Muskelschmerzen als Ursache
Ein ständig zu hoher Blutzuckerspiegel kann Nerven und Gefäße schädigen. Dadurch verschlechtert sich früher oder später die Empfindung an Armen und Beinen, zusätzlich können sich Schmerzen entwickeln. Eine Arbeitsgruppe der Universität Mainz fand jetzt heraus, dass nicht nur geschädigte Nerven die Schmerzursache sein können, sondern auch Muskelschmerzen. Diese sind tatsächlich gut behandelbar.
Wenn der Blutzuckerspiegel häufig aus dem Normbereich fällt, wirkt sich dies langfristig auf den Körper aus. Betroffen sind Gefäße, aber auch Nerven, die Sinnesempfindungen von Armen und Beinen an das Gehirn weiterleiten. Die Schädigung macht sich nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit bemerkbar. Sockenförmige Taubheit zum Beispiel am Fuß, aber auch Missempfindungen wie Kribbeln und ein unsicherer Gang sind weitverbreitete und typische Symptome, ebenso wie die selteneren Nervenschmerzen.
Oft unterschätzt: Muskelverspannungen
Die Hälfte aller Menschen mit Diabetes entwickeln eine sogenannte "Diabetische Neuropathie", die in 20 Prozent der Fälle zu belastenden Schmerzen führt. Warum sich die geschädigten Nerven bei dem einen durch "Minussymptome" wie Taubheit bemerkbar machen und bei anderen durch "Positivsymptome" wie Schmerzen hat laut Experten mehr Gründe als bisher vermutet.
Offenbar wurden bisher im medizinischen Alltag und in der Forschung individuelle Auslöser von Schmerzen bei Diabetes übersehen. Eine effektive, hilfreiche Schmerzbehandlung setzt aber voraus, dass die auslösenden und verstärkenden Faktoren bei jedem Menschen einzeln erkannt und dann gezielt behandelt werden können.
Mainzer Studie: Ursachen von Neuropathie
An der Klinik für Neurologie der Universität Mainz untersuchte ein Team der Arbeitsgruppe "Schmerz" 69 Menschen mit einer Neuropathie und gleichzeitigem Typ-2-Diabetes. 41 der Untersuchten erfüllten die Kriterien für eine schmerzhafte Neuropathie.
Ergebnis: In der Hälfte der Fälle fanden sich zusätzlich zu den Nerven- überraschenderweise auch Muskelschmerzen. Die schmerzhaften Verhärtungen befanden sich als knotenförmige Triggerpunkte in den Wadenmuskeln und unter der Fußsohle. Wer beide Schmerzformen hatte, wies in der Befragung außerdem höhere Angst-und Depressionswerte auf, eine geringere Schmerztoleranz und stärkere Einschränkungen beim Gehen, Schlafen und in sozialen Beziehungen.
Fazit: Bei jedem ärztlichen Diabetes-Check sollte die Muskulatur und mögliche Auslöser von Verspannungen abgefragt und überprüft werden. Dies empfiehlt die Arbeitsgruppe in ihrer Veröffentlichung im Fachjournal Diabetes Care.
Das bedeutet für Sie: Wer die Ursache von Nervenschmerzen bekämpfen möchte, sollte alles tun, um den Blutzucker im Normbereich zu halten. Denn dies ist die einzige Möglichkeit, die fortschreitende Schädigung der Nerven aufzuhalten. Gerade bei Typ-2-Diabetes ist es wichtig, die Nerven so lange wie möglich gesund zu halten, um Verletzungen und Druckstellen an den Füßen besser und vor allem rechtzeitig zu bemerken.
- Weitere Informationen zur Diabetischen Neuropathie
Da psychische Belastungen durch Diabetes als eine Ursache oder als Verstärker von Muskelschmerzen gelten, sollten Sie im ärztlichen Gespräch offen und mutig Ihre Ängste oder depressiven Gefühle ansprechen. Dies gilt für alle Menschen mit Typ-2-Diabetes, aber vor allem für Betroffene mit einer schmerzhaften Neuropathie im Bereich von Armen und Beinen. Eine Kombination aus schmerzlindernden Medikamenten und psychologischer Unterstützung hat nach den Ergebnissen der Mainzer Studie die besten Aussichten auf Erfolg. Je früher Sie die Ursachen angehen, desto besser lassen sich die Schmerzen bekämpfen.