Cannabis - Wirkung, Gefahren, Abhängigkeit und Thearpie
Ob als Joint, aus der Bong oder in Form von Keksen, Kuchen oder Tee: Keine illegale Droge wird in Deutschland so häufig konsumiert wie Cannabis. Berauschen lassen sich nicht nur Jugendliche, sondern auch immer mehr Erwachsene. Die Pflanze birgt aber auch ein therapeutisches Potenzial. Seit 2017 gibt es Cannabis in bestimmten Fällen auf Rezept.

Rausch mit Tradition
Als Heil- und Nutzpflanze, aber auch als Rauschmittel blickt Cannabis auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. Aus den getrockneten Pflanzenteilen und dem Harz der Blütenbestände lassen sich Marihuana und Haschisch gewinnen. Verantwortlich für den Rausch sind in der Pflanze enthaltene Cannabinoide : Die chemischen Verbindungen wirken teilweise psychoaktiv. Die bekanntesten Cannabinoide sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Während THC in der Regel berauschend und entspannend wirkt, konnten CBD entzündungshemmende und angstlösende Eigenschaften nachgewiesen werden.
Linktipp: Cannabis - warum wir darüber sprechen müssen
Auf einen Blick: Konsumformen
Cannabis kann geraucht, inhaliert, getrunken oder gegessen werden. Die gängigsten Konsumformen und -geräte sind:
- Joint (mit Tabak und/oder Cannabis gefülltes Papier, das zusammengerollt und geraucht wird)
- Bong (spezielle Wasserpfeife ohne Schlauch, mit der Cannabisprodukte erhitzt werden)
- Shisha (Wasserpfeife, durch die Cannabis und Tabak inhaliert werden)
- E-Shisha und Vaporizer (Geräte, durch die Tabak- und Cannabisprodukte verdampfen)
- Tee (z. B. mit aufgebrühten Cannabisblüten) und Nahrungsmittel (z. B. eingebacken in Keksen)
High ist nicht gleich high
Cannabis wirkt bei jedem Menschen anders. Während die einen von beruhigenden, entspannenden und stimmungshebenden Effekten berichten, fühlen sich andere benommen, träge oder gar ängstlich. Manche Konsumenten und Konsumentinnen werden panisch, bei einigen beeinträchtigt es die Konzentration, das Gedächtnis und die Reaktionszeit. Bestimmte Faktoren beeinflussen die Wirkung von Cannabis nachweislich. Dazu zählen:
- der THC-Gehalt und die Dosis
- die Konsumform und das Konsumgerät
- die unmittelbare Umgebung
- der Konsument bzw. die Konsumentin selbst
CBD-Produkte: Wie gefährlich ist der Hanf-Hype?
Es gibt sie als Öle, Sprays, Kapseln oder Kaugummis: In Deutschland liegen Präparate mit Cannabidiol (CBD) voll im Trend. Zwar kann CBD unter bestimmten Bedingungen entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken, sein tatsächlicher Nutzen ist jedoch nicht ausreichend erforscht. CBD-Präparate können zu zahlreichen unerwünschten Nebenwirkungen führen - von Benommenheit über innere Unruhe bis hin zu Fieber, Erbrechen und vielem mehr. Dennoch ist es unter gewissen Auflagen erlaubt, die Produkte deutschlandweit zu vertreiben.
Probleme und Folgeschäden bei Cannabiskonsum
Cannabis zu konsumieren, empfinden viele als okay. Die Droge kann jedoch Ihrer Gesundheit schaden. Besonders gefährdet sind Jugendliche: Wer früh viel kifft, erhöht sein Risiko für Entwicklungsstörungen.
Kurzfristige Risiken
Sie möchten sich entspannen, Stress reduzieren oder ein bestimmtes Problem verdrängen - und greifen zum Joint. Das kann auch das Gegenteil bewirken, denn Cannabis wirkt von Person zu Person unterschiedlich. Was andere glückselig macht, beeinflusst Sie selbst unter Umständen negativ. Akute Nebenwirkungen, die unter Cannabis auftreten können, vergehen in der Regel innerhalb einiger Stunden oder weniger Tagen von allein. Dazu zählen:
- Angst- und Panikgefühle
- Orientierungslosigkeit
- Verminderte Reaktionsfähigkeit
- Erinnerungslücken
- Übertriebene Empfindlichkeit
- Depressive Verstimmung
- Herzrasen, Übelkeit oder Schwindel
- Halluzinationen
Alles andere als harmlos: chronischer Konsum
Wenn Sie Cannabis regelmäßig über einen längeren Zeitraum konsumieren, gefährden Sie Ihre Gesundheit. Es kann zu folgenden gesundheitlichen Problemen kommen:
Psychische Folgen
Je regelmäßiger und intensiver Sie Cannabis konsumieren, desto eher können Sie eine Angststörung , eine Depression oder eine bipolare Störung entwickeln. Zudem erhöht Cannabis Ihr Risiko, an einer Psychose zu erkranken. Die Erkrankung kann außerdem früher ausgelöst werden - das gilt insbesondere, wenn Sie psychisch vorbelastet sind.
