DreiFürEins: Brückenfinanzierung des Hamburger Leuchtturmprojekts beschlossen
Pressemitteilung aus Hamburg
Hamburg, 7. Mai 2024. In Hamburg ist ein wichtiger Schritt für die Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen getan worden: Die Projektpartner des Innovationsfondsprojekts "DreifürEins" haben sich darauf verständigt, die Versorgung im Leuchtturmprojekt auch nach Auslaufen der Förderung durch den Innovationsfonds im Januar dieses Jahres mit eigenen Mitteln fortzusetzen. Diese Brückenfinanzierung beginnt im Mai 2024 und dauert zunächst bis Ende März 2026.
Der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) muss dann einen Beschluss für eine mögliche Überführung des Projekts in die Regelversorgung aussprechen. Beteiligt an dem Hamburger Leuchtturmprojekt sind die Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik (KJPP) des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg und des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift gGmbH, die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB), die Hamburger Jugendämter, die Krankenkassen Techniker Krankenkasse (TK), AOK Rheinland/Hamburg - Die Gesundheitskasse, BARMER, DAK-Gesundheit, IKK classic, KNAPPSCHAFT, Mobil Krankenkasse sowie die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (kurz: Sozialbehörde).
Schule, Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrien Hand in Hand - dafür steht der Name "DreiFürEins". Gemeinsam wollen die Projektpartner eine gesunde Entwicklung und Teilhabe an Bildung bei den Schülerinnen und Schülern vor Ort fördern, die in die bestehenden Behandlungsstrukturen nicht hineinfinden und keine adäquate Hilfe erhalten. In der Versorgungsphase seit 2021 haben die Projektpartner für rund 370 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 17 Jahren entsprechende therapeutische Angebote in vier Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) in Altona, Altona-West, Bergedorf und Wandsbek-Süd organisiert, um ihnen und ihren Familien in ihrer schwierigen Situation zu helfen und Unterstützung verbunden mit therapeutischer Behandlung anzubieten.
Die Therapie wurde von den Mitarbeitenden der zwei teilnehmenden Kliniken durchgeführt. In einer begleitenden Evaluation der Universität Oldenburg und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wird nun untersucht, ob die neuartige Zusammenarbeit und Kooperation der Projektpartner sich positiv auf die Entwicklung und Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ausgewirkt hat und ob es positive gesundheitsökonomische Effekte gibt. Gleichzeitig soll die wissenschaftliche Begleitung zeigen, ob sich positive Effekte auf das Kooperationsverhalten und die Gesundheit der involvierten Fachkräfte gezeigt haben.
Zitate der projektbeteiligten Akteure
Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg und Konsortialführerin des Innovationsfondsprojekts DreiFürEins:
"Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, mit allen Akteuren eine Brückenfinanzierung auf den Weg zu bringen. Damit ist sichergestellt, dass die Versorgung weitergehen kann, bis wir die endgültigen Evaluationsergebnisse vorliegen haben und der G-BA eine Umsetzungsempfehlung gegeben hat. Das ist sehr wichtig für die Kinder und Jugendlichen, aber auch für die Mitarbeitenden im System, die im Projekt eine neue Art der Zusammenarbeit kennengelernt haben. So können die Strukturen erhalten bleiben. Dass das Projekt auch Eingang gefunden hat ins Maßnahmenpapier der Landeskonferenz Versorgung zur Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen, bestärkt uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
Melanie Schlotzhauer, Senatorin für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration:
"Kinder- und Jugendpsychiatrien, schulische Beratungszentren und Kinder- und Jugendhilfe arbeiten seit dem Start des Projekts ‚DreiFürEins‘ im Jahr 2021 gezielt Hand in Hand. So wird Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten und emotionalen Problemen frühzeitig geholfen. Diese Krankheitsbilder gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter - mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität des Kindes und das schulische, familiäre und soziale Umfeld. Hier bietet das Projekt ‚DreiFürEins‘ schnell und zuständigkeitsübergreifend Hilfen an und leistet so einen wichtigen Beitrag, damit Kinder in unserer Stadt gut aufwachsen können. Die jetzige Entscheidung, das Projekt fortzuführen, ist deshalb eine gute Nachricht für Hamburg."
Ksenija Bekeris, Senatorin für Schule und Berufsbildung (BSB):
"Die positiven Erfahrungen im Projekt ‚DreiFürEins‘ sind ein deutliches Signal dafür, dass wir gemeinsam in Hamburg viel erreichen können, wenn wir die vorhandenen Hilfsangebote der Schulbehörde, der Kinder- und Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrien eng miteinander vernetzen und mit vereinten Kräften an einem Strang ziehen. Es ist wichtig, diesen Weg weiterzugehen und sicherzustellen, dass kein Kind und keine Familie in unserer Gesellschaft zurückgelassen werden. Ich danke allen Beteiligten, die mit ihrem Engagement dazu beigetragen haben, dass ‚DreiFürEins‘ in der Vergangenheit zu einem Erfolg wurde und nun auch durch die Beteiligung aller Projektpartner fortgeführt werden kann."
Dr. Sabine Ott-Jacobs, Chefärztin der KJPP am Asklepios Klinikum Harburg:
"Ich halte die Brückenversorgung von ‚DreiFürEins‘ für einen relevanten Schritt in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Behandlungsbedarf. Durch diesen Schritt erhalten nun auch die Kinder, Jugendlichen und Familien eine Chance auf kinder- und jugendpsychiatrische und psychotherapeutische Diagnostik und Behandlung, die trotz des sehr guten, umfassenden kassenärztlichen Versorgungssystem im Bereich KJPP in Hamburg nicht Fuß fassen konnten und bislang durch das Versorgungsnetz fielen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Genau diese Gruppe von Kindern und Jugendlichen ist auf eine gut abgestimmte Kooperation der Helfersysteme angewiesen, die wir in DreiFürEins mit hohem Engagement und fachlicher Qualität aufgebaut haben. Hamburg kann zurecht stolz auf dieses Mosaikteil im Versorgungssystem sein."
Weitere Informationen zum Projekt
"DreiFürEins" wird über vier Jahre mit insgesamt bis zu 5,9 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des G-BA gefördert. Nach Prüfung des Abschlussberichts kann der G-BA eine Empfehlung für die Fortführung des Projekts aussprechen. Start des Leuchtturmprojekts war der 1. Februar 2021, die Versorgung in den ReBBZ begann nach den Herbstferien des Schuljahrs 2021/2022 und endete im Januar 2024. Die nun beschlossene Brückenfinanzierung durch die projektbeteiligten Akteure ermöglicht es, die Versorgung bereits ab 1. Mai 2024 fortzusetzen. Der DreiFürEins-Projektfilm ist auf dem Kanal der BSB auf Youtube abrufbar.
Hinweis für die Redaktion
Der Innovationsfonds ist ein vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses verwalteter Fonds zur Förderung neuer Versorgungsformen und Versorgungsforschungsprojekte. Der Innovationsfonds wurde im Rahmen des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes 2015 geschaffen und nahm 2016 die Arbeit auf. Ziel ist es, die Versorgung durch innovative Versorgungsformen qualitativ weiterzuentwickeln. Hierbei muss es sich um Versorgungsformen handeln, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen, beziehungsweise um Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abzielen. Der Fokus liegt besonders auf sektorenübergreifenden Projekten.