Glaubenssätze - so beeinflussen Sie unser Leben
Glaubenssätze können positiv oder negativ sein und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Der Psychologe Alexander Tiesenhausen erklärt im Interview, welchen Einfluss sie auf unser Leben haben und wie wir negative Glaubenssätze in positive umwandeln können.
Was sind überhaupt Glaubenssätze und warum haben sie so viel Macht über uns?
Glaubenssätze sind tief verankerte Überzeugungen oder auch Annahmen über die Welt und über uns selbst. In meiner Arbeit begegnen mir vor allem negative Glaubenssätze wie "Ich bin nicht gut genug". Oft verbringen Betroffene ihr ganzes Leben damit, sich selbst oder anderen zu beweisen, dass sie gut genug sind. Das verursacht viel Stress und führt nicht selten zu Überforderung oder dem sogenannten People Pleasing. Nach dem Motto "Ich mache es allen recht, damit mich alle mögen". Weitere negative Glaubenssätze sind "Ich werde nie geliebt werden", "Ich kann niemandem vertrauen", "Ich verdiene kein Glück" oder "Die Welt ist sehr gefährlich".
Alexander Tiesenhausen
ist Psychologe und Sport- und Bewegungswissenschaftler. In der psychologischen Praxis Graz-Andritz kombiniert er seine Erfahrungen als Trainer und Psychologe.
Wie und wann entstehen solche Glaubenssätze?
Glaubenssätze entstehen oft durch verschiedene Erfahrungen in unserer Kindheit. Zum Beispiel durch die Art und Weise, wie wir erzogen werden oder wie unsere Eltern mit uns umgehen. Wenn unser Vater zu uns sagt: "Du musst hart arbeiten, wenn du erfolgreich sein willst", kann sich das direkt als Glaubenssatz in uns verankern. Wenn der Vater selbst hart arbeitet, kann dieser Glaubenssatz auch indirekt entstehen.
Wie erkenne ich denn negative Glaubenssätze bei mir selbst?
Es gibt mehrere Wege. Ein Weg ist, die eigenen Gedanken und Emotionen zu beobachten und zu schauen, was immer wieder auftaucht. Wie reagiere ich auf Ablehnung, auf Misserfolge, aber auch auf Erfolge oder Komplimente? Was sind Trigger, die Angst, Wut und Traurigkeit in mir auslösen oder meinen Selbstwert in den Keller rauschen lassen? Ein weiterer Weg ist, das Gespräch mit anderen Menschen zu suchen. Wie nehmen meine engsten Vertrauten mein Verhalten wahr? Oft sehen wir Dinge bei uns selbst nicht, während andere sie klar erkennen können. Wir alle haben blinde Flecken.
In jüngeren Jahren ist es sehr viel einfacher, negative Glaubenssätze zu ändern.
Wie beeinflussen Glaubenssätze unsere Persönlichkeit?
Unsere Persönlichkeit zeigt sich in unserem Verhalten. Zum Beispiel daran, wie wir reagieren oder welche Entscheidungen wir treffen. So beeinflussen auch negative Glaubenssätze unsere Persönlichkeit. Es kann passieren, dass wir bestimmten Herausforderungen aus dem Weg gehen. Und unsere Persönlichkeit wiederum beeinflusst auch unsere Glaubenssätze.
Was mache ich, wenn ich negative Glaubenssätze bei mir erkannt habe?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass ich nicht die Realität wahrnehme, sondern dass ich die Realität interpretiere. Ich muss also kritisch hinterfragen, ob das, was ich empfinde, wirklich wahr ist. Gibt es Beweise für das, was ich empfinde, oder gibt es Beweise dagegen?
Ich muss meine Glaubenssätze also hinterfragen, um sie anzugehen?
Menschen lieben es, ihre Annahmen und Glaubenssätze immer wieder zu bestätigen, also recht zu haben. Egal, wie viele gegenteilige Beweise es gibt. Menschen, die sich nicht gut genug fühlen, interpretieren ihre Erfolge oft als Zufall oder relativieren sie. "Ach, das war ja auch leicht", "Das war Glück" oder "Die Prüfung haben doch alle bestanden". Diesen Mechanismus, Dinge schlechtzureden, gilt es zu verstehen und ins Positive umzukehren.
Und wie funktioniert das?
Ganz einfach, indem man bestehende negative Glaubenssätze so umformuliert, dass sie uns positiver an Dinge herangehen lassen. Statt "Ich bin nicht gut genug" könnte man sagen "Ich bin fähig und lerne ständig dazu". Oder: "Ich habe die Fähigkeit, Neues zu lernen." Wichtig ist es nur, Glaubenssätze so umzuformulieren, dass sie uns auch glaubhaft und realistisch erscheinen. Nur dann kann es gelingen, auch positive Erfahrungen zu machen und so die etablierten Glaubenssätze selbst zu widerlegen
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