Augenärztliche Versorgung auf Helgoland
Artikel aus Schleswig-Holstein
Projekt ASTRaL soll die fachärztliche Versorgung auf Helgoland voranbringen. Eine medizinische Fachangestellte übernimmt Messungen auf der Insel und überträgt die Daten sicher an die Praxen auf dem Festland.
Den Augendruck messen, eine Untersuchung des Gesichtsfeldes oder ein OCT, um Veränderungen der Netzhaut zu erkennen: Alles Dinge, die für gewöhnlich der augenärztliche Facharzt oder die Fachärztin übernehmen. Doch auf Helgoland ist das anders. Denn hier gibt es keine augenärztliche Praxis. Die Insel liegt rund 70 Kilometer vom Festland entfernt, weit draußen in der Nordsee. Daher übernimmt auf Helgoland die Medizinische Fachangestellte Lydia Woods diese Aufgaben - in enger Abstimmung mit den Fachärztinnen und Fachärzten auf dem Festland.
Die Verbesserung der fachärztlichen Versorgung auf der Nordseeinsel ist Teil des Projektes ASTRaL (Asynchrone telemedizinische Versorgung im ländlichen Raum). Das Gemeinschaftsprojekt von der Ärztegenossenschaft Nord eG, der Gesellschaft für integrierte ophthalmologische Versorgung e.G. (GIO), dem Hausärzteverband Schleswig-Holstein, der Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, dem Institut für Allgemeinmedizin am UKSH Campus in Lübeck sowie der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein wird mit 381.000 Euro aus dem Versorgungssicherungsfonds des Landes Schleswig-Holstein gefördert. Dank des bereits abgeschlossenen Projekts "Telemedizin im ländlichen Raum" konnten bereits mehrere hausärztliche Praxen in Schleswig-Holstein die Videotelefonie zur Konsultation von weiteren Spezialistinnen und Spezialisten testen. 2022 startete dann das Folgeprojekt unter dem Namen ASTRaL, welches an "Telemedizin im ländlichen Raum" anknüpft. Dieses wird nun zum Ende des Jahres 2024 abgeschlossen.
Wenn Lydia Woods das extra eingerichtete augenärztliche Behandlungszimmer in der Paracelsus Nordseeklinik auf Helgoland betritt, weiß sie meistens schon genau, welche Patientinnen und Patienten heute bei ihr vorstellig werden. Heute ist ein Helgoländer mittleren Alters dran, es soll ein OCT gemacht werden. Die Daten sendet sie auf gesichertem digitalen Wege dann an die an dem Projekt beteiligten Augenärzte auf dem Festland in Rendsburg oder Kiel. Hier wird dann über das weitere Vorgehen entschieden: Muss der Patient oder die Patientin so schnell wie möglich aufs Festland? Wird ein Rezept ausgestellt? Reicht die nächste Vor-Ort-Sprechstunde auf der Insel aus? Seit März 2024 übernimmt Lydia Woods neben ihrer Arbeit in der allgemeinmedizinischen Praxis im Gesundheitszentrum diese zusätzlichen Aufgaben. Eine Schulung und Einweisung durch die Fachärzte waren dafür notwendig, inzwischen komme sie mit den Geräten sehr gut zurecht.
Augenarzt kommt einmal im Monat nach Helgoland
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Möglichkeit auf weitere Facharztgruppen ausgeweitet werden könnte. Mit der Dermatologie und Rheumatologie haben wir aber schon jetzt ein wirklich gutes Angebot.
"Für mich ist das eine tolle Gelegenheit, mein Wissen zu erweitern und noch mehr Verantwortung zu übernehmen", erzählt Lydia Woods von ihrer Motivation. Gleichzeitig sehe sie auch die enormen Vorteile für die Inselbewohnerinnen und Inselbewohner. Denn der Augenarzt vom Festland komme nur einmal im Monat nach Helgoland. "Hier auf der Insel tickt die Uhr anders. Wir sind vom Wetter und von den Fährzeiten abhängig. Da ist es für alle einfacher, wenn bestimmte Dinge schon vor Ort abgeklärt werden können."
Erweiterung um Dermatologie und Rheumatologie
Teil des Projektes ist nicht nur eine verbesserte augenärztliche Versorgung für die Inselbewohner. Auch die Rheumatologie sowie die Dermatologie sind Teil des Projektes. Hat beispielsweise ein Inselbewohner einen plötzlichen Ausschlag, geht es zunächst in die Hausarztpraxis. Dort wird vom Arzt oder der Ärztin falls notwendig ein Anamnesebogen ausgefüllt und auch ggf. Bilder gemacht. Diese werden von Lydia Woods dann an die Dermatologinnen und Dermatologen auf dem Festland geschickt - Empfehlungen zu den weiteren Behandlungen kommen dann wieder zurück auf die Insel. Auch Urlauberinnen und Urlauber gehörten dabei häufig zu den Patientinnen und Patienten.
Seit 13 Jahren lebt und arbeitet Lydia Woods bereits auf der Insel. Für sie steht nach den ersten Monaten des Projektes fest: "Die Menschen nehmen das Angebot an und sind dankbar über die schnelle Möglichkeit, fachärztliche Messungen machen zu lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Möglichkeit auf weitere Facharztgruppen ausgeweitet werden könnte. Mit der Dermatologie und Rheumatologie haben wir aber schon jetzt ein wirklich gutes Angebot."