Organische Folgen
Cannabis kann Ihren Atemwegen schaden. Inhalieren Sie die Droge, kann dies ähnlich wie beim Tabakrauchen zu einer chronischen Bronchitis führen. Hinzu kommt, dass Joints oft mit Tabak angereichert und in der Regel tiefer und länger inhaliert werden als Zigaretten. Damit erhöhen Sie Ihr Risiko, eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) mit zunehmender Atemnot zu entwickeln. Forscherinnen und Forscher vermuten auch, dass Sie unter Cannabis einem höheren Risiko ausgesetzt sind, Lungenkrebs zu entwickeln.
Angriff aufs junge Gehirn
Eine aktuelle Untersuchung warnt: Wenn Jugendliche kiffen, setzen sie sich besonderen Risiken aus. Im Gegensatz zu Erwachsenen ist die Hirnentwicklung bei jungen Menschen noch nicht vollends abgeschlossen. Wird das Gehirn regelmäßig mit THC geflutet, kann dies die Reifeprozesse und damit verbunden die Persönlichkeitsentwicklung stören. Allerdings scheinen nicht alle Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, in gleicher Weise gefährdet. Neben der Konsumform und dem Konsumumfang spielen weitere Faktoren eine Rolle. Ob es unter Cannabis zu Entwicklungsstörungen kommt, hängt beispielsweise auch von der eigenen genetischen Veranlagung ab.
Ausführliche Informationen darüber, wie sich Cannabis auf die Gehirnentwicklung auswirken kann, finden Sie auf Drugcom.de.
Gefährlicher Sonderfall: synthetische Cannabinoide
Synthetische Cannabinoide sind künstlich hergestellte Substanzen, die ähnlich wirken wie pflanzliches Cannabis. Da jedes Produkt unterschiedlich konzentriert sein kann, ist die tatsächliche Wirkkraft von synthetischen Cannabinoiden unvorhersehbar. Oft ist nicht klar, welche Inhaltsstoffe in den einzelnen Produkten stecken. Wenn Sie synthetische Cannabinoide einnehmen, riskieren Sie Herzrasen, Unruhe, Halluzinationen und weitere Nebenwirkungen. In Einzelfällen können schwere klinische Symptome wie Nierenversagen, Infarkte oder Psychosen auftreten. In Deutschland ist der Umgang mit synthetischen Cannabinoiden grundsätzlich illegal.
Symptome der Cannabisabhängigkeit
Cannabis gilt landläufig als weiche Droge, von der viele Menschen glauben, sie mache nicht süchtig - ein Irrtum. Nehmen Sie Cannabis regelmäßig zu sich, können Sie sowohl körperlich als auch psychisch abhängig werden. Ist Ihr Konsum aus dem Ruder gelaufen, hilft ein Entzug.
Kein harmloses Kraut
Wie hoch Ihr Cannabissuchtrisiko ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Unter anderem spielt es eine Rolle, auf welche Weise und wie oft Sie Cannabis konsumieren, in welchem sozialen Umfeld Sie sich bewegen und in welcher psychischen Verfassung Sie sind. Zwar macht Cannabis weniger süchtig als beispielsweise Zigaretten oder Alkohol, harmlos ist die Droge aber trotzdem nicht. Studien zeigen, dass die Gefahr, abhängig zu werden, allgemein von 9 Prozent auf 17 Prozent steigt, wenn Sie das Hanfgewächs bereits im Jugendalter konsumieren. Rauchen Sie Cannabis täglich, steigt Ihr Risiko sogar auf 25 bis 50 Prozent an.
Achten Sie auf Warnsignale
Anders als bei diversen anderen Drogen sind die Anzeichen einer Cannabisabhängigkeit weniger auffällig und damit schwerer zu erkennen. Ein Warnsignal ist, wenn Sie erfolglos versuchen, Ihren Konsum einzustellen. Auch sollten Sie aufhorchen, wenn Sie sich unruhig, nervös, ängstlich, aggressiv oder depressiv fühlen. Vielleicht erleben Sie auch Probleme in Ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld. Darüber hinaus sind Sie möglicherweise abhängig, wenn
- Sie in der Schule, in der Ausbildung oder im Job weniger leistungsfähig sind,
- Sie sich häufig verspäten und Sie öfter unentschuldigt fehlen,
- Sie Ihre Hobbies aufgeben, Sie gleichgültig sind und sich zurückziehen,
- Sie Probleme in der Familie, in Ihrer Beziehung oder in Ihrem Freundeskreis haben,
- Sie lügen und Ausreden finden, um Ihren Konsum zu verheimlichen.
Bin ich gefährdet?
Zu erkennen und sich selbst einzugestehen, dass man abhängig ist, ist nicht einfach. Um besser einschätzen zu können, ob Sie gefährdet sind, finden Sie auf Drugcom.de einen Selbsttest.
Falls Sie von Cannabis loskommen möchten und dafür Unterstützung suchen, können Sie sich auf der Plattform Quit the Shit anmelden. Ein professionelles Beratungsteam hilft Ihnen dabei, Ihren Cannabiskonsum in den Griff zu bekommen. Ihre Teilnahme ist kostenlos und erfolgt anonym.
Cannabis-Therapie: Nie wieder THC
Dann und wann etwas Gras - gekifft wird in der Regel nur gelegentlich. Hilfe braucht eher, wer Cannabis täglich und vielleicht sogar mehrmals pro Tag konsumiert. Wenn ohne Joint nichts mehr läuft, kann eine ambulante oder stationäre Therapie dabei helfen, die Sucht zu überwinden.
Endlich frei sein
Beziehungsstress, Probleme in der Schule, Stimmungsschwankungen und vieles mehr: Die Liste mit Gründen, die dafür sprechen, mit dem Kiffen aufzuhören, ist lang. Wer von Cannabis abhängig ist, spürt oftmals die zunehmenden negativen Folgen, die die Droge mit sich bringt. Dem gegenüber steht der überwältigende Drang, sich berauschen zu müssen. Bestimmt Cannabis Ihren Alltag, hilft oft nur noch ein Entzug. Eine passende Therapie kann Sie dabei unterstützen.
Hier finden Sie Hilfe
Wenn Sie das Gefühl haben, Ihren Cannabiskonsum nicht mehr im Griff zu haben, helfen folgende Anlaufstellen weiter:
Suchtberatung: Suchen Sie eine Suchtberatungsstelle in Ihrer Nähe auf, um Informationen über mögliche Therapieformen zu erhalten. Ihre Suchtberatungsstelle kann Ihnen darüber hinaus stationäre Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlungen vermitteln. Ein Verzeichnis aller Suchtberatungsstellen finden Sie auf der Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.
Onlineberatung: Auf Drugcom.de oder DigiSucht haben Sie die Möglichkeit, sich online per E-Mail oder im Chat beraten zu lassen. Eine Onlineberatung für Eltern von suchtgefährdeten Kindern und Jugendlichen bietet die Initiative ELSA an.
Telefonberatung: Telefonisch erreichen Sie folgende Beratungsstellen rund um die Uhr:
- Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline: 01806 - 31 30 31
- Telefonseelsorge: 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222
Suchttherapie: So gelingt der Entzug
Im Rahmen einer ambulanten Therapie arbeiten Sie Ihre Motive für den Cannabiskonsum auf und entwickeln Strategien, um erneutem Suchtdruck standzuhalten. Einzel- oder Gruppensitzungen finden ein- bis zweimal wöchentlich statt und erstrecken sich je nach Bedarf über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten oder länger. Möchten Sie sich frei und ohne professionelle Anleitung mit anderen Betroffenen austauschen, können Sie außerdem einer Selbsthilfegruppe beitreten.
In einigen Fällen kann ein stationärer Aufenthalt sinnvoll sein. Dabei durchlaufen viele Patienten und Patientinnen zunächst eine Entgiftungsbehandlung. Die Therapie findet in Form von Einzel- und Gruppensitzungen und weiteren unterstützenden Maßnahmen statt. Je nach Heilungsprozess kann der stationäre Aufenthalt zwischen sechs und 26 Wochen dauern.
Tipps für Angehörige
Unter einer Sucht leiden nicht nur die Abhängigen selbst - von den Auswirkungen der Erkrankung sind auch Angehörige, der Freundeskreis sowie Partner bzw. Partnerinnen betroffen. Sie versuchen, den geliebten Menschen zu schützen. Dabei riskieren sie aber, am Ende womöglich selbst zu erkranken. Fachleute raten:
- Informieren Sie sich über das Krankheitsbild und die möglichen Ursachen der Suchterkrankung.
- Suchen Sie das offene Gespräch mit der betroffenen Person und vermeiden Sie Schuldzuweisungen.
- Weisen Sie auf Hilfsangebote hin.
- Lassen Sie sich von einer Suchtberatungsstelle in Ihrer Nähe beraten. Bei Bedarf können Sie sich darüber hinaus auch in Selbsthilfegruppen mit Personen austauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie Sie.