Multiresistente Keime im Krankenhaus (2/5)
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Wenn Antibiotika nicht mehr zuverlässig gegen bakterielle Infektionen wirken, kann es gefährlich werden - vor allem für Menschen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist. Besonders in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtung sind multiresistente Erreger durch den häufigeren Einsatz von Antibiotika verbreitet. Viele Patienten und Patientinnen sind zudem aufgrund von Operationen oder Vorerkrankungen anfälliger für Infektionen.
Bakterien und die Immunabwehr
Viele Bakterien sind harmlos oder sogar nützlich für den Menschen: Fast eine Billion Mikroben, die ständig in unserem Körper oder auf unserer Haut leben, sorgen dafür, dass zum Beispiel der Darm arbeiten kann. Ein gesundes Immunsystem ist normalerweise in der Lage, krankheitserregende Bakterien abzuwehren. Einige Umstände können jedoch dazu führen, dass diese Immunabwehr weniger gut funktioniert. Dazu gehören:
- Ein höheres Alter
- Ein geschwächtes Immunsystem, z. B. durch eine chronische Erkrankung
- Rauchen
- Starkes Übergewicht (Adipositas) oder starkes Untergewicht
Antibiotika kommen zum Einsatz, wenn das Immunsystem bei der Bekämpfung von Bakterien Unterstützung benötigt. Doch bei resistenten oder multiresistenten Bakterien ist die Behandlung deutlich schwieriger, denn sie sind unempfindlich gegen bestimmte antibiotische Wirkstoffe oder ganzen Wirkstoffklassen. Erfahren Sie im Artikel "Wie entstehen Resistenzen gegenüber Antibiotika" mehr zu diesem Thema.
Krankenhäuser als "Hotspots"
Krankenhäuser und andere Pflegeeinrichtungen bieten multiresistenten Keimen besonders günstige Bedingungen. Hier kommen viele Faktoren zusammen, die die Entstehung und Verbreitung solcher Erreger erleichtern oder das Risiko einer Infektion erhöhen:
- Geschwächtes Immunsystem: Nach Operationen, bei schweren Erkrankungen oder auch beim Einsatz immunsuppressiver Medikamente sind die Abwehrkräfte vieler Patienten und Patientinnen geschwächt. Eine Infektion mit krankheitserregenden Bakterien ist dann wahrscheinlicher.
- Enger Kontakt: Durch Behandlung und Pflege kommt es in Gesundheitseinrichtungen oft zu engem Körperkontakt zwischen Patienten bzw. Patientinnen und dem Pflegepersonal. Auf diese Weise kann eine Übertragung von Bakterien stattfinden.
- Mehr Eintrittspforten: Normalerweise übernimmt die menschliche Haut eine wichtige Schutzfunktion, um Erreger fernzuhalten. Im Krankenhaus bieten Katheter, Kanülen oder offene Wunden den Bakterien jedoch Möglichkeiten, in den Körper einzudringen.
- Häufiger Antibiotikaeinsatz: In Krankenhäusern werden Antibiotika häufiger verabreicht als in der ambulanten Behandlung. Das begünstigt die Entwicklung resistenter Bakterienstämme.
Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)
Als Krankenhauskeime werden Erreger bezeichnet, mit denen sich Patienten und Patientinnen während eines Aufenthalts im Krankenhaus infizieren. Zu den bekanntesten resistenten Krankenhauskeimen gehört der sogenannte Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Bakterien des Typs Staphylococcus aureus besiedeln bei vielen Menschen Haut und Nasenschleimhäute und sind zunächst kein Grund zur Sorge. Gelangen sie jedoch in den Körper, etwa durch Katheter oder offene Wunden, können Infektionen die Folge sein. Manche dieser Bakterien sind unempfindlich gegen das Antibiotikum Methicillin und andere häufig eingesetzte antibiotische Wirkstoffe (Multiresistenz).
Wichtig zu wissen: Bei Menschen mit gesundem Immunsystem verursacht eine Besiedlung mit resistenten oder multiresistenten Bakterien wie MRSA normalerweise keine Beschwerden. Problematisch wird es bei einer Infektion, denn dann sind die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt.
Schutz vor Krankenhauskeimen
Um sich selbst und Ihre Mitmenschen bei einem Krankenhausaufenthalt bestmöglich vor der Verbreitung resistenter Keime zu schützen, ist eine gewissenhafte Hygiene besonders wichtig. Dabei steht vor allem die Händehygiene im Mittelpunkt: Etwa 90 Prozent aller Erreger werden über die Hände übertragen. Als Patient oder Patientin stehen Sie im Mittelpunkt der Behandlung und können selbst einen großen Beitrag dazu leisten, Infektionsketten zu unterbrechen. Diese Maßnahmen helfen dabei:
- Verzichten Sie auf Händeschütteln.
- Niesen Sie in die Armbeuge.
- Waschen Sie sich regelmäßig und gründlich die Hände.
- Desinfizieren Sie Ihre Hände insbesondere in folgenden Situationen:
- Beim Betreten des Krankenzimmers
- Beim Verlassen des Krankenzimmers
- Vor dem Essen
- Nach dem Toilettengang
- Berühren Sie Ihren Katheter oder Ihren Wundverband möglichst nicht mit den Händen. Sollte damit etwas nicht in Ordnung sein, bitten Sie das Krankenhauspersonal, sich darum zu kümmern.
- Benutzen Sie keine Hygieneartikel wie Handtücher, Waschlappen oder Zahnbürsten von anderen Personen.
Händedesinfektion: So geht‘s
Die Händedesinfektion ist nur dann wirksam, wenn sie richtig ausgeführt wird. Achten Sie dabei auf folgende Punkte:
Desinfizieren Sie die Hände in trockenem Zustand.
Benutzen Sie eine ausreichende Menge an Desinfektionsmittel, sodass die gesamte Hautoberfläche benetzt ist.
Achten Sie besonders darauf, dass Sie auch Fingerkuppen und Daumen erfassen, denn an diesen Stellen befinden sich häufig Keime.