Was ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)?
Plötzlich auftretende, starke Schmerzen, die sich gürtelförmig um den Bauch ziehen, Übelkeit und Erbrechen - hinter diesen eher unspezifischen Beschwerden kann in seltenen Fällen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, medizinisch Pankreatitis, stecken. Die gute Nachricht: Meistens hat die Erkrankung einen milden Verlauf und lässt sich gut behandeln.
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass sich der sogenannte Pankreassaft im Organ staut und in das umliegende Gewebe austritt. Die Folge ist eine schmerzhafte Entzündung. Ärzte unterscheiden zwischen einer langsam verlaufenden, chronischen Entzündung und einer plötzlich auftretenden, akuten Pankreatitis.
Anzeichen erkennen und handeln
Neben charakteristischen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können folgende Symptome auftreten:
- Blähungen, Durchfall und Darmlähmung
- sogenannter Gummibauch, bei dem der Bauch aufgebläht, prall und elastisch ist
- Fieber und Kreislaufprobleme
- schmerzhaftes Druckgefühl und vermehrter Bauchumfang aufgrund von Wassereinlagerungen (Aszites)
- Atemprobleme durch Wasseransammlungen im Brustkorb (Pleuraerguss)
- seltener: gelblich verfärbte Haut, Schleimhäute und Augen, medizinisch Ikterus oder Gelbsucht, oder bläuliche Flecken rund um den Bauchnabel oder seitlich über der Hüfte
Eine chronische Pankreatitis kann sich schleichend entwickeln. Betroffene leiden dann meist unter allgemeinen Symptomen wie wiederkehrenden Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder Übelkeit und Erbrechen. Schreitet die Erkrankung fort, nehmen viele Betroffene stark ab, der Stuhl riecht unangenehm scharf und hat eine fettig-schleimige Konsistenz. Betroffene leiden schubweise unter krampfartigen Bauchschmerzen sowie Blähungen und Durchfall.
Wichtig: Verschlechtert sich Ihr Gesundheitszustand und Sie bekommen zum Beispiel plötzlich Fieber, suchen Sie sofort einen Arzt auf. Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung können auch noch einige Wochen nach der Behandlung lebensbedrohliche Komplikationen auftreten.
Ein Organ - zwei Funktionen
Endokrines Gewebe im Pankreas, das auch Langerhans-Inseln genannt wird, stellt Hormone wie Insulin her, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Die exokrinen Zellen produzieren außerdem Enzyme, die mit dem Pankreassaft in den Dünndarm gelangen und dort die Verdauung unterstützen. Die Verdauungsenzyme werden zu einem bestimmten Zeitpunkt aktiviert. Gelangen sie nicht rechtzeitig in den Darm, werden sie bereits in der Bauchspeicheldrüse selbst aktiv und können das Gewebe schädigen.
Die Ursache feststellen
Ihr Arzt befragt Sie zunächst zu Ihren Beschwerden, eventuellen Vorerkrankungen, Ihrem Alkoholkonsum und ob Sie Medikamente einnehmen. Außerdem lässt er Ihr Blut im Labor analysieren - bei einer Pankreatitis sind typischerweise die Werte für Lipase und Amylase erhöht.
Anhand von bildgebenden Verfahren wie Ultraschall kann Ihr Arzt den Zustand Ihrer Bauchspeicheldrüse sowie benachbarter Organe begutachten. Weitere mögliche Untersuchungen sind zum Beispiel eine Computertomografie oder eine sogenannte endoskopisch retrograde Cholangiopankreatografie, bei der Ihr Arzt Ihre Gallenwege und den Pankreasgang mithilfe eines Endoskops inspizieren und eventuelle Steine entfernen kann. Mittels einer sogenannten Endosonografie kann Ihr Arzt so eventuelle Folgeschäden wie Verkalkungen im Pankreasgewebe infolge einer chronischen Entzündung feststellen.
Die optimale Behandlung im Krankenhaus
Ihr Hausarzt weist Sie in ein Krankenhaus ein, wenn Sie nicht schon selbst die Notaufnahme aufgesucht haben. Dort können Sie engmaschig überwacht und Komplikationen wie eine bakterielle Infektion des Pankreasgewebes oder flüssigkeitsgefüllte Ausstülpungen im Pankreas, sogenannte Pseudozysten, schnell erkannt und behandelt werden.
Eine akute Pankreatitis wird in den meisten Fällen durch Gallensteine oder Alkoholkonsum verursacht. Seltenere Auslöser sind zum Beispiel eine Virusinfektion wie Mumps oder Hepatitis , Medikamente wie bestimmte Antibiotika oder Komplikationen nach einem Eingriff an den Gallenwegen. Auch hohe Blutfettwerte infolge einer Stoffwechselerkrankung oder eine angeborene Fehlbildung des Pankreas können eine akute Entzündung verursachen.
Eine chronische Pankreatitis wird häufig durch langjährigen Alkoholmissbrauch hervorgerufen. In manchen Fällen kann sie auch von einer Stoffwechselerkrankung oder einer Autoimmunpankreatitis ausgelöst werden, bei der der Körper die Pankreaszellen angreift. Außerdem kann sie genetisch bedingt sein.
Sie erhalten in der Regel Infusionen, um Ihren Körper mit Flüssigkeit zu versorgen und Ihren Kreislauf zu stabilisieren. Medikamente können Ihre Schmerzen lindern. In den ersten Tagen erhalten Sie spezielle Flüssignahrung über eine Sonde direkt in den Dünndarm, um Ihre Bauchspeicheldrüse zu entlasten. Bei einem leichten Verlauf können Sie in der Regel nach wenigen Tagen mit einer speziellen Diät aus leicht verdaulichen Mahlzeiten wie Brei beginnen. Bei einem schweren Verlauf erhalten Sie Nährstoffe per Infusion oder Sonde, um Ihre Bauchspeicheldrüse langfristig zu schonen.
Verursachen Steine in der Galle oder eine Gallenblasenentzündung die Pankreatitis, rät Ihr Arzt Ihnen in der Regel zu einer Gallenblasenentfernung.
In den ersten zwei bis drei Wochen nach Ihrer Entlassung können Sie Ihre Bauchspeicheldrüse mit einer fettreduzierten Ernährung schonen. Ihr Arzt berät Sie individuell, welche Ernährung optimal für Sie geeignet ist.
Bei einer chronischen Entzündung wird das Gewebe dauerhaft geschädigt. Die Folge: Die Bauchspeicheldrüse kann nur noch eingeschränkt Hormone und Verdauungsenzyme produzieren. Ihr Arzt verschreibt Ihnen dann in der Regel ein Präparat auf Basis tierischer Verdauungsenzyme, das dazu beitragen kann, Ihre Verdauung weitestgehend zu normalisieren. Nehmen Sie das Medikament zu den Mahlzeiten ein, gelangt es mit der Nahrung in den Darm, wo es die fehlenden körpereigenen Enzyme ersetzt. Folgeerkrankungen werden je nach Ihren Beschwerden behandelt:
- Schlägt die bisherige Therapie nicht an oder vermutet Ihr Arzt Komplikationen, kann zum Beispiel abgestorbenes Pankreasgewebe operativ entfernt werden, um Ihren Gesundheitszustand nachhaltig zu verbessern.
- Haben Sie Schmerzen, können diese mit Medikamenten gemildert werden.
- Leiden Sie unter einer Mangelernährung, kann ein individuell auf Sie abgestimmter Ernährungsplan diese verbessern und zukünftig vorbeugen.
- Sind Ihre Gallen- und Pankreasgangsysteme verengt, können diese interventionell erweitert und/oder eine Gefäßstütze eingesetzt werden, um Komplikationen wie Gallenstau vorzubeugen.
- Werden die endokrinen Zellen geschädigt, kann ein Diabetes mellitus entstehen. Ihr Arzt bespricht die Therapie individuell mit Ihnen.
Für den langfristigen Erfolg Ihrer Therapie ist ein strikter Alkoholverzicht unabdingbar. Nehmen Sie regelmäßig Kontrolltermine bei Ihrem Arzt wahr - so können eventuelle Folgeerkrankungen schnell erkannt und behandelt werden. Menschen mit einer chronischen Pankreatitis haben ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs .
Ihre Bauchspeicheldrüse entlasten
Sie können dazu beitragen, das Risiko einer erneuten akuten Pankreatitis zu reduzieren. Auch einen chronischen Verlauf können Sie durch Ihre Lebensweise positiv beeinflussen. Diese Tipps können Sie dabei unterstützen:
- Ernähren Sie sich ausgewogen und vollwertig, wenn Sie uneingeschränkt essen können. Mit einer abwechslungsreichen Ernährung können Sie außerdem vielen weiteren Erkrankungen vorbeugen.
- Beobachten Sie Ihren Stuhlgang. Produziert Ihre Bauchspeicheldrüse zu wenig Verdauungsenzyme oder ist Ihr Medikament zu niedrig dosiert, kann es zu Durchfall oder Fettstuhl kommen. Suchen Sie bei Beschwerden Ihren Arzt auf, um diese abklären zu lassen.
- Verzichten Sie möglichst auf Alkohol. Bei Fragen dazu kann Ihr Arzt Sie individuell beraten.
- Wagen Sie den Schritt zum Nichtraucher, denn Nikotin kann eine Entzündung begünstigen. Unterstützung bei der Rauchentwöhnung bietet Ihnen die TK-RauchFrei App .
Informationsangebote und Kontakt zu Selbsthilfegruppen finden Sie bei dem Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. oder der TEB e. V. Selbsthilfe.