Wie entstehen Resistenzen gegenüber Antibiotika?
Zu viel, zu häufig, zu sorglos: Der verschwenderische Umgang mit Antibiotika hat die einstmals schärfste Waffe gegen bakterielle Infektionen immer stumpfer gemacht. Denn Bakterien verfügen über clevere Strategien, um die Wirkung von Antibiotika auszuhebeln.
Weil Antibiotika so gut wirken, wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger eingesetzt - oftmals völlig unnötig. Denn bei einfachen Erkältungen helfen auch Hausmittel. Und bei Erkrankungen, die von Viren ausgelöst werden, sind Antibiotika ohnehin wirkungslos.
Wenn ein Bakterium resistent wird
Der falsche Umgang mit Antibiotika führt dazu, dass immer mehr Bakterien resistent werden. Die üblichen Substanzen oder Dosierungen reichen dann nicht mehr aus, um alle Krankheitserreger abzutöten. So können die unempfindlichen Bakterien überleben und sich weiter verbreiten. Je häufiger ein Antibiotikum eingenommen wird, desto größer der Anteil unempfindlicher Keime unter den Bakterien. Schließlich entsteht ein resistenter Bakterienstamm, bei dem das Antibiotikum nicht mehr wirkt.
Besonders heikel: Die Bakterien geben ihre Widerstandsfähigkeit mit ihrem Erbgut an andere Bakterien und sogar an verschiedene Bakterienarten weiter. Weil sich die Krankheitserreger sehr schnell vermehren, kann sich auch die Antibiotika-Resistenz rasant ausbreiten. Durch Veränderungen im Erbgut, sogenannte Mutationen, können Bakterien jedoch auch auf natürliche Weise unempfindlich werden. So führen diese zufälligen Mutationen dazu, dass die Bakterien den Antibiotika keine Angriffspunkte liefern.
Die überwiegende Mehrheit der Antibiotika-Resistenzen ist jedoch auf Fehler bei dem Umgang mit Antibiotika zurückzuführen: "Auch Patienten, die ihre Antibiotika zu früh absetzen oder in geringerer Dosis einnehmen als verordnet, tragen zur Resistenzbildung bei", warnt Petra Rudnick, Ärztin für Allgemeinmedizin im TK-Ärztezentrum, und empfiehlt: "Nehmen Sie Antibiotika immer genau nach den Anweisungen Ihres Arztes ein."
So setzen Bakterien Antibiotika außer Gefecht
Resistente Bakterien wehren sich gegen ihren Gegner mit allen Mittel und setzen dabei clevere Strategien ein:
- Blocken: Damit das Antibiotikum nicht in die Bakterienzelle gelangt, verschließen die Bakterien Poren. Das Antibiotikum muss draußen bleiben.
- Spalten: Mit einem Enzym knacken Bakterien den sogenannten Beta-Lactam-Ring - eine chemische Gemeinsamkeit von Antibiotika, wie zum Beispiel bei Penicillinen und Cephalosporinen.
- Pumpen: Selbst wenn das Antibiotikum in die Bakterienzelle eindringt, ist der Kampf noch nicht gewonnen: Einige Bakterien entwickeln einen Pumpmechanismus, mit dem das eingedrungene Antibiotikum einfach aus der Zelle hinausbefördert wird.
- Verwandeln: Bakterien verändern die Zielstrukturen der Antibiotika. Der Wirkstoff kann sich nicht mehr an die Bakterienzelle binden.
Multiresistenz
Multiresistenz bedeutet, dass Bakterien gegenüber mehreren Antibiotika, die zur Therapie von Infektionen benötigt werden, unempfindlich geworden sind. Dabei kann das Bakterium über einen Resistenzmechanismus verfügen, der bei vielen verschiedenen Antibiotika wirkt. Ebenso kann ein Bakterium über mehrere Resistenzmechanismen verfügen und auf diese Weise multiresistent sein.