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Nach einem schwerwiegenden Verlust sind die Betroffenen häufig traurig, schmerzerfüllt oder auch wütend. Körper und Seele befinden sich im Ausnahmezustand - ob eine nahestehende Person, ein geliebtes Haustier, die eigene Gesundheit oder auch das Zuhause verabschiedet werden musste, ist dabei nicht ausschlaggebend. Die besonders zu Beginn empfundene psychische Belastung klingt in der Regel nach und nach ab. Zu bestimmten Anlässen wie einem Jahrestag kann die Trauer aber auch nach Jahren oder Jahrzehnten wieder aufflammen. 

Wenn Körper und Seele trauern

Trauer ist die unmittelbare Antwort auf eine Verlusterfahrung, der jeder Mensch im Laufe seines Lebens begegnet. Der Trauerprozess dient dazu, den Verlust zu verarbeiten, Abschied zu nehmen und wieder zum normalen Alltag zurückzufinden. Dabei handelt es sich um einen gesunden Bewältigungsmechanismus, der von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. Für manche Betroffenen kann es sinnvoll sein, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, um das Erlebte erfolgreich zu verarbeiten und sich wieder dem Leben zuzuwenden. 

Der YouTube-Channel der TK

Im Video "Mit Trauer umgehen" gibt Dr. Johannes Wimmer ganz private Einblicke, wie er mit dem Verlust geliebter Menschen umgeht, und zeigt gleichzeitig Wege auf, um durch diese schwere Zeit zu kommen.

Den Verlust bewältigen 

Lange galten sogenannte Phasenmodelle als Grundlage für den Prozess der Trauerbewältigung. Sie beschäftigen sich in erster Linie mit den ähnlichen Emotionen von Trauernden, die in verschiedene Phasen eingeteilt werden. Allerdings kann es sein, dass sich die individuellen Empfindungen ganz anders entwickeln und der eigene Trauerprozess dadurch womöglich infrage gestellt wird.

Das duale Prozessmodell der Trauer

Im Gegensatz zu den Phasenmodellen wird der Prozess der Trauer heute daher als flexibel und dynamisch betrachtet. Dabei werden zwei Pole der Trauerbewältigung unterschieden, zwischen denen sich die Trauernden hin und her bewegen: die verlustorientierte und die wiederherstellungsorientierte Bewältigung. Diese sich abwechselnden Prozesse erklären auch die sogenannte Achterbahn der Gefühle, die Betroffene häufig erleben.

  • Die verlustorientierte Bewältigung steht ganz im Zeichen von Schmerz und Auseinandersetzung. Hier geht es in erster Linie darum, dass die Trauernden den Verlust selbst verarbeiten. Viele weinen, erinnern sich an gemeinsame Erlebnisse und denken über ihre Beziehung zur verstorbenen Person nach. 
  • In Phasen der wiederherstellungsorientierten Bewältigung steht dagegen die Orientierung hin zur neuen Realität im Mittelpunkt. Die Trauernden beschäftigen sich z. B. mit dem Thema Einsamkeit oder knüpfen Kontakte mit anderen Betroffenen, mit denen sie sich austauschen können. Diese Zeiten dienen auch der Erholung und Ablenkung vom empfundenen Schmerz. 

Hilfsangebote für Trauernde 

Wenn Sie sich aufgrund eines Verlusterlebnisses akut belastet oder überfordert fühlen, können Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit bei der TelefonSeelsorge  unter 0800 - 1110111 mit einer außenstehenden, qualifizierten Person über Ihre Situation sprechen. Sie können sich auch per E-Mail, im Chat oder persönlich vor Ort beraten lassen.

Beim Malteser Hilfsdienst e. V.  finden Sie Informationen zu Trauer- und Selbsthilfegruppen.

Sie möchten sich gern psychotherapeutisch begleiten lassen? Der TK-Ärzteführer  unterstützt Sie bei Ihrer Suche nach einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten. Bei anderen gesundheitlichen Fragen können sich Versicherte der Techniker unter 040-46 06 - 61 91 60 (Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr) direkt an das TK-ÄrzteZentrum  wenden.

Anhaltende Trauerstörung

Manche Betroffenen entwickeln eine sogenannte anhaltende Trauerstörung. Diese ist gekennzeichnet durch schwerwiegende, lang anhaltende und stark beeinträchtigende Verlustreaktionen, die bei etwa fünf bis zehn Prozent der Trauernden auftreten. Ist ein nahestehender Mensch unerwartet gestorben, vielleicht durch einen Unfall oder einen Suizid, so ist sogar etwa die Hälfte der Trauernden davon betroffen.

Die anhaltende Trauerstörung gilt als eigenes Krankheitsbild. Diagnostiziert werden kann sie, wenn die starke Belastung und Beeinträchtigung nach mehr als sechs Monaten nicht abnimmt. Die Hinterbliebenen ziehen sich beispielsweise weiterhin zurück oder empfinden die quälende Sehnsucht nach der verstorbenen Person jeden Tag wieder aufs Neue. Manchmal kann sich zusätzlich auch eine Depression  entwickeln.

Depression oder anhaltende Trauerstörung?

Eine anhaltende Trauerstörung von einer Depression abzugrenzen, ist schwierig und bedarf einer genauen Diagnostik. Fühlen sich die Betroffenen etwa freudlos oder wie erstarrt, könnten beide Erkrankungen vorliegen. Liegen dagegen länger andauernde Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Suizidgedanken vor, deutet dies eher auf eine Depression hin. Im Gegensatz zur Depression hat eine anhaltende Trauerstörung allerdings immer einen klaren Auslöser.

Therapie

Wurde bei Ihnen eine anhaltende Trauerstörung diagnostiziert, ist das keine Bewertung Ihres Trauerprozesses. Denn es ist menschlich, auch nach Jahren noch einen Verlust zu betrauern. Allerdings kann eine Diagnose Ihnen dabei helfen, psychotherapeutische Unterstützung  in Anspruch zu nehmen, um Ihren Verlust zu bewältigen. Medikamente kommen dagegen nicht zum Einsatz.

Das Ziel einer Psychotherapie ist es, einen für Sie geeigneten Umgang mit dem Verlust zu finden, Ihren Trauerschmerz zu verarbeiten und Sie dadurch zu entlasten.

Abschied nehmen vom eigenen Leben

Doch nicht nur der Verlust von nahestehenden Menschen, sondern auch der Abschied vom eigenen Leben ist häufig belastend. Ist das Ende des Lebens aufgrund einer schweren Erkrankung absehbar, kann für die letzte Lebensphase zum Beispiel eine Hospiz- oder Palliativversorgung  hilfreich sein. Hier erhalten Sterbende eine umfassende Begleitung und Versorgung. Auch die Angehörigen werden auf Wunsch miteinbezogen und bekommen Unterstützung. Ebenso kann eine palliative Psychotherapie die Betroffenen entlasten.

Tipps für den Umgang mit Trauer

  • Sprechen Sie mit einer Ihnen vertrauten Person über Ihre Gefühle. Dadurch können Sie sich gegenseitig im Trauerprozess unterstützen. Auch kann es Ihnen helfen, Ihre Gedanken niederzuschreiben.
  • Erinnern Sie sich bewusst an schöne Momente. So geben Sie der verstorbenen Person einen angemessenen Raum in Ihrem Leben und verknüpfen sie mit positiven Gefühlen.
  • Suchen Sie bewusst Ablenkung, die Ihnen guttut. So stärken Sie aktiv Ihre eigenen Ressourcen, die wichtig für Ihren weiteren Trauerprozess sind. 
  • Eine neue Aufgabe kann Ihnen dabei helfen, einen neuen Lebenssinn zu finden. Denn häufig zeigt eine Krise den Betroffenen, was wirklich wichtig für sie ist.
  • Neben ausreichend Bewegung und Sport können auch Entspannungsverfahren dabei helfen, Stress zu lindern.

Tipps für den Umgang mit Trauernden

  • Versuchen Sie möglichst empathisch auf Menschen zuzugehen, die einen Verlust erlebt haben. Für die Betroffenen ist es jetzt besonders wichtig, Verständnis von ihrer Umwelt zu erfahren.
  • Hören Sie trauenden Personen zu und geben Sie deren Bedürfnissen Raum. Damit unterstützen Sie sie in ihrem individuellen Trauerprozess.
  • Respektieren Sie es, wenn sich Betroffene eine Weile zurückziehen und Zeit für sich brauchen. Haben Sie Geduld und setzen Sie sie keinesfalls unter Druck.
  • Machen Sie trauernden Personen konkrete Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten. Gehen Sie z. B. gemeinsam einkaufen oder spazieren.

Gesundheit zum Hören: Trauer

In der Podcast-Folge "Trauer: Wie schafft man es, Tod und Verlust zu verarbeiten?"  erklärt der Psychologe und Trauerexperte Prof. Dr. David Althaus, warum der Trauerprozess wichtig ist und wie ein Verlust bewältigt werden kann.

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