Kariesprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
Bei Kindern ist Karies das häufigste Zahnproblem. Durch Karies entstehen Löcher in den Zähnen, die schmerzen können. Zahnlöcher müssen meist ausgebohrt und gefüllt werden, um die Karies zu stoppen. Konsequente Vorbeugung kann dazu beitragen, dass eine Behandlung gar nicht erst nötig wird.
Die wirksamste Vorbeugung (Prophylaxe) gegen Karies besteht darin, die Zähne regelmäßig gründlich zu putzen und mit Fluorid zu stärken. Fachleute aus Kinder- und Zahnmedizin empfehlen, Babys schon ab der zweiten Lebenswoche Fluoridtabletten mit Vitamin D zu geben. Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns kann stattdessen auch mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta geputzt werden.
Auf eine gesunde Ernährung zu achten und nicht zu häufig Süßes zu essen oder zu trinken, ist genauso wichtig. Nicht zuletzt helfen zahnärztliche Kontrolluntersuchungen, Karies möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.
Worauf kommt es bei der Ernährung an?
Bakterien im Zahnbelag und häufiger Zuckerkonsum sind die Hauptursache für schadhafte Zähne. Wer den Verzehr von gezuckerten Lebensmitteln, Getränken, Bonbons und anderen Süßigkeiten in Grenzen hält, kann deshalb Karies vorbeugen. Ab und zu süße Sachen zu essen, ist aber kein Problem, solange die Zähne gut gepflegt werden.
Problematisch wird es, wenn die Zähne häufig Süßem ausgesetzt sind. So können Babys und Kleinkinder schneller Karies bekommen, wenn ihr Nuckelfläschchen oft zuckerhaltige Getränke oder Fruchtsäfte enthält. Eine gute Alternative sind zum Beispiel ungesüßte Früchtetees oder Wasser. Wichtig ist auch, das Fläschchen nur zum Trinken und nicht zum Dauernuckeln zu geben.
Wer beim Kochen und Würzen fluoridhaltiges Speisesalz verwendet, stärkt die Zähne zusätzlich. Fachleute empfehlen, dass auch Kleinkinder fluoridiertes Speisesalz zu sich nehmen, sobald sie am normalen Familienessen teilnehmen.
Was ist beim Zähneputzen wichtig?
Zähneputzen verringert den Zahnbelag und sorgt dafür, dass die Zähne sauber aussehen und sich auch so anfühlen. Vor allem fluoridhaltige Zahnpasta hilft, Karies vorzubeugen: Beim Putzen nehmen die Zähne das Fluorid aus der Zahnpasta auf und werden dadurch widerstandsfähiger.
Es ist nachgewiesen, dass tägliches Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta Kinder und Jugendliche vor Karies schützen kann. Kinder brauchen beim Zähneputzen Anleitung durch Erwachsene - kleinere Kinder auch praktische Unterstützung. Auch wenn Kindergartenkinder sich schon selbst die Zähne putzen, ist es meist noch nötig, dass ein Erwachsener nachputzt. Wer hierbei unsicher ist, kann sich in der Zahnarztpraxis praktische Hilfe holen. Ganz allein kommen Kinder mit dem Zähneputzen in der Regel erst im Grundschulalter zurecht, wenn sie auch flüssig schreiben können. Wichtig ist, die Zähne gründlich und zugleich so vorsichtig zu putzen, dass das Zahnfleisch unversehrt bleibt.
Fluoridtabletten oder Zahnpasta?
Fachleute aus Kinder- und Zahnmedizin empfehlen, Kindern bereits ab der zweiten Lebenswoche Fluoridtabletten zu geben. Die Tabletten enthalten außerdem Vitamin D zur Vorbeugung von Rachitis. Sobald der erste Milchzahn durchbricht, können die Eltern mit dem Zähneputzen beginnen.
Kinder sollten im ersten Lebensjahr entweder Fluoridtabletten einnehmen oder die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt bekommen. Wer seinem Kind Fluoridtabletten gibt, sollte fluoridfreie Zahnpasta für das Putzen der Milchzähne verwenden.
Je nach Alter des Kindes gelten folgende Empfehlungen für die Anwendung von Fluoridtabletten und / oder Kinderzahnpasta:
Alter des Kindes | fluoridhaltige Zahnpasta oder Fluoridtabletten | Menge / Häufigkeit |
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von der 2. Lebenswoche bis zum 1. Milchzahn | Fluoridtablette mit Vitamin D | - |
vom 1. Milchzahn bis zum 1. Geburtstag | Fluoridtablette mit Vitamin D oder Fluoridzahnpasta mit 1000 ppm (0,1 %) Fluorid |
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vom 1. bis zum 2. Geburtstag | Fluoridzahnpasta mit 1000 ppm (0,1 %) Fluorid |
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vom 2. bis zum 6. Geburtstag | Fluoridzahnpasta mit 1000 ppm (0,1 %) Fluorid |
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Der Grund für die unterschiedlichen Mengenangaben (erbsengroß oder reiskorngroß) sind mögliche Nebenwirkungen: Zu viel Fluorid kann dazu führen, dass sich bei der Entwicklung der Zähne weißliche Flecken oder Streifen auf den Zähnen bilden. Meist hat dies keine weiteren Folgen. Selten beeinträchtigt zu viel Fluorid jedoch die Entwicklung des Zahnschmelzes und macht ihn anfälliger für Karies. Weißliche Flecken können aber auch ein erster Hinweis auf Karies sein.
Besonders bei kleinen Kindern bis zum zweiten Geburtstag ist es wichtig, das Fluorid richtig zu dosieren. Kleinkinder verschlucken häufig Zahnpasta. Deshalb ist es ratsam, auf zusätzliche Fluoridtabletten zu verzichten, wenn bereits mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt und im Haushalt fluoridhaltiges Speisesalz verwendet wird.
Ältere Kinder und Jugendliche können die Zähne wie Erwachsene putzen.
Zahnseide, Zahnzwischenraum-Bürstchen und Mundspülung
Um Zahnfleischentzündungen vorzubeugen, kann es sinnvoll sein, Ablagerungen zwischen den Zähnen mit Zahnseide, einem Zahnzwischenraum-Bürstchen (Interdental-Bürstchen), Zahnhölzern (zum Beispiel aus Bambus) oder Zahnsticks zu entfernen. Ob dies auch Karies vorbeugen kann, ist nicht erwiesen. Wichtig ist, die Ablagerungen vorsichtig zu entfernen, da man mit Zahnseide, Bürstchen und Sticks leicht das Zahnfleisch verletzen kann.
Andere weit verbreitete Zahnpflegeprodukte sind Mundspülungen, beispielsweise mit Fluorid. Regelmäßiges Spülen mit fluoridhaltigen Mundspülungen kann vorbeugend wirken.
Mundspülungen, Zahnzwischenraum-Bürstchen, Zahnhölzer und Zahnsticks kommen allerdings erst für ältere Kinder und Jugendliche infrage. Für kleinere Kinder ist ihre Anwendung noch zu schwierig und sie könnten Mundspülungen verschlucken.
Was bringen Fluoridlack und Fluoridgel?
Um Karies vorzubeugen, kann Fluorid auch als Lack oder Gel direkt auf die Zähne aufgetragen werden. Fluoridgel kann man rezeptfrei in der Apotheke kaufen und zu Hause auftragen. Die meisten Fluoridgele werden einmal wöchentlich angewendet - wie genau und ab welchem Alter sie geeignet sind, lässt sich der Packungsbeilage entnehmen. Sie sollen ein paar Minuten einwirken und werden dann wieder ausgespuckt. Fluoridlack enthält höher konzentriertes Fluorid. Er wird von einer Zahnärztin, einem Zahnarzt oder durch eine Fachkraft aufgetragen und härtet durch den Kontakt mit dem Speichel sofort aus. Dies ist besonders für Kleinkinder von Vorteil, weil sie den Lack nicht ausspucken müssen. Lacke oder Gele ersetzen allerdings weder das Zähneputzen noch eine zahnfreundliche Ernährung.
Studien weisen darauf hin, dass Fluoridlack die Milchzähne vor Karies schützen kann, verglichen mit einer üblichen Versorgung ohne spezielle Fluoridierung. Auch die bleibenden Zähne können von einer Fluoridierung mit Lack oder Gel profitieren.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Fluoridierung mit Lack
- vom 6. Lebensmonat bis zum 6. Geburtstag 4-mal pro Jahr und
- vom 6. bis zum 18. Geburtstag 2-mal pro Jahr, bei hohem Kariesrisiko weiterhin 4-mal pro Jahr.
Bis zu einem Alter von zwölf Jahren können Kinder im Kindergarten und in der Schule an einer Gruppenprophylaxe teilnehmen: Dazu kommt eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt, kontrolliert die Zähne, die Mundhöhle und die Gebissentwicklung der Kinder und bietet die Härtung des Zahnschmelzes mit Fluoridlack an. Der Fluoridierung müssen die Eltern zustimmen. Die Behandlung ist kostenlos. Wenn ein Kind bereits bei einer Zahnärztin oder einem Zahnarzt regelmäßig mit Fluoridlack behandelt wird, ist dies im Rahmen einer Gruppenprophylaxe eventuell nicht nötig.
Was ist eine Fissurenversiegelung und wann kommt sie infrage?
Karies bedroht bei Kindern vor allem die Backenzähne. Bakterien können sich in den Vertiefungen, den Furchen oder Grübchen der Zähne festsetzen. Bei Kindern, die anfällige Zähne haben, kann die Zahnärztin oder der Zahnarzt die großen Backenzähne mit Kunststoff versiegeln, damit sich dort keine Bakterien ansiedeln. Diese Versiegelung ist schmerzlos, dauert nicht lange und kann das Kariesrisiko senken. Versiegelungen halten meist mehrere Jahre. Bei Kontrolluntersuchungen wird überprüft, ob sie noch intakt sind. Wenn bei 6- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen bleibende große Backenzähne (Molaren) behandelt werden, übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
Wie oft zur zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung?
Gesetzlich krankenversicherte Kinder haben von klein an einen Anspruch auf zahnärztliche Kontrolluntersuchungen. In der Zeit vom 6. Lebensmonat bis zum 6. Geburtstag werden insgesamt sechs zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen angeboten. Auch danach ist es sinnvoll, die Zähne eines Kindes alle sechs Monate kontrollieren zu lassen.
Falls bei den Kinderuntersuchungen U5, U6 und U7 Auffälligkeiten an den Zähnen oder der Mundschleimhaut entdeckt werden, ist es ratsam, diese mit einer Zahnärztin oder einem Zahnarzt abzuklären.
Manche Fachleute gehen davon aus, dass durch regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen Zahnprobleme früher erkannt und behandelt werden können. Sie sollen zudem Kindern und Jugendlichen dabei helfen, besser auf ihre Zähne und ihr Zahnfleisch zu achten. Bisherige Studien konnten aber nicht belegen, dass es für die Zahngesundheit allgemein besser ist, alle sechs Monate zur Untersuchung zu gehen.