des Traumas intensiv und deutlich nachempfunden werden. Entsprechende Emotionen, Sinneseindrücke oder körperliche Reaktionen werden so durchlebt, als würde die Situation im Hier und Jetzt stattfinden.
- Vermeidung: Betroffene vermeiden häufig, sich an das Erlebte zu erinnern, sich in Situationen zu begeben oder Personen zu treffen, die sie mit dem Trauma verbinden. Damit wollen sie sich in der Regel vor schmerzlichen Erinnerungen schützen. Viele Patientinnen und Patienten grübeln zudem darüber, wie das Trauma zustande gekommen ist und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.
- Übererregung: Der emotionale Zustand von Betroffenen reicht von intensiver Furcht, Ärger, Trauer, Schuld oder Scham bis hin zu emotionaler Taubheit. Häufig fühlen sie sich von anderen entfremdet und geben soziale Kontakte oder Aktivitäten auf. Weiterhin kann sich ein Gefühl der ständigen Bedrohung entwickeln: Menschen mit einer PTBS sind dann besonders schreckhaft, reizbar und impulsiv. Zudem schlafen sie schlecht und haben Probleme sich zu konzentrieren.
Wie stark diese Symptome ausgeprägt sind, hängt nicht vom Ereignis selbst ab. Ausschlaggebend ist immer, wie die Betroffenen die Situation erlebt haben und wie sie generell mit Belastungen umgehen. Infolge eines Traumas können auch weitere psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen , Angststörungen , Suchterkrankungen oder Essstörungen auftreten.
Von der akuten Belastungsreaktion zur PTBS
Unmittelbar nach einem traumatischen Erlebnis ist es normal, dass die Betroffenen Zeit brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten. Fachleute sprechen dabei von einer akuten Belastungsreaktion. Dauern die Beschwerden aber länger als vier Wochen an, kann eine PTBS vorliegen.
Sollten Sie sich in einer solchen Situation befinden, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Ein erstes Gespräch dient immer dazu, herauszufinden, welche Beschwerden Sie haben, wie stark Sie derzeit belastet sind und wie Ihre aktuellen Lebensumstände aussehen. Dabei brauchen Sie nur so viel über das Erlebte berichten, wie Sie können und möchten.
Die PTBS behandeln
Wenn bei Ihnen eine PTBS diagnostiziert wurde, ist eine psychotherapeutische Behandlung angeraten. In einem ersten Gespräch finden Sie zunächst gemeinsam mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt heraus, was Ihnen am Herzen liegt und was das Ziel Ihrer Therapie ist.
Im Zentrum der Behandlung steht die sogenannte traumafokussierte Intervention. Dieser Ansatz dient dazu, die Erinnerung an das Erlebnis zu verarbeiten. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) werden Gedanken und Gefühle, die mit dem Trauma verbunden sind, neu bewertet. Die EDMR-Behandlung (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, übersetzt: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) setzt bestimmte Reize ein, damit das Trauma leichter verarbeitet werden kann.
Ergänzend zu Behandlung können zum Beispiel auch Ergotherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie, Physiotherapie oder das Erlenen von Entspannungstechniken dazu beitragen, dass Sie das Erlebte verarbeiten und Ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden können.