Depressionen und COPD
Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung belastet nicht nur körperlich, sondern in hohem Maß auch seelisch. Viele Betroffene entwickeln daher zusätzlich zur COPD eine Depression. Die Symptome wirken sich nach neuesten Studien unmittelbar auf die Lungenerkrankung aus. Eine Depression richtig und frühzeitig zu behandeln, gehört deshalb zu den wichtigen Maßnahmen einer effektiven COPD-Therapie.
Mit COPD zu leben, stellt eine große Herausforderung dar, auch weil diese Lungenerkrankung chronisch und nicht heilbar ist. Zunehmende Symptome wie Luftnot und Husten können beängstigen und zu depressiven Gedanken führen, besonders wenn man sich im Umgang mit der Erkrankung unsicher fühlt. Eine psychische Reaktion auf COPD ist also in gewissem Maß normal, aber daraus kann sich eine behandlungsbedürftige Depression entwickeln.
Wichtig zu wissen: Eine Depression entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen. Sollten Sie über einen längeren Zeitraum typische Symptome (siehe Kasten) an sich beobachten, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Sinnvoll ist es, Angehörige oder Freunde zu fragen, wie sie Ihre Stimmung wahrnehmen.
Nehmen Sie Ihre psychischen Symptome ernst und versuchen Sie von Anfang an bewusst gegenzusteuern. Besonders hilfreich sind offene Gespräche über die düsteren Gedanken beispielsweise in Selbsthilfegruppen oder mit Freunden, und Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten. Sport und Bewegung jeder Art wirken übrigens "stimmungsaufhellend".
So unterscheiden sich Depressionen bei Männern und Frauen
Nach neuesten Erkenntnissen der geschlechtersensiblen Medizin können sich die typischen Symptome einer Depression bei Männern und Frauen unterscheiden.
Frauentypisch: Niedergeschlagenheit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit zählen zu den Beschwerden, zu denen Frauen öfter als Männer neigen.
Männertypisch: Männer dagegen reagieren öfter als Frauen mit Gereiztheit, Nervosität und unkontrollierten Gefühlsausbrüchen, wenn sie depressiv sind.
Depressionen schwächen die "Therapietreue"
Die Symptome einer Depression wirken sich bei beiden Geschlechtern darauf aus, wie zuverlässig die COPD-Therapie und wichtige Maßnahmen durchgeführt werden. Studien zufolge nimmt durch die Depression die Bewegungsfreude ab, Behandlungstermine werden nicht wahrgenommen, die regelmäßige Einnahme der COPD-Medikamente wird vernachlässigt und allgemeine Anwendungen kommen zu kurz. Das Vermeiden von körperlicher Anstrengung geht oft mit einem sozialen Rückzug einher und führt manchmal zu einer zusätzlichen Angststörung.
Wichtig zu wissen: Medikamente gegen Depressionen sind heute insgesamt gut verträglich und haben je nach Wirkstoff ein etwas anderes Wirkungsprofil. Dies sollte bei COPD ebenso wie mögliche Nebenwirkungen bewusst einbezogen werden.
Holen Sie die Depression aus der Tabuzone
Obwohl sich Depressionen heute mit Psychotherapie und mit Medikamenten sehr gut behandeln lassen, nutzen immer noch zu wenig Menschen mit COPD diese Chance. Um eine für Sie individuell passende Therapie der Depression zu finden, müssen die dunklen Gedanken zunächst aus der Tabuzone herausgeholt werden. Dies funktioniert nur, wenn Sie Ihre Beschwerden offen ansprechen und wenn nötig professionelle Hilfe akzeptieren.
Psychische Erkrankungen sind heute zu Unrecht immer noch schambesetzt beziehungsweise ein Tabu. Obwohl rund 40 Prozent der Menschen mit COPD erhöhte Werte für Depressionen aufweisen - bei akuten Verschlechterungen und stationärer Aufnahme liegen die Werte mit bis zu 86 Prozent noch deutlich höher - fragen selbst Fachkräfte bei einer COPD-Erkrankung zu selten nach seelischen Problemen oder psychischen Symptomen.
Unser Tipp: Geben Sie Ihren behandelnden Fachkräften die Möglichkeit, psychische Probleme mit zu therapieren. Wenn Sie Hemmungen haben, Ihre Beschwerden offen auszusprechen könnten Sie alternativ zum Beispiel den offiziell empfohlenen Gesundheitsfragebogen GAD-7 ausfüllen und zum Termin mitbringen. Er wurde entwickelt, damit Ärztinnen und Ärzte den aktuellen Gesundheitszustand der Psyche besser einschätzen können.
Rauchstopp als Stimmungsaufheller
Eine indische Studie fand jetzt heraus, dass Menschen mit COPD, die weiter rauchen, deutlich häufiger depressiv reagieren als die Vergleichsgruppe der Ex-Raucher. Anders als oft vermutet bessert sich Fachleuten zufolge die Stimmung, wenn man mit COPD zum Schutz der Lunge auf Rauchen verzichtet.