Dickdarmdivertikel - Parkbuchten im Verdauungstunnel
Sie sehen aus wie kleine Ausstülpungen an der Darmwand: Dickdarmdivertikel verursachen in der Regel keine Beschwerden und werden meist nur zufällig bei einer Darmspiegelung entdeckt. Sammeln sich aber Nahrungsreste in den ballonförmigen Ausstülpungen, können sich diese entzünden. In seltenen Fällen kommt es zu zum Teil lebensgefährlichen Komplikationen.
Bilden sich mehrere Divertikel, sprechen Fachleute von einer Divertikulose. Grundsätzlich können die Ausstülpungen im gesamten Verdauungstrakt vorkommen, sie konzentrieren sich aber meist auf den s-förmigen Abschnitt des Dickdarms, das sogenannte Sigma. Hier wölbt sich die Darmschleimhaut durch natürliche physiologische Schwachstellen der Darmmuskulatur nach außen.
Divertikulose ist eine Erkrankung des Alters: Rund 30 Prozent der Menschen über 60 und sogar 85 Prozent der über 80-Jährigen haben Dickdarmdivertikel. Experten vermuten, dass dies auf ein schwächer werdendes Bindegewebe und eine weniger elastische Darmwand im Alter zurückzuführen ist. Wenn der Druck im Darm, zum Beispiel durch harten Stuhl als Folge einer ballaststoffarmen Ernährung, zunimmt, können Divertikel leichter entstehen.
Gut zu wissen:
Dickdarmdivertikel kommen häufig in den sogenannten Industrieländern vor. Fachleute vermuten, dass der westliche Lebensstil mit einer ballaststoffarmen Ernährung, wenig Bewegung und Rauchen dabei eine Rolle spielen könnte.
Schlagen Alarm im Darm: entzündete Divertikel
Bei ungefähr 80 Prozent der Betroffenen verursachen die Divertikel keine Beschwerden.
Setzen sich jedoch Nahrungsreste in den Divertikeln fest, haben Bakterien leichtes Spiel und können eine Entzündung auslösen. Die sogenannte Divertikulitis äußert sich dann vor allem durch meist linksseitige Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme mit Verstopfung oder Durchfall. Es können aber auch weitere Symptome hinzukommen. Dazu gehören:
- Fieber als Warnsignal für eine fortgeschrittene Divertikulitis
- akute Schmerzen beim Toilettengang
- Völlegefühl
- Blähungen
- Appetitlosigkeit
- harter, schafskotähnlicher Stuhl
- Übelkeit und Erbrechen
Häufig leiden Betroffene unter regelrechten Schmerzschüben, die nach dem Gang auf die Toilette abklingen. Die Beschwerden können denen des Reizdarmsyndroms ähneln.
Sollten Sie nach dem Toilettengang Blut auf Ihrem Stuhl sehen, kann das auf eine geplatzte Arterie in den Divertikeln hinweisen. Um möglichen Komplikationen, etwa einem Darmdurchbruch oder verschluss, vorzubeugen, sollten Sie sich in jedem Fall an Ihren Arzt wenden.
Achtung!
Die Entzündung kann auf weitere Organe übergreifen und bewirken, dass sich dort Fisteln und Abszesse bilden. Platzt ein entzündetes Divertikel, tritt Stuhl in den Bauchraum aus, was zu einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung führen kann. Kommen weitere Symptome wie Herzrasen, allgemeine Schwäche und eine harte Bauchdecke hinzu, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt und wählen Sie die 112. Es kann sich um einen Notfall handeln!
Schonende Diagnostik
Ihr Arzt wird mit Ihnen zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch führen. Dabei sind für ihn bestimmte Vorerkrankungen ebenso wichtig wie die Symptome, an denen Sie leiden: Wann treten diese auf und wie stark sind sie ausgeprägt? Außerdem wird er Sie zu Ihren Ernährungsgewohnheiten und Ihrem Stuhlgang befragen.
Im Zuge der körperlichen Untersuchung tastet er Ihren Bauchraum sorgsam ab, um den Schmerz zu lokalisieren und zu überprüfen, ob Ihr Bauch an bestimmten Stellen verhärtet ist. Mit dem Finger tastet er anschließend Ihren Enddarm aus. Je nach Beschwerden überprüft er außerdem Ihre Körpertemperatur.
Eine Blutuntersuchung kann Aufschluss darüber geben, ob eine Entzündung im Körper vorliegt.
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt außerdem feststellen, ob die Darmwand verdickt ist und sich Nahrungsreste innerhalb der Divertikel befinden. Wie ausgeprägt die Umgebung betroffen ist, kann er schließlich anhand von CT-Aufnahmen erkennen.
Entwarnung:
Dickdarmdivertikel sind keine Vorstufe von Darmkrebs. Dieser kann sich aus sogenannten Darmpolypen entwickeln.
Oberste Priorität: Komplikationen verhindern
Verursachen die Dickdarmdivertikel keine Beschwerden, müssen sie in der Regel nicht behandelt werden. Anhand von Größe und Anzahl der Divertikel kann der Arzt nicht vorhersagen, ob und wann sich aus der Divertikulose eine Divertikulitis entwickelt.
Sind die Divertikel entzündet, ist es das Ziel der Therapie, die Schmerzen zu lindern und Komplikationen vorzubeugen. Um Ihren Bauch zu entkrampfen, kann Ihnen der Arzt muskelentspannende,, schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verschreiben. Kurzfristiges Fasten und Schonkost entlasten den akut strapazierten Darm außerdem.
Geht es Ihnen trotz dieser Maßnahmen nicht deutlich besser, kann Ihnen der Arzt ein Antibiotikum verschreiben. Dieses wirkt antibakteriell und verhindert, dass sich die Erreger im Darm weiter ausbreiten. Bei schwerwiegenden Entzündungen ist die Gabe des Antibiotikums in Form einer Infusion sinnvoll. Dies erfolgt in der Regel im Krankenhaus.
Wiederholt auftretende Entzündungen erfordern meist einen chirurgischen Eingriff, um Komplikationen, wie zum Beispiel einem Darmverschluss, vorzubeugen. Dabei entfernt der Operateur den erkrankten Darmabschnitt. Nach der Darm-OP erfolgt ein langsamer Kostaufbau.
Mit Ballaststoffen zurück in die Spur
Damit sich die Beschwerden nicht verschlimmern und mögliche Komplikationen vermieden werden, können Sie selbst einiges tun:
- Setzen Sie auf Ballaststoffe: Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert die Verdauung und einen weichen Stuhl. So verringern Sie den Druck auf den Darm und beugen Divertikeln vor. Ballaststoffe sind vor allem in verschiedenen Getreidesorten und Körnern, Hülsenfrüchten sowie in Obst und Gemüse enthalten.
- Kauen Sie Ihr Essen gut durch: Achten Sie darauf, langsam zu essen und alles gut durchzukauen. Je breiiger die Konsistenz Ihres Essens ist, desto leichter fällt es dem Darm, dieses weiterzuverarbeiten.
- Trinken Sie ausreichend Wasser: Etwa zwei Liter Flüssigkeit pro Tag in Form von Wasser, Tees oder Saftschorlen unterstützen den Stoffwechsel und fördern eine gesunde Darmfunktion.
- Bewegen Sie sich: Regelmäßige Bewegung bringt Ihren Darm in Schwung und tut außerdem Ihren verkrampften Muskeln gut. Ausdauersport, wie Joggen oder Fahrradfahren, ist dafür besonders geeignet.
- Sorgen Sie für Entspannung: Bestimmte Techniken, wie zum Beispiel autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, können Ihnen helfen, sich zu entspannen und Symptomen wie etwa einer Verstopfung vorzubeugen.
Greifen Sie zu!
Die Annahme, dass Nüsse, Samen und Körner eine Divertikulitis begünstigen, konnte in Studien widerlegt werden. Nüsse enthalten zudem reichlich Omega-3-Fettsäuren, die nachweislich entzündungshemmend wirken.