#regionalstark: Wenn der Weg zum Arzt zu weit ist, hilft Telemedizin
Interview aus Schleswig-Holstein
Durch digitale ärztliche Konsultation die medizinische Versorgung im Flächenland Schleswig-Holstein weiter verbessern: Das ist das Ziel des Projekts "Telemedizin im ländlichen Raum".
Ins Leben gerufen hat das Projekt die TK gemeinsam mit der Gesellschaft für integrierte ophthalmologische Versorgung Schleswig-Holstein (GIO), der Ärztegenossenschaft Nord, dem Hausärzteverband Schleswig-Holstein sowie dem Institut für Allgemeinmedizin am UKSH in Lübeck. Im Interview spricht Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein, über die Vorteile für Patientinnen und Patienten sowie für das ärztliche Personal.
TK: Wie genau können die Menschen in Schleswig-Holstein von dem Projekt Telemedizin im ländlichen Raum profitieren?
Schmidt-Bodenstein: Schleswig-Holstein ist ein ländlich geprägtes Land. Von den weiter abgelegenen Regionen, wie zum Beispiel im Kreis Dithmarschen oder von den nordfriesischen Inseln, ist der Weg zum Facharzt für viele Erkrankte einfach zu weit. Das gilt natürlich besonders für ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen. Telemedizin kann hier sinnvoll unterstützen. Daher haben wir mehrere Hausarztpraxen mit einem speziellen Gerät ausgestattet, um per Videotelefonie Kontakt zum Augenspezialisten und -spezialistinnen in Rendsburg aufnehmen zu können. Diese können trotz der Entfernung mit den Patientinnen und Patienten im Beisein des Hausarztes kommunizieren und gegebenenfalls weitere Behandlungsmöglichkeiten besprechen.
TK: Neben der Videotelefonie mit dem Hausarzt geht es bei dem Projekt auch um den Tele-Arzt-Rucksack. Wofür wird dieser genau eingesetzt?
Schmidt-Bodenstein: Die Tele-Arzt-Rucksäcke werden von speziell ausgebildeten Medizinischen Fachangestellten genutzt. Diese fahren zu den Patientinnen und Patienten, die es nicht so einfach in die Praxis schaffen. Sie messen den Blutdruck oder führen zum Beispiel ein EKG durch. Die Vitaldaten gehen dann in Sekundenschnelle an die Hausarztpraxis, wo die behandelnden Allgemeinmediziner und -medizinerinnen sie empfängt und begutachtet. Bei Bedarf wird der Hausarztpraxis über ein Tablet zugeschaltet und kann direkt mit den Patientinnen und Patienten sprechen.
TK: Dass die Patientinnen und Patienten sich dadurch den Weg in die Praxis sparen, ist klar. Doch worin liegen die Vorteile für das Ärztepersonal?
Schmidt-Bodenstein: Dank der Unterstützung durch die Medizinischen Fachangestellten muss der Hausarzt bzw. -ärztin nicht mehr selbst zu den Erkrankten herausfahren und die Daten erheben. Stattdessen können sie die eingesparte Fahrtzeit nutzen, um sich dem tatsächlichen Patientengespräch zu widmen. Dank der neuen technischen Möglichkeiten und der Aufhebung des Fernbehandlungsverbots kann das Fachpersonal aber auch mit den Patientinnen und Patienten kommunizieren, die nicht in ihrer Praxis vor Ort sind.