HNO- Heilkunde: Minimalinvasive Chirurgie der Nasennebenhöhlen
Artikel aus Hessen
Kinder und Erwachsene mit einer chronischen Entzündung oder Tumoren der Nasennebenhöhlen haben in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Klinikums Kassel die Möglichkeit, sich minimalinvasiv operieren zu lassen. Bei dem schonenden Eingriff werden die natürlichen Nasenöffnungen als Zugangsweg zu den Nasennebenhöhlen genutzt.
Genetische Faktoren, aber auch bakterielle und virale Infektionen oder Pilzerkrankungen können Infektionen der Nase und der angrenzenden Nasennebenhöhlen verursachen und sich zu chronischen Infekten entwickeln. Folgen der chronischen Entzündung sind häufig Schwellungen der Schleimhäute und Polypen oder Zysten in der Nase oder in den Nasennebenhöhlen. Sie führen zu einer Verengung der natürlichen Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen. Die Betroffenen leiden dadurch unter Dauerschnupfen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
In Deutschland haben ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung mit diesen Beschwerden zu kämpfen. Werden sie mit einer konservativen Behandlung nicht zufriedenstellend gelindert, kann eine Operation weiterhelfen. In einem minimalinvasiven Eingriff werden Engstellen am Übergang der Nase zu den Nasennebenhöhlen chirurgisch erweitert, Polypen und Zysten entfernt und die Belüftung der Nasennebenhöhlen wieder hergestellt, so dass die Infekte ausheilen können. Zudem wird die minimalinvasive Operationstechnik zur Entfernung von gut- und bösartigen Tumoren an der Schädelbasis, das heißt am Übergang zwischen Nase und Gehirn, eingesetzt. Bei ausgedehnten Entzündungen oder Tumoren sind auch kombinierte Zugänge von außen und innen möglich.
Endonasales Operieren
"Durch den Einsatz von Mikroskop und/oder Endoskop wurde die chirurgische Therapie der entzündlichen Nasennebenhöhlenerkrankungen und der Tumoren in den letzten 20 Jahren revolutioniert. Das endonasale Operieren ist heute der 'Goldstandard' und wird von uns fortlaufend perfektioniert", sagt Professorin Dr. Ulrike Bockmühl, Direktorin der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Kopf-, Hals- und Gesichtschirurgie des Klinikums Kassel.
Die endonasale minimalinvasive Nasennebenhöhlenchirurgie verbessert die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten deutlich. Durch den Eingriff entstehen keine Narben im Gesicht, was insbesondere bei Kindern von Bedeutung ist, deren Gesichtsschädel noch wächst. Die Augen und der Übergang zum Gehirn, die sich in unmittelbarer Nähe der Nasennebenhöhlen befinden, und weitere gesunde Strukturen werden optimal geschützt und die Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen durch den Eingriff nicht beeinträchtigt.
Digital gesteuerte Nasennebenhöhlen-Navigation
Die minimalinvasiven Operationen werden entweder mit dem Mikroskop oder mit Endoskopen durchgeführt. Bei endoskopischen Eingriffen verfolgt der Operateur oder die Operateurin das Operationsfeld und seine Präparation ausschließlich über einen Bildschirm. "Wie im Auto hilft die computergestützte Nasennebenhöhlen-Navigation, den richtigen Weg zu finden bzw. beizubehalten und die Operation zu kontrollieren", sagt Dr. Frank Schreiber, Leitender Oberarzt der Klinik. Bei manchen Operationen wird auch eine sogenannte Vier-Hand-Technik angewandt. Das bedeutet, dass zwei Chirurgen gemeinsam operieren, beispielsweise ein HNO-Chirurg sowie ein Neurochirurg. Einer der Operateure führt das Endoskop und die Absaugung, während der zweite Operateur mit speziellem, sehr feinem Instrumentarium präzise präparieren kann.
Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum Kassel
Die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Plastische Kopf-, Hals- und Gesichtschirurgie des Klinikums Kassel zählt zu den großen und renommierten HNO-Zentren in Hessen. Professorin Dr. Ulrike Bockmühl ist Direktorin der Klinik und Expertin auf dem Gebiet der Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie; Dr. Christian Neubert ist Leitender Oberarzt der Klinik. Für Eingriffe, die zusätzlich das Gehirn betreffen, arbeitet die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mit dem neurochirurgischen Team des Schädelbasiszentrums am Klinikum Kassel zusammen.