Entzündungen der kleinen und großen Arterien
Artikel aus Hessen
Entzündungen der Blutgefäße, sogenannte Vaskulitiden, die durch das eigene Immunsystem hervorgerufen werden, können in jedem Lebensalter auftreten und sind häufiger als gemeinhin angenommen. Diese oftmals schwer verlaufenden Erkrankungen werden von einer Entzündungsreaktion begleitet, die den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehen können. An der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim wird die Krankheit interdisziplinär behandelt.
Bei der Vaskulitis entzünden sich die Arterien, Venen oder auch die kleinsten Blutgefäße im Körper, die Kapillaren. Die Schwellung, die durch die Entzündung hervorgerufen wird, kann den Blutfluss beeinträchtigen oder sogar zu einem kompletten Verschluss, das heißt zu einem Infarkt des Gefäßes führen. Als Folge eines solchen Infarktes kann das betroffene Körpergewebe oder Organ entweder nicht mehr ausreichend oder überhaupt nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden, was zum Absterben des Gewebes in kleinen Bereichen oder sogar des gesamten Organs führen kann.
Rasche Diagnostik und Therapie
Vaskulitiden können sich innerhalb weniger Stunden oder über viele Jahre hinweg entwickeln. Da sich diese Gefäßentzündungen meist unter der Hautoberfläche an den kleinen Gefäßen oder tief im Innern an den mittleren oder großen Gefäßen abspielen, entziehen sie sich in der Regel einer normalen körperlichen Untersuchung. Vor allem bei den akuten Verlaufsformen ist daher eine umgehende Diagnostik, Diagnosestellung und nachfolgende Therapie mit entzündungs- und immunsystemhemmenden Medikamenten notwendig, um die Organe zu schützen, die durch die mit der Gefäßentzündung verbundene Minderdurchblutung gefährdet sind.
"Entzündliche Gefäßerkrankungen können sehr tückisch sein und innerhalb weniger Tage den gesamten Menschen bettlägerig machen oder sogar zum Organversagen führen. Werden diese Erkrankungen aber rechtzeitig erkannt und therapiert, müssen die Patienten und Patientinnen in der Regel keine langfristigen Folgen der Erkrankung befürchten", sagt Professor Dr. Ulf Müller-Ladner, Ärztlicher Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim. Um eine Genesung zu erreichen, muss bei den akut betroffenen Patientinnen und Patienten eine schnelle Diagnostik mittels körperlicher Untersuchung, Bildgebung und immunologischem Labor durch einen internistischen Rheumatologen erfolgen - auch da die typischen "Immunwerte" oder Entzündungszeichen trotz aktiver Vaskulitis im Hausarztlabor unauffällig sein können.
Interdisziplinäre Vernetzung
"Gerade die interdisziplinäre Vernetzung in der Klinik ermöglicht eine schnelle Diagnostik und optimale Therapie der Vaskilitiden", sagt Dr. Ingo Tarner, Stationsoberarzt in der Vaskulitis-Station der Kerckhoff-Klinik. In der rheumatologischen Abteilung stehen Labor und Bildgebungstechniken zur Verfügung, wie etwa ein hochauflösender Ultraschall. Untersuchungen mit einem Computertomographen oder eine Kernspintomographie erfolgen in Zusammenarbeit mit der Abteilung Radiologie.
Sind die inneren Organe betroffen, werden die Patientinnen und Patienten im Rahmen einer interdisziplinären Behandlung auch von den ärztlichen Spezialisten der Herz-, Lungen- und Gefäßabteilungen der Kerckhoff-Klinik betreut. Zudem steht den Patientinnen und Patienten bei einem stationären Aufenthalt die Vaskulitisstation zur Verfügung, eine speziell auf das Krankheitsbild ausgerichtetete internistisch-rheumatologische Abteilung. Bei lebensbedrohlichen Verläufen werden die Patienten auch auf der interdisziplinären Intensivstation versorgt.
"So kann das übergreifende Ziel, die lebenswichtige Organe zu schützen und die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen zu erhalten, bestmöglich erreicht werden. In den meisten Fällen gelingt es schon beim ersten Besuch der Patienten in unserem Haus, eine entscheidende Besserung der Beschwerden einzuleiten", so Professor Dr. Ulf Müller-Ladner.
Abteilung Rheumatologie und Immunologie der Kerckhoff-Klinik
Die Abteilung Rheumatologie und klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik verfügt über eine mehr als 50-jährige Erfahrung in der Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen, einschließlich akuter und seltener Verlaufsformen von entzündlichen Gefäßerkrankungen. Aufgrund der Kombination mit dem Lehrstuhl für Rheumatologie der Justus-Liebig Universität Gießen wirkt die rheumatologische Abteilung auch bei der basiswissenschaftlichen Erforschung neuer Therapieverfahren und der Entwicklung von Medikamenten in allen Phasen der Zulassung mit. Zudem beteiligt sich die Klinik an nationalen und internationalen Expertenkommissionen sowie der Entwicklung von Leitlinien zu Vaskulitiden.