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Im Mittelpunkt der TCM steht die Vorstellung einer im Körper fließenden Energie, chinesisch Qi, auf deren Wirkung alle Lebensäußerungen beruhen. Diese Energie fließt gestaltend und formend entlang der zwölf Energieleitbahnen, der sogenannten Meridiane. Jeder Meridian wird einem Organsystem zugeordnet, wobei die Bezeichnungen wie Leber oder Galle nicht mit der westlichen Organlehre in Zusammenhang stehen, sondern Funktionskreise bezeichnen.

Die Lokalisation der Akupunkturpunkte, an denen man die Energieströme beeinflussen und regulieren kann, ist seit Jahrhunderten unverändert. Durch Einstechen von Gold-, Silber- oder Stahlnadeln sollen Ungleichgewichte der Energieleitbahnen ausgeglichen werden.

Wann die Nadeln helfen können

Wird der Energiefluss in den zwölf Meridianen gestört, zum Beispiel durch Kälte, Wärme, falsche Ernährung, seelische Belastungen oder Überanstrengungen, können verschiedene Krankheiten oder Schmerzzustände auftreten. Mithilfe der Akupunktur kann dieser Energiefluss wieder harmonisiert werden. Entlang der Meridiane liegen verschiedene Akupunkturpunkte, die durch einen Reiz mit Akupunktur-Nadeln aktiviert werden können. Die ihnen zugeordneten Organe werden dadurch zur Selbstheilung angeregt.

Die Akupunktur wird häufig zur Schmerzlinderung eingesetzt, zum Beispiel bei Kopf-, Zahn- oder Nervenschmerzen. Weitere Anwendungsgebiete sind Erkrankungen der Atemwege, beispielsweise Asthma bronchiale, Erkältungskrankheiten und Allergien, Erkrankungen der Augen, zum Beispiel akute Bindehautentzündung, Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und des Bewegungsapparates sowie gynäkologische und urologische Beschwerden.

Nicht angewendet werden darf die Akupunktur bei akuten psychiatrischen Erkrankungen, Gerinnungsstörungen sowie akut lebensbedrohlichen Schwächezuständen. Eingeschränkt anwendbar ist sie zum Beispiel zur Schmerztherapie bei Krebserkrankungen, bei Erb- und Systemkrankheiten, bei bestehender Schwangerschaft, bei allen Erkrankungen mit unklarer Ursache sowie bei akuten Erkrankungen, die andere besser verfügbare Therapieformen benötigen.

So wird die Behandlung durchgeführt

Vor der Behandlung mit Akupunktur wird eine Diagnose nach den Vorgaben der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gestellt. Im Gegensatz zur westlichen wissenschaftlich orientierten Medizin richtet sich diese mehr nach den individuellen Befindlichkeiten und der Funktion der erkrankten Organsysteme. Auf dem Boden dieser Diagnose wird dann die notwendige Akupunkturpunkt-Kombination festgelegt.

Der Patient sollte für die Behandlung entspannt in einem ruhigen Raum liegen. Das Setzen der Nadel-Kombination dauert circa fünf Minuten, die Nadeln verweilen anschließend im Durchschnitt weitere 20 Minuten an der Einstichstelle. Die Stichtiefe ist je nach Körperstelle unterschiedlich und kann drei Millimetern bis drei Zentimetern betragen.

Im Bereich der Einstichstelle soll sich ein Schwere- oder Druckgefühl oder eine leichte Elektrisierung entwickeln. Dieses weist auf eine gute therapeutische Wirkung hin und wird als "De-Qi-Gefühl" bezeichnet.

Nach dem Setzen und während ihres Verweilens können die Nadeln durch Drehen, Heben oder Senken manuell stimuliert werden. Zusätzlich kann man auch Wärme einsetzen. Diese wird durch das Verglühen von getrockneten Beifußblättern erzeugt, die auf die Nadel aufgesteckt werden. Dieses Verfahren wird als "Moxibustion" bezeichnet. Alternativ können die Akupunkturpunkte mit einer sogenannten Moxazigarre erwärmt werden.

Die Anwendung der Akupunktur erfolgt in der Regel in zehn bis zwölf Behandlungen während eines Zeitraums von etwa fünf bis sieben Wochen, wobei sich das Intervall zwischen den einzelnen Sitzungen nach dem erreichten Energieausgleich richtet. Anhand der Besserung der Gesamtsymptomatik in der Behandlungspause wird über die Fortsetzung der Therapie entschieden.

Welche Arten der Akupunktur gibt es?

Neben der klassischen Körperakupunktur haben sich in unterschiedlichen Kulturkreisen Sonderformen entwickelt. Hierzu gehört die Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) nach Nogier, die Mundakupunktur nach Gleditsch und die Schädelakupunktur nach Yamamoto.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, anstelle der Nadeln Laserstrahlen (Laserakupunktur) anzuwenden oder eine Punktstimulation mit Hilfe eines Elektroakupunkturgeräts zu erreichen. Diese Akupunktur ohne Nadeln ist besonders bei Kindern oder Erwachsenen mit einer Nadelphobie (Furcht vor Nadeln) zu empfehlen.

Welche Risiken bestehen durch die Behandlung?

Bei richtiger Anwendung hat die Akupunktur nahezu keine Nebenwirkungen. Als Reaktion auf die Nadelung kann eine Hautrötung auftreten. Diese vergeht jedoch im Verlauf weniger Stunden. Bei länger andauernder Rötungsreaktion und verbleibenden Schmerzen an der Einstichstelle muss an eine Infektion gedacht werden. Das Hauptrisiko der Nadelakupunktur stellt die Infektion an der Einstichstelle dar. 

In der Literatur wurde auch über das seltene Risiko von Allgemeininfektionen, zum Beispiel einer Hepatitis (infektiöse Leberentzündung), berichtet. Durch die Verwendung von sterilen Einmalnadeln kann man die Gefahr einer örtlichen oder allgemeinen Infektion minimieren.

Darüber hinaus besteht ein geringes Risiko, dass mit der Akupunkturnadel ein größeres Blutgefäß verletzt wird. Aus diesem Grund sollte bei dauerhafter Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten, zum Beispiel Phenprocoumon, oder dem Vorliegen einer Blutgerinnungsstörung von der Durchführung der Akupunktur abgesehen werden. Eine Kreislaufreaktion auf den Einstich, besonders bei empfindlichen Personen, kann man meist dadurch vermeiden, dass der Patient während der Behandlung liegt.

Bei schwangeren Patientinnen besteht die Gefahr einer Wehenauslösung. In diesem Fall sollten Stiche über Bauch und Rücken vermieden werden. Es gibt allerdings auch eine spezielle Akupunktur, die bei Schwangeren gegen Ende der Schwangerschaft durchgeführt wird und die einen positiven Einfluss auf die Geburt haben soll. Sie sollte allerdings nur von ausgebildeten Fachleuten vorgenommen werden.

Bei der Planung und Durchführung der Elektroakupunktur müssen Vorerkrankungen des Herzens unbedingt berücksichtigt werden.

Nach der Akupunktursitzung können bestehende Symptome verstärkt auftreten. Dies ist ein bekanntes Phänomen und wird als Reaktion des Organismus betrachtet. Diese sogenannte Erstverschlimmerung muss jedoch vom Therapeuten von einem Krankheitsfortschritt abgegrenzt werden.

Da die Akupunktur den Energiefluss im Organismus reguliert, beeinflusst sie körperliche Symptome und psychische Störungen. Der Patient wird als Ganzheit betrachtet und entsprechend behandelt. So kann es vorkommen, dass nach Linderung oder Beseitigung körperlicher Beschwerden psychische Probleme auftreten, die verdrängt oder verborgen waren.

Wer führt Akupunktur durch?

Die Akupunktur wird von Ärzten, Naturheilpraktikern und Hebammen durchgeführt. Für diese Berufsgruppen bestehen Akupunkturgesellschaften, die eine standardisierte Ausbildung vorschreiben.

Um einen qualifiziert ausgebildeten Therapeuten zu finden, empfiehlt es sich, bei den entsprechenden Gesellschaften nachzufragen.

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