Parkinson: Neues Behandlungsangebot ist offen für weitere Teilnehmende
Pressemitteilung aus Hessen
Frankfurt am Main, 5. Dezember 2024. Parkinson ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die von der Krankheit betroffen sind, können am besonderen Forschungsprojekt "INSPIRE PNRM+" teilnehmen, das die Versorgung von Parkinsonpatientinnen und -patienten verbessern möchte. Es handelt sich um ein multizentrisches Forschungsprojekt, an dem auch die Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Frankfurt beteiligt ist, die von Professor Christian Grefkes-Hermann geleitet wird. Versicherte aller Krankenkassen, die an Parkinson erkrankt sind, können sich in dem Projekt über zwölf Monate hinweg bei allen ambulanten Behandlungsschritten von akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen, so genannten Advanced Practice Nurses, unterstützen und telemedizinisch begleiten lassen. Die Techniker Krankenkasse (TK) unterstützt das Projekt als Konsortialpartner.
Selbstständigkeit erhalten und Pflegebedürftigkeit verhindern
Parkinson ist eine chronische Erkrankung, die überwiegend im höheren Lebensalter auftritt und die Bewegungsfähigkeit einschränkt. Die Erkrankung lässt sich nicht heilen, schreitet jedoch meist nur langsam voran. Vor allem medikamentöse Therapien können die Symptome wirksam lindern und kontrollieren, so dass viele Menschen noch lange ein weitgehend selbstständiges Leben führen können. "Hier setzt unser Forschungsprojekt an. Wir untersuchen, wie durch eine individuelle sektorenübergreifende, intensive Begleitung der Patientinnen und Patienten deren Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten und Pflegebedürftigkeit verhindert werden kann. Durch eine speziell auf den Patienten abgestimmte Kombination geeigneter medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapien soll eine möglichst optimale Beweglichkeit im Alltag hergestellt und typische nicht-motorische Symptome, wie beispielsweise Schmerzen, Depressionen, Schluck- und Kreislaufstörungen sowie orthopädische Komplikationen gelindert oder vermieden werden", sagt Privatdozent Dr. Simon Baudrexel, Leitender Oberarzt an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Frankfurt und dortiger Ansprechpartner für das neue Versorgungsprojekt.
Mehr Lebensqualität durch individuelle Behandlung
Symptome und Verlauf der Parkinson-Erkrankung sind sehr heterogen und können gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben. In der Regel werden Betroffene daher von Fachkräften unterschiedlicher medizinischer Disziplinen sowohl aus dem ambulanten als auch stationären Sektor versorgt. "Wenn Fachleute aus verschiedenen medizinischen Bereichen zusammenarbeiten, ist ein guter Austausch aller Beteiligten essenziell. So bleiben alle wichtigen, für die Therapie relevanten Informationen erhalten und unnötige Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte können vermieden werden. Daher ist es ein kluger Schritt, dass im Versorgungsprojekt akademisch ausgebildete Pflegekräfte die Behandlung koordinieren", sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen.
Zentrale und koordinierende Rolle der Advanced Practice Nurses
Die Advanced Practice Nurses - auf Masterniveau qualifizierte Pflegefachpersonen mit mehrjähriger Berufserfahrung - übernehmen im Versorgungsprojekt eine zentrale Rolle. Sie beurteilen für jede Patientin und jeden Patienten deren/dessen Krankheitssituation und erstellen einen individuell passenden Behandlungs- und Versorgungsplan. Dieser wird von ihnen mit den behandelnden Fachärztinnen und -ärzten abgestimmt und im engen telemedizinischen Austausch mit den Patientinnen und Patienten regelmäßig evaluiert und angepasst.
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts ist die Einbindung der bereits bestehenden interdisziplinären Netzwerkstrukturen des Parkinson-Netzwerks Rhein-Main (PNRM+). Diesem Netzwerk gehören unter anderem neurologische Fachärzte, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Parkinson-Selbsthilfegruppen an, die von den Advanced Practice Nurses bei Bedarf in die Behandlung eingebunden werden. Die Kommunikation aller Beteiligten erfolgt zum größten Teil über eine telemedizinische Plattform, auf der auch die elektronischen Fallakten aller an der Studie teilnehmenden Patientinnen und Patienten abgelegt sind.
Individuell angepasste Therapie
"Angesichts der komplexen Symptomatik der Parkinson-Erkrankung ist es entscheidend, dass Betroffene eine individuell angepasste Therapie erhalten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Professionen und mit den Patientinnen und Patienten ist unerlässlich, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Unser Ziel ist es, den Betroffenen trotz ihrer schweren Erkrankung eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen und ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu bieten. Dieses Projekt kann dabei wertvolle Unterstützung leisten", sagt Simon Baudrexel.
Parkinsonpatientinnen und -patienten aus dem Rhein-Main-Gebiet, die am Versorgungsprojekt teilnehmen möchten, können sich entweder direkt an ihre neurologische Praxis, an die Ambulanz für Bewegungsstörungen der Universitätsmedizin Frankfurt oder auch direkt an das Projektmanagement von INSPIRE PNRM+ wenden. An der Studie können insgesamt 1.300 Menschen mit Parkinson-Syndrom aus dem Rhein-Main Gebiet sowie benachbarten Regionen für insgesamt zwölf Monate teilnehmen.
Hinweis für die Redaktion
Leiter des Innovationsfondsprojektes "INSPIRE PNRM+" ist Professor Sergiu Groppa, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes. Die Konsortialführung liegt bei der Universitätsmedizin Mainz. Konsortialpartner sind neben der Techniker Krankenkasse und der Universitätsmedizin Frankfurt die Katholische Hochschule Mainz, die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und die DAK-Gesundheit. Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit Berufsverbänden und Fachkliniken.
INSPIRE-PNRM+ steht für INterdiSziPlinäre und InteRsektorale telemedizinische Evaluation, Koordination und Behandlung im ParkinsonNetz RheinMain+.