Sildenafil und Co.
Wer mit koronarer Herzerkrankung (KHK) regelmäßig zur blauen Pille greift, profitiert dadurch vermutlich sexuell, aber sie schützt nicht vor Demenz. Zu diesem Ergebnis kam jetzt eine aktuelle US-Studie des National Health Institutes. Allerdings dürfen Sildenafil und Co. von Menschen mit einer KHK ohnehin nicht bedenkenlos eingenommen werden. Genau informiert sein und Alternativen kennen, ist für Männer mit einer Herzerkrankung und Erektionsproblemen besonders ratsam.
Bei Männern mit einer Gefäßverkalkung wie der koronaren Herzerkrankung, kann sich die Erkrankung anfangs nur durch Erektionsstörungen zeigen. Die kleinen Gefäße, mit denen der Penis versorgt wird, können ebenso wie die Herzkranzgefäße, aber auch die Gefäße im Gehirn verkalken. Diese Ablagerungen erschweren eine ausreichende Sauerstoffversorgung, was sich durch Beschwerden in den jeweiligen Organen bemerkbar macht. Wer dann ohne ärztliche Rücksprache zur blauen Pille greift, tut sich nicht immer etwas Gutes, sondern riskiert möglicherweise ernste Kreislaufkomplikationen.
Unser Tipp: Immer wieder warnen Fachleute, dass PDE-5-Hemmer wie Sildenafil, die über das Internet bezogen werden, deutlich überdosiert sind. Verzichten Sie auf "heimliche" Bestellungen im Internet, sondern fassen Sie sich ein Herz und sprechen Sie Ihr Problem beim nächsten Kontrolltermin mutig an. Sie sind damit nicht allein: In der Altersgruppe der 70- bis 80-jährigen Männer leiden rund 60 Prozent an einer leichten bis mittelschweren Erektionsstörung.
Nicht alle Studien sind seriös
Seit Einführung von Sildenafil und Co. tauchen immer wieder Studien auf, die positive Wirkungen der unterschiedlichsten Art nachweisen. Dazu gehören Veröffentlichungen, die beispielsweise eine längere Lebensdauer durch regelmäßige Einnahme zeigen wollen und einen Schutz vor Demenz . Die zentrale Behörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums hat jetzt klar nachweisen können, dass es keine vorbeugende Wirkung auf das Gehirn gibt.
Wie seriös Studien zu diesen Wirkstoffen oder auch die starke Bewerbung von Sildenafil und Co. in den Medien sind, muss im Einzelfall geprüft werden. Fest steht aber, dass Menschen mit einer Herzerkrankung erst dann zur blauen Pille greifen sollten, wenn ein Arzt oder eine Ärztin grünes Licht gibt.
Wichtig zu wissen: Bei Menschen mit einer koronaren Herzerkrankung kommt es statistisch gesehen häufiger zu einer Demenz . Nach einer Analyse der UK-Biobank erhöht sich dieses Risiko, je früher die KHK diagnostiziert wird. Um gegenzusteuern, sollten Sie möglichst gesund leben, u.a. nicht rauchen, Bluthochdruck vermeiden, das Gewicht normalisieren, soziale Kontakte pflegen und sich geistig, aber auch körperlich aktiv betätigen. Diese Schutzfaktoren sind nach Ansicht von Experten für das Herz und zugleich für das Gehirn hilfreich.
Wechselwirkungen mit der blauen Pille
PDE-5-Hemmer, die zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt werden, senken den Blutdruck und können deshalb die Wirkung von Nitraten verstärken, die vielen Patienten mit koronarer Herzkrankheit zur Linderung ihrer Beschwerden verschrieben werden. Werden beide Mittel gleichzeitig genommen, kann der Blutdruck stark erniedrigt werden und beispielsweise Schwindelgefühle, Benommenheit oder Ohnmacht verursachen.
Medikamente wie bestimmte Antibiotika, Antipilzmittel oder Antiepileptika zählen ebenfalls zu den Arzneimittel, die mit PDE-5-Hemmern zu Wechselwirkungen führen können. Fragen Sie im Zweifel nach, vor allem wenn Ihnen ein solches Arzneimittel verordnet wird.
Wichtig zu wissen: Die Einnahme von Sildenafil und vergleichbaren Wirkstoffen ist kontraindiziert - also nicht erlaubt - bei Menschen mit einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung, wie beispielsweise einer instabilen Angina pectoris, bei der Nitrate oder NO-Donatoren eingenommen werden. Diese Medikamentengruppe kommt zum Einsatz, um den Sauerstoffbedarf des Herzens zu senken.