Thermotherapie - Heilsame Wärme und Kälte
Schmerzen durch Wärme lindern, die Durchblutung anregen - die Thermotherapie kommt seit Jahrhunderten entweder als Wärme- oder Kältetherapie zum Einsatz. Ein bekanntes Bespiel ist die Kneipp-Therapie.
Einen Wadenwickel haben sich die meisten schon einmal entweder selbst oder ihren Kindern gemacht, um die Körpertemperatur bei fieberhaften Infekten zu senken. Oder Sie haben sich ein "Kühl-Pack" auf eine verstauchte Stelle gelegt und schnell gemerkt, wie der Schmerz nachgelassen hat? Das ist genau das Wirkprinzip der Thermotherapie.
"Die Thermotherapie fördert die Durchblutung eines Körperabschnittes oder eines einzelnen Organes gezielt, um so den natürlichen Heilungsprozess in diesem Bereich anzuregen", sagt Petra Rudnick vom TK-Ärztezentrum und ergänzt: "Für die Anwendungen in der professionellen Wärme- und Kältetherapie stehen allerdings mehr als nur die im Haushalt vorhandenen Kirschkernkissen, Wickel oder gekühlte Gelbeutel zur Verfügung."
Was ist Wärmetherapie?
Wärmetherapie ist die Behandlung mit Wärmestrahlen oder Wärmeleitung beispielsweise durch:
- Heißluft
- Heiße Rolle (mit heißem Wasser getränkte aufgerollte Frotteetücher, die Wärmeintensität bleibt durch Abrollen erhalten)
- Ultraschall (durch mechanische Wellen wird ein Vibrations- und Wärmeeffekt im Behandlungsgebiet erzeugt)
- Infrarot (durch Einstrahlen von optischer Energie wird das Gewebe erwärmt)
- Warmpackungen mit Peloiden (zum Beispiel Fango, Schlick oder Moor)
- Paraffinbad der Hände (Eintauchen der Hände in flüssiges Paraffin für einige Minuten, anschließend Einschlagen der Hände in Tücher)
- Voll- und Teilbäder mit Peloiden
Was ist Kältetherapie?
Kältetherapie ist die Behandlung mit intensiver Kälte in Form von:
- Eiswickel, Eismanschetten, Eiskompressen (in Eiswürfel getauchte beziehungsweise mit Eiswürfeln gefüllte oder mit Salzwasser gefrorene Frottiertücher)
- Tiefgekühlte Eis-/Gelbeutel
- Direkte Abreibung (Eismassage)
- Kältesprays, Kaltgas und Kaltluft
- Eisteilbäder in Fuß- oder Armbadewannen
- Kneipp-Therapie: Wassertreten, kalte Güsse, Barfußgehen
Welche therapeutischen Wirkungen hat die Thermotherapie?
Wärme- und Kältetherapie werden vielfach als vorbereitende und ergänzende Maßnahmen für die weitere physiotherapeutische Behandlung eingesetzt.
Wärme
Wärme entfaltet ihre Wirkungen im Sinne einer Schmerzdämpfung und Durchblutungs- beziehungsweise Stoffwechselsteigerung. Sie wirkt muskelentspannend und kann die Elastizität von bindegewebigen Strukturen verbessern. Nicht zu unterschätzen ist bei der Anwendung von Wärme auch die erholsame Wirkung. Mithilfe von Ultraschall können weiterhin Gewebsverklebungen gelöst werden.
Kälte
Kälte beeinflusst ebenfalls die Muskelspannung. Bei kurzzeitigem Kältereiz erhöht sich der Spannungszustand der Muskulatur. Wendet man Kälte länger an, ist jedoch auch ein positiver Einfluss auf eine krankhaft erhöhte Muskelspannung möglich. Verkrampfungen werden gelockert, die Muskelaktivität sinkt. Kälte kann Schmerzen lindern, weil sie die Leitungsgeschwindigkeit von Nerven herabsetzt und Schmerzrezeptoren in ihrer Aktivität dämpft. Der Kältereiz reduziert die Durchblutung, weil sich die Blutgefäße am Ort der Anwendung eng stellen. Dadurch wird Schwellungen und Blutergüssen nach Verletzungen oder im Rahmen von Entzündungen entgegengewirkt.
Was sind die Anwendungsgebiete der Thermotherapie?
In Kombination mit Bewegungstherapie beziehungsweise Krankengymnastik kommt die Thermobehandlung mit Wärme beziehungsweise Kälte zur Wirkungssteigerung hauptsächlich bei folgenden Erkrankungen und Beschwerden zur Anwendung:
Wärme
- Bei Schmerzen im Bereich der Bewegungsorgane, zum Beispiel bei Arthrose, Morbus Bechterew
- Zur Entspannung, zum Beispiel bei Muskelverspannungen
Ultraschall
- Bei örtlich begrenzten Schmerzen bei subakuten und chronischen Entzündungen im Bereich der Gelenke
- Bei Gewebsverklebungen und Narben
- Bei Sehnenansatzreizungen
Kälte
- Zur Vermeidung von Schwellungen kurz nach Verletzungen (Verstauchung, Prellung) und Operationen
- Bei akuten Rheumaschüben, Bindegewebserkrankungen und Autoimmunerkrankungen
- Zur Fiebersenkung
- Bei Lähmungen (beispielsweise Eistauchbäder bei spastischen und Eisabtupfungen bei schlaffen Lähmungen)
Welche Risiken und Gegenanzeigen gibt es?
Generell sollte keine Wärme angewendet werden bei:
- Akuten entzündlichen Prozessen (zum Beispiel grippaler Infekt, akuter Schub einer Gelenkentzündung)
- Stark eingeschränkter Herzleistung
- Belastungsabhängigen Herzrhythmusstörungen
- Schwerem unbehandeltem Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
- Schwerer unbehandelter Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
- (Fortgeschrittenem) Tumorleiden
Liegen andere Grundleiden vor, zum Beispiel Nierenerkrankungen, sollte vor einer Thermobehandlung immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt genommen werden.
Bei Kälte ist Vorsicht geboten bei Durchblutungs- und Sensibilitätsstörungen (Empfindungsstörungen) oder bei Kälteempfindlichkeit, beispielsweise aufgrund von niedrigem Blutdruck, Untergewicht oder Schilddrüsenunterfunktion